Suche
Mannschaftsgold an der Weltmeisterschaft 2018 in Tryon (USA): Dorothee Schneider mit Sammy Davis jr.
Previous Next
Aktuelle Themen

«Das Ausbilden von Pferden ist mein Leben!»

26.03.2019 14:57
von  Angelika Nido Wälty //

Die deutsche Teamolympiasiegerin, Welt- und Europameisterin Dorothee Schneider war «Stargast» und Seriensiegerin am dritten Horse Park Masters in Dielsdorf. Im Gespräch mit der «PferdeWoche» erzählt sie von ihren Verbindungen in die Schweiz, wie ihr Mann sie zum 50. Geburtstag überraschte und erklärt, weshalb für sie in der Reiterei der Weg das Ziel ist.

«PferdeWoche»: Dorothee Schneider, hat es Ihnen am Horse Park Masters in Dielsdorf gefallen?

«Dorothee Schneider»: Ja, sehr. Die Anlage ist wunderschön, die Bedingungen für Reiter und Pferde sind sehr gut – da könnte man auch gut eine internationale Veranstaltung machen. Das Turnier war ideal ausgeschrieben mit einer Kleinen Tour, einer Grossen Tour und dem Intermédiaire II als Zwischenprüfung. Von daher passte es für die drei Pferde, die ich dabeihatte, optimal.

Was hat Sie bewogen, in der Schweiz zu starten?

Meine Verbindung zu Robert Lualdi, der einer der Sponsoren des Turniers ist: Wir kennen uns seit vielen Jahren. Herr Lualdi hatte früher seine jungen Pferde bei mir in Ausbildung und ich war 2007/2008 ein gutes Jahr die halbe Woche bei ihm auf dem Gutsbetrieb Ibikon tätig. Das hat mir Spass gemacht, war aber leider in Kombination mit meinem eigenen Betrieb zu anstrengend. Wir sind in Verbindung geblieben und ich finde es toll, wie er sich für den Dressursport in der Schweiz engagiert. Deshalb bin ich hier gestartet – und ich komme nächstes Jahr gerne wieder!

Kennen Sie die Schweizer Dressurszene ein biss­chen?

Nein, ehrlich gesagt gar nicht. Klar, in Tryon habe ich mitbekommen, dass die Schweizer da waren und auf den CDIs in Deutschland sehe ich gelegentlich mal Birgit Wientzek-Pläge, aber sonst kenne ich eigentlich niemanden.

Sie sind im Sport erfolgreich und leiten einen Betrieb mit 35 Ausbildungspferden und elf Angestellten – wie bringen Sie alles unter einen Hut?

Das ist tatsächlich ein Spagat, aber ich werde toll unterstützt von meinem Mann, der mir zu Hause und auch auf den Turnieren hilft, wo er kann. Ich bin schon die, die in letzter Minute zu Hause wegfährt und beim Turnier als Letzte beim Vetcheck ist, weil ich auf dem Betrieb noch so viel wie möglich erledigen möchte. Aber ich habe ein Team, auf das ich mich verlassen kann. Sie reiten meinen Stil, sodass die Pferde gut gymnastiziert und weiter ausgebildet werden, wenn ich nicht da bin. Es ist für mich auch mental eine Stütze, wenn ich weiss, dass zu Hause alles gut ist. Das beruhigt und ich kann mich auf den Sport konzentrieren.

Das müssen Sie auch. Die Konkurrenz ist hart in Deutschland.

Ja, es ist bei uns nicht einfach, unter die besten vier zu kommen und für die Mannschaft zu reiten. Aber es macht einfach Spass, dort angekommen zu sein und die Pferde dahin zu bringen. Sowie zum Beispiel Showtime, den ich dreijährig bekommen habe und mit dem ich dann bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 eine Medaille gewonnen habe, das ist schon sehr besonders und auch etwas sehr Emotionales. Die Medaillen sind toll, aber der Weg dahin ist es auch: Das Ausbilden von Pferden ist mein Leben!

Sie sind vor ein paar Wochen 50 Jahre alt geworden – ein Geburtstag wie jeder andere?

Ich fühle mich nicht wie 50, ein Einschnitt bezüglich meiner körperlichen Fit­ness war es also nicht, oder zumindest bis jetzt nicht. Aber es war ein sehr besonderer Geburtstag, weil mein Mann mir eine tolle Überraschung gemacht hat. Wir waren auf dem Turnier in Neumünster, wo ich mit einem Nachwuchspferd den Grand-Prix-Spécial gewonnen habe. Bei der Siegerehrung hat sich mein Mann das Mikro geschnappt, ein paar liebe Worte gesagt, mir einen Strauss Rosen überreicht, dann ist die ganze Halle aufgestanden und hat «Happy Birthday» gesungen – das war schon ein Gänsehautmoment.

Was ist Ihre Philosophie beim Ausbilden von Pferden?

Mir ist wichtig, dass das Pferd Pferd sein darf. Bei uns gehen alle Pferde raus, auf Paddocks oder auf die Wiese, damit sie mental abschalten können. Beim Training ist mir Motivation sehr wichtig, ich bin viel am Belohnen, nicht mit Leckerlis, sondern ich signalisiere dem Pferd von oben, wenn es seine Sache gut gemacht hat. In schwierigen Situationen reagiere ich nicht mit Druck, sondern versuche, mit vertrauensbildenden Massnahmen über diesen Punkt hinwegzukommen.

Dorothee Schneider mit Fohlenhofs Rock’n Rose.

Ich behandle jedes Pferd als Individuum, versuche jeden Tag zu erfühlen, wie es ihm geht, wie es drauf ist und passe das Training entsprechend an. Der Pferdekörper muss so gymnas­tiziert werden, dass er mühelos Last aufnehmen kann, denn die Lektionen, die wir im Grand-Prix-Sport reiten, erfordern viel Kraft. Es muss also mein Ziel sein, das Pferd so auszubilden, dass es diese Kraft hat und dadurch die Freude an der Arbeit behält. Nur dann sieht ein Ritt im Viereck leicht, harmonisch und ästhetisch aus. Wenn mir das gelingt, ist das der Lohn für meine Arbeit.

Was sind Ihre nächsten sportlichen Ziele?

Eigentlich wäre es als Erstes der Weltcup­final in ­Göteborg gewesen. Entgegen ers­ten Erwartungen musste Sammy Davis jr. jedoch etwas länger gegen einen ­Infekt behandelt werden, als gedacht. Daher verzichte ich schweren Herzens mit Rücksicht auf das Pferd auf einen Start. Das ist schade, wir freuen uns aber auf die Freiluftsaison. Dann steht natürlich der Weg zur EM an, für die ich mich qualifizieren möchte.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 12/2019)

[...zurück]