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Auszeichnungen für die Besten in der Berufswelt

18.09.2018 14:37
von  Kirstin Burr //

Vom 12. bis 16. September fanden in Bern zum zweiten Mal die zentralen Schweizer Berufsmeisterschaften, die «SwissSkills», statt. Unter den 135 präsentierten Berufen fanden sich neben den Hufschmieden zum ersten Mal auch Pferdefachfrauen.


Die zweiten «SwissSkills» waren ein Erfolg. 115515 Besucher kamen in die BEA, um einen Einblick in die Vielfalt der Schweizer Berufsbildung zu erhalten. Von Mittwoch bis Samstag wurde um die Medaillen und den Titel des Schweizermeisters gekämpft. In einigen Berufen ging es auch um die Fahrkarte zu den «WorldSkills», die 2019 stattfinden werden. 78 Gold-, Silber- und Bronzemedaillen wurden unter den über 900 Teilnehmern vergeben. Die Hufschmiede EFZ hatten schon 2014 an den ersten «SwissSkills» teilgenommen. Für die Pferdefachmänner EFZ war es heuer die Premiere. Claude Thomann, der OK-Präsident der «SwissSkills», zog eine positive Bilanz: «Wir sind überwältigt von den ganzen Reaktionen, sei es von Besuchern, Teilnehmern, Experten oder von den Vertretern der Berufsverbände. Die SwissSkills 2018 waren ein voller Erfolg. Dank des grossen medialen Interesses wurde beste Werbung für die Schweizer Berufsbildung gemacht.»

Die Hufschmiede
Am 14. und 15. April fand an der OFFA in St. Gallen die Qualifikation der Hufschmiede für die «SwissSkills» statt. Mit 35 Teilnehmern war ein grosser Teil der Lernenden am Wettkampf angetreten, zwölf von ihnen qualifizierten sich für die Berufsmeisterschaften. In zwei Gruppen mit sechs Teilnehmern mussten die Hufschmiede an je zwei Tagen insgesamt sechs Prüfungen bestreiten. Dies unter Zeitdruck, in der Hitze und unter den Augen von zahlreichen Zuschauern. Eine ungewohnte Situation für die jungen Leute. An Tag eins musste innerhalb von 60 Minuten ein geübtes Hufeisen geschmiedet werden. Ein möglicher Werdegang wurde gezeigt. Prüfung Nummer zwei war «Surprise», das heisst, erst vor Ort wurde den Teilnehmern das Eisen gezeigt. Damit alle die gleichen Voraussetzungen hatten, durfte Gruppe zwei nicht zuschauen und die Masse des Eisens wurden etwas verändert. Eine Gruppe musste ein linkes Bein beschlagen, die andere ein rechtes. Zum Abschluss des ersten Tages blieben wiederum 60 Minuten, um einen Huf zu beschlagen. Am nächsten Tag ging es dann mit der Prüfung «Spezialbeschlag» weiter.

Die Bronzemedaille gab es für Fabian Leutwiler.

Hanna Ackermann – eine von zwei Hufschmiedinnen.

Für diesen musste innerhalb von 70 Minuten ein Eisen für ein Pferd, dass sich beim Laufen streift, geschmiedet und beschlagen werden. Bei der Prü­fung «Eagle Eye» durfte ein Eisen zehn Sekunden lang betrachtet und ein Mass genommen werden, bevor den Teilnehmern fünf Minuten blieben, um eine Skizze anzufertigen. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich um ein Kaltbluteisen handelt, sodass schon die Stahldimensionen sehr gross und schwer sind. Am Ende muss alles passen und das innerhalb von 40 Minuten. Als Abschlussprüfung sollten die Teilnehmer eine Hufzange innerhalb von zwei Stunden aus zwei Stück Rundstahl und einer Rundkopfniete erstellen. Sie konnten hierfür ein Modell immer wieder zum Vergleich hernehmen. Experte Christian Krieg zog eine Bilanz: «Bei der ers­ten Gruppe war das Niveau höher. Toll ist, wie sich die Lernenden, die erst im dritten oder vierten Lehrjahr sind, hier präsentieren. Was ich dagegen schade finde, ist, dass manche hier mit wenig Ehrgeiz rangehen oder es nur als Spass ansehen. Das nimmt anderen die Chance, die hier mit Stolz unser Berufsbild vertreten würden. Schön war für die Schmiede und uns Experten, dass so viele Zuschauer da waren. Wir haben gute Werbung gemacht.» Jeremy Zuber musste Forfait geben, da er wegen einer Überbelas­tung Probleme mit dem Ellenbogen hatte. Er war natürlich sehr enttäuscht. Für ihn startete Lee-Roy Ruf, der am Ende den achten Platz belegte: «Mir wurde im Vorfeld schon gesagt, dass ich als dreizehnter Teilnehmer nachrücken könne. Daher habe ich mich vorbereiten können. Ich habe zu Hause ein wenig geübt, aber nicht zu viel. Es war eine tolle Erfahrung hier, man konnte auch viel für die Abschluss­prüfung mitnehmen.» Der Gewinner der Bronzemedaille, Fabian Leutwiler, der im vierten Lehrjahr ist, sagte: «Wir gehen alle zusammen in die Schule, das macht es nochmal spannender. Unter den besten zwölf der Schweiz zu sein, macht mich stolz und hier zu sein, war eine ganz spezielle Erfahrung.» Am Ende siegte Andrin Graber überlegen. Benjamin Müller belegte Rang zwei. Graber steigerte sich bei der Teilnahme an Lehrlingswettkämpfen vom vierten Rang im zweiten Lehrjahr auf den dritten Platz im dritten Lehrjahr und nun, zum Abschluss, konnte er den Meistertitel gewinnen: «Ich bin sehr stolz und freue mich total. Ein perfekter Abschluss für meine Ausbildung.»

Die Pferdefachfrauen
Zum ersten Mal wurde der Schweizermeistertitel bei den Pferdefachfrauen verliehen. 18 junge Frauen, die 2018 ihre Ausbildung in verschiedenen Fachrichtungen der Pferdeberufe abgeschlossen hatten, sollten bei den «SwissSkills» antreten. Geplant waren drei Gruppen mit je sechs Reiterinnen an den drei Tagen der Vorausscheidungen. Aber jeden Tag gab es eine Abmeldung. Von Mittwoch bis Freitag massen sie sich in den sechs Disziplinen Fütterung, Ausrüs­tung, Veterinärwesen, Bodenarbeit, Pferdebeurteilung und Geschicklichkeit am Voltige-Movie (einem Pferdesimulator). Die drei Tagesbesten Sarina Thommen, Orane Berger und Stefanie Lang qualifizierten sich für den Final. Naëli Bapst war die Beste der Zweitplatz­ierten und ergatterte damit den vierten Platz. Am Finaltag hatten die vier Reiterinnen eineinhalb Stunden Zeit, die Ausrüstung und das Pferd zu pflegen, einzuflechten und zu bandagieren.

Ein Prüfungsteil bildete das Quadrillenreiten.

Stefanie Lang erklärte einer Kundin die Pferdepflege.

All das floss ebenfalls in die Beurteilung ein. Das NPZ in Bern stellte nicht nur die Pferde zur Verfügung, sondern auch die Halle. Dort hatten die Finalisten 30 Minuten Zeit, sich an die Pferde zu gewöhnen und diese aufzuwärmen. Anschliessend musste eine Quadrille geritten werden. Simon Reiss von der Organisation der Arbeitswelt Pferde erklärte: «Es ist eine schwere Aufgabe. Die Reiterinnen kennen sich nicht wirklich untereinander. Und auch die Pferde sind fremd. Da ist eine Quadrille eine grosse He­rausforderung. Die letzten fünf Minuten müssen sie komplett auswendig reiten.» Am Nachmittag ging es darum, «Kunden» zu unterrichten. Dies waren vier Zuschauer, die sich zur Verfügung gestellt hatten. An vier Stationen wurde Unterricht in der Bodenarbeit, Material/Ausrüstung, Pflege und Geschicklichkeit am «Movie» erteilt. Es ging darum, herauszufinden, was für (körperliche) Voraussetzungen der Kunde hat und was man ihm zumuten kann. Am Ende des Finals gewann Sarina Thommen überlegen mit 90,58 Punkten vor Stefanie Lang (81,81) und Orane Berger (76). Alle vier betonten, was für eine tolle und spannende Erfahrung die «Swiss­Skills» gewesen seien und lobten die Organisation. Thommen strahlte: «Ich freue mich über meinen Schweizermeistertitel. Ich hatte in der Schule von den «SwissSkills» gehört und mich gleich angemeldet. Dank meines guten Abschlusses in Klassischem Reiten wurde ich genommen. Es hat sehr viel Spass gemacht.» Gleich tönte es auch bei Stefanie Lang, die ihre Ausbildung im Bereich Pflege gemacht hatte und nun noch ein Jahr für den Abschluss im klassischen Reiten dranhängt. Es waren sich alle einig, dass es eine tolle Erfahrung war.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 37/2018)

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