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Das Schweizerische Nationalgestüt in Avenches.
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Aktuelle Themen

Brennpunkt «Institut suisse de médecine équine»

26.07.2016 13:59
von  Karin Rohrer //

Die «PferdeWoche» hat mit Christine Caron-Wickli, Leiterin für interne Kommunikation und bei Vinzenz Gerber von der Leitung des ISME und Innere Medizin an der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern gesprochen.


«PferdeWoche»: Der Entscheid des Bundes, sich personell aus dem ISME zurückzuziehen, kam ziemlich überraschend. Was bedeutet dies nun explizit für den ISME-Stand­ort in Avenches – da laufen die Verhandlungen noch – und wie wurde darauf reagiert?

Christine Caron-Wickli: Agroscope ist daran, mit der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern eine Lösung zu finden. ISME am Standort Avenches geht sehr wahrscheinlich weiter, Agroscope reduziert jedoch seine Ressourcen in dieser Zusammenarbeit mit der Universität Bern.

Christine Caron-Wickli.


Wie lässt sich die Organisation und Zusammenarbeit von Agroscope und Vetsuisse beschreiben?
Seit 2012 führen Agroscope und die Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern im Bereich der Pferdemedizin ein gemeinsames Institut, das «Institut suisse de médecine équine» (ISME). Wie das Institut geführt, Leis­tun­gen ausgetauscht und Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden soll – um das zu regeln, schlossen Agroscope und die Universität Bern einen Vertrag ab, dessen detaillierter Inhalt jedoch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Zurzeit wird ein neuer Vertrag ausgehandelt und diese Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen.


Hat die aktuelle Situation Einfluss auf die Führung und das Bestehen des Nationalgestütes?
Die Antwort auf diese Frage ist ein klares Nein; die aktuellen Verhandlungen rund um das ISME haben keinen Einfluss auf die Führung oder das Weiterbestehen des Schweizer Nationalgestüts von Agroscope. Wie bereits erwähnt, führt Agroscope im Schweizer Nationalgestüt alle bisherigen Leistungen in der Forschung im Bereich der Pferdezucht (Zucht und Genetik) und Pferdehaltung (Ethologie, Haltung, Fütterung), das Projekt Strategieentwicklung Freiberger sowie die Beratungsstelle Pferd unverändert weiter. Hinzu kommt, dass Agroscope die Forschung in der Nutztiergenetik ausbauen wird; dies kommt auch der Pferdezucht zugute.

Das ISME soll weiterhin in Avenches stationiert bleiben.


Welche Leistungen und Forschungen werden im ISME durchgeführt und angeboten?
Vinzenz Gerber: Die Vetsuisse-Fakultät Universität Bern umfasst mehrere Kliniken, Institute und Abteilungen. Das Schweizer Institut für Pferdemedizin (ISME) betreibt im Tierspital Bern die Pferdeklinik und auf dem Gelände des Nationalgestüts in Avenches eine Gruppe für Arbeitsmedizin mit vorwiegend ambulatorischen pferdemedizinischen Leis­tungen und Rehabilitation sowie das einzige in der Schweiz EU-anerkannte Reproduktionszentrum. Im ISME Avenches werden zahlreiche interdiszipli­nä­re und durchaus nicht nur rein veterinärmedizinische Forschungsarbeiten im Bereich Fruchtbarkeit und Fortpflanzung (bei­spiels­wei­se Auswirkungen der Haltung, des Managements und der Genetik von Hengs­ten und Stuten auf die Fertili­tät), Genetik (zum Beispiel Monitoring von Erbkrankheiten, insbesondere beim Freiberger, aber auch bei anderen Rassen; von Schweizerischen Nationalfonds unterstützte Forschung zum Pferdeasthma) sowie der Arbeitsmedizin (beispielsweise Auswirkungen von chronischem Stress) durchgeführt und die tierärztliche Versorgung der Gestütspferde sichergestellt.

Vinzenz Gerber.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation und die Zukunft des ISME?
Seitens Vetsuisse-Fakultät Universität Bern bestehen Zweifel über das weitere Bestehen des ISME in Avenches. Grössere Veränderungen, auch für Leis­tungen, die das Gestüt an und für sich sowie das Reproduktionszentrum betreffen, sind nicht ausgeschlossen. Die Beschlüsse und Orientierung seitens Agroscope waren in der ersten Phase einseitig und ohne Rücksprache mit der Uni geschehen. Aktuell ist Agroscope auf die Vetsuisse zugekommen und wir sind nun im Gespräch und guter Hoffnung, eine Lösung für die Zukunft zu finden.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 29/2016)

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