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Gesunde Hufe sind wesentlich für das Wohlergehen des Pferdes.
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Dem Fundament Sorge tragen

28.10.2014 12:53
von  Alexandra Koch //

Gesunde Hufe sind essentiell für das Wohlbefinden des Pferdes, weiss jeder Pferdebesitzer. Doch wie schützt und pflegt man den Huf wirklich effektiv? Es müssen ja nicht immer gleich folgenschwere Erkrankungen wie Hufrehe sein, welche eine mangelhafte Pflege zur Folge hat. Doch viel zu häufig leiden Pferde hierzulande unter sprödem und brüchigem Hufhorn oder zu weichen Hufen.

Ein Thema, das sicherlich mehr als einen Artikel umfassen dürfte. Hier soll der Versuch gemacht werden, die wichtigsten Tipps zur Hufpflege und Gesunderhaltung zu beschreiben – von innen und aussen.

Der Aufbau des Hufes

Der Huf besteht ganz grundlegend aus der Oberhaut, der Lederhaut und der Unterhaut. Die Oberhaut teilt sich auf in den Hornschuh und die Hufkapsel. Hier wird das Hufhorn produziert, das sich in viele lokale Bestandteile, wie etwa das Kronhorn oder das Ballenhorn, aufteilen lässt. In der Huflederhaut befindet sich die Versorgungsschicht des Hufes. Kein anderer Teil des Hufes birgt so viele Nerven und Blutgefässe. Unter der Lederhaut befindet sich die innerste Schicht, die Unterhaut. Sie bildet ein sehr leicht dämpfendes Saum- und Kronpolster sowie am Ballen und Strahl ein di­ckes, stoss­ab­fe­dern­des Pols­ter.

Im Laufe der Evolution haben sich die Zehen, über die beispielsweise das Urpferd Eohippus verfügte, immer mehr zu einem einzigen Zeh, dem kompletten Huf, zurückgebildet. Überreste des ehemaligen Aufbaus des Pferdebeines findet man zum Beispiel noch in der Kastanie, welche die Rückbildung eines Zehs ist.

Hufpflege – kinderleicht?

Hufe auskratzen – das kann doch jedes Kind. Man möch­te dies zunächst gern glauben, aber wer einmal in einem Reitstall um sich blickt, wird schnell bemerken, dass viele Erwachsene deutlich schlampiger vorgehen, als die «Ponykinder». Deshalb lohnt es sich durchaus, sich einmal wieder bewusst zu werden, wie schädlich es für den Pferdehuf ist, wenn das eingetretene, faulige Stroh lange Zeit darin feststeckt oder aber wenn sich ein Stein immer tiefer in den Huf bohrt. Vor und nach jedem Ritt müssen darum die Hu­fe kontrolliert werden. Oft sind es nur ein paar Handgriffe, den Huf am Strahl entlang in den Strahlfurchen gründlich zu säubern. Auch an der sogenannten weissen Linie treten sich gern Steinchen ein, die man vorsichtig entfernt. Man sollte in keiner Region des Hufes zu stark und intensiv mit dem Hufkratzer arbeiten, da sonst leicht klei­ne­re Verletzungen entstehen können. Da­rum sind für die Feinreinigung auch eine Wur­zel­bürs­te und Wasser empfehlenswert. Beim be­schla­ge­nen Pferd ist es möglich, dass sich Steine und Schmutz vor allem unter dem Hufeisen verfangen und festsetzen. So muss in diesem Bereich natürlich besonders sorgfältig ausgekratzt werden.

Für die Feinreinigung der Hufe sind eine Wurzelbürste und Wasser empfehlenswert.

Vor und nach dem Reiten müssen die Hufe sorgfältig ausgekratzt werden.

Wichtig ist, nicht den Hufkratzer in die weichen Stellen an der Ballenfurche innen am Huf zu bohren. Auch hier nimmt man Wasser zur Hand, um mehr Sauberkeit zu gewährleis­ten. Insgesamt bedeutet das Auskratzen der Hufe nur etwa fünf Minuten Arbeit – aber man kann dem Pferd bei sorgfältiger und regelmässiger Vorsorge Verletzungen und Huferkrankungen ersparen. Bei der täglichen Hufpflege sollte man immer ein Auge darauf haben, ob mit dem Huf alles in Ordnung ist: Gibt es beispielsweise kleinere Verletzungen? Sitzt der Beschlag immer noch? Sind alle Nägel dort, wo sie hingehören? Gibt es gar brüchige Stellen am Huf?

Huffett und -öl

Weit verbreitet ist der Einsatz von Fetten und Ölen. Doch dieser ist nicht ganz gefahrlos: Sie liegen nämlich als undurchlässige Schicht auf dem Hufhorn und lassen so weder zu, dass Feuchtigkeit eindringt noch nach aussen gelangt. Ein eingefetteter Huf sieht zwar schön aus und ist gerade bei Turnierpferden gang und gä­be, jedoch kann er vor allem weiches Hufhorn noch weiter aufweichen. Tro­cke­ne, feste Hufe können eingefettet werden – jedoch nur, wenn es keinerlei Schwierigkeiten mit dem Wasserhaushalt gibt. Was man dabei beachten sollte: Die Hufe sollten zum Einfetten noch feucht sein und man sollte den Huf nicht extrem scheuern, bevor er gefettet wird. Sinnvoll ist vor allem ein Einfetten des Kronrandes und der Hufsohle. Huffette mit Zusätzen wie etwa Lorbeeröl, welches das Hufwachstum fördert, sind zweckmässig. Das Lorbeeröl kann auch separat am Kronrand, etwa mit einer Zahnbürste, aufgetragen werden.

Im Allgemeinen ist eine Lotion auf Wasserbasis jedoch weitaus empfehlenswerter, um dem Huf Feuchtigkeit zu spenden. Hufbalsam auf Eukalyptus- oder Pinienbasis kann bei gesunden Hu­fen ebenfalls verwendet wer­den, um die Hufe vor Feuchtigkeit zu schützen. Dieser wird auf die Sohle und den Strahl dünn aufgestrichen. Auch Arnikaöl wird bei brüchigen, spröden Hufen empfohlen.

Ebenso ist das Einreiben mit Olivenöl möglich – und eine durchaus empfehlenswerte Lösung. Als Naturheilmittel für spröde Hufe kann das Einreiben mit einer Zwiebel dienen. Der Glanz der Zwiebel kommt zudem jenem von Huffett gleich, jedoch ohne den Fett­film zu verursachen, der den Wasseraustausch verunmöglicht.

Einfluss von Weide und Stall auf den Huf

Für jeden Pferdebesitzer muss klar sein, dass das Pferd auf keinen Fall in fauligem, von Ammoniak verseuchtem Stroh oder Einstreu stehen darf. Tägliches Misten ist unumgänglich für einen gesunden Huf. Bakterien, Schimmelpilze, Milben und Co. schaden allesamt dem Pferdeorganismus und besonders auch den Hufen. Beim Weidegang hat vor allem das langsame Anweiden Einfluss auf die Hufe. Gerade, wenn das erste Grün spriesst, muss man darauf achten, dass die Pfer­de nicht zu viel davon fressen und ihre empfindliche Darmflora dadurch un­nötig strapazieren. Das Pferd soll­te nicht hungrig auf die Weide kommen, sondern zunächst im Stall ausreichend Raufutter fressen kön­nen. Besonders im Früh­jahr sind Fruktane, die durch Stress im frischen Gras entstehen (ja, wachsen ist «Stress» fürs Gras!),
eine Gefahr fürs Pferd. Diese langkettigen Koh­len­hy­dra­te haben nicht nur schädlichen Einfluss auf die Darmflora, sondern auch auf den Stoffwechsel allgemein und können lang­fris­tig Hufrehe hervorrufen. Die Gräser, die man heutzutage auf den meisten Pferdeweiden findet, sind nicht mehr auf die Bedürfnisse des Pferdes ausgerichtet, sondern eher auf die Rinderzucht. Es fehlen daher nährstoffreiche Gräser, die Mineralien und Spurenelemente liefern. Allzu oft findet man dagegen stark zuckerhaltige Gräser wie etwa Weidelgras. Vor allem bei Nachtfrost im Frühjahr und Herbst ist die Rehegefahr auf der Weide besonders hoch, da die Gräser bei Stress durch Temperaturschwankungen sehr viel Fruktan speichern.

Eine saubere Box und viel Bewegung mit Weidegang sind wichtige Aspekte für gesunde Hufe.

Der Weidegang kann tro­cke­nes Hufhorn aber auch sehr positiv beeinflussen. Trockene Hufe während des Winters stellen noch kein grosses Problem dar, wenn diese ab dem Frühjahr wieder regenerieren kön­nen. Dabei ist es aber wichtig, dass die Pferde schon frühmorgens durchs feuchte Gras gehen oder auch bei Regen draussen sein dürfen. In keinem Fall darf ein Pferd längere Zeit auf matschigen, durchpflügten Wei­den oder Paddocks gehalten werden, da sonst die Gefahr fauliger Hufe immens ansteigt. Wird das Hufhorn durch die Feuchtigkeit brü­chig, nimmt es – ähnlich einem Schwamm – immer mehr Wasser in sich auf.

Fütterung und Hornqualität

Sauberkeit und Bewegung sind die wichtigsten Faktoren, um gesunde Hufe sicherzustellen. Ihnen folgend nimmt jedoch auch die Ernährung massgeblich Ein­fluss. Viel zu oft werden heutzutage zu viel Kraftfutter und Ergänzungsmittel gefüttert – teils, weil man als Reitsportler ein fittes und kraftvolles Pferd wünscht, teils, weil man einfach der Werbung zu viel Glauben schenkt. Dabei sollte die Grundlage des Pferdefutters immer Heu und anderes Raufutter sein, danach steht Saftfutter und erst ganz am Schluss folgt das Kraftfutter – dies gilt auch bei Sportpferden. Zu wenig Raufutter schadet der Darm­flora, fördert Koliken und fütterungsbedingte Stoff­wechselerkrankungen und nicht zuletzt auch den Hufen. Bei der Fütterung von Kraftfutter sollte man für jedes Pferd eine individuelle Dosis zusammenstellen. Vor allem Hafer kann gut verwertet werden. Insgesamt gilt hier: Weniger ist mehr. Die Dosis bei Bedarf immer langsam steigern, nie­mals gleich hoch ansetzen. Für ein normales Gross­pferd, das durchschnittlich gearbeitet wird, sollten es beispielsweise höchstens 2,5 Kilogramm Ha­fer täglich sein. Das Kraftfutter muss in jedem Fall auf mehrere Fütterungen täglich verteilt werden. Fütterungsfehler kommen nicht immer gleich zutage. Jedoch können sich die davon hervorgerufenen Pro­ble­me oft über Jahre hinweg einschleichen, die dann möglichst rasch behoben werden müssen.

Biotin und Zink als Ergänzung

Biotin wird im Allgemeinen als eine Art Allheilmittel bei Hufproblemen angesehen. Doch die Wahrheit ist, dass dieses das Hornwachstum nicht mass­geb­lich beeinflusst. Man sollte es, ist das Hornwachstum zu gering, am besten nur als Kombinationspräparat zusammen mit Zink anwenden. Die Qualität des Hufhorns wird jedoch durch die Zufütterung von Biotin verbessert. Allerdings muss das Vitamin dafür lang­fris­tig ein­gesetzt werden, Erfolge werden oft erst nach 100 Tagen sichtbar (siehe auch: «Gesunde Hufe – kein Zufall!» von Uwe Lukas, FN Verlag, Warendorf 2007). Gut geeignet für die Zufuhr von Biotin ist auch Bierhefe, die vom Pferd auch gern aufgenommen wird. Da Biotin auch das Fellwachstum positiv beeinflusst, schadet die Zufütterung nicht, wenn sie auch nur zeitweise eingesetzt wer­den sollte. Gerade wäh­rend des Fellwechsels kann sie sich jedoch als sinnvoll erweisen. Ein Mangel kann durch zu viel Kraft- und zu wenig Raufutter entstehen. Bei Kaltblütern und Ponys ist die Gefahr grösser als ­bei hochblütigen Pferden. Drei bis fünf Milligramm Biotin je Kilogramm Körpergewicht ist eine sinnvolle Menge bei der Zufütterung.

Nicht nur für das Hufhorn ist Zink im Pferdekörper wichtig. Im Grunde beeinflusst es alle Zellen positiv. Der Zinkgehalt in erkranktem Hufhorn ist allerdings sehr gering. So kann Zink vor allem in Kombination mit Biotin gut zugefüttert werden und beeinflusst vor allem zu weiches Hufhorn positiv. Eine Überdosierung kann jedoch schädlichen Ein­fluss haben. Deshalb soll­te auch Zink nur periodisch gefüttert wer­den.

Silizium, Lezithin, Vitamin A und Co.

Bei spröden und rissigen Hu­fen, schlechtem Hornwachstum und ausgebrochenen Hufwänden kann häufig ein Siliziummangel Ursache sein. Hornabnutzung und Hornbildung sollten im Idealfall beim Pferd in Gleichklang sein, nur sieht die Realität meist anders aus. Das Hornwachstum ist gerade aufgrund wenig mineralstoffreicher moderner Grassorten häufig zu gering und kann mit einem siliziumreichen Futterzusatz ausgeglichen werden. Fehlt diese Zufütterung, kann es neben geringem Wachstum auch zu Schwächen und Veränderungen im Bindegewebe kommen.

Wenn man sich mit Ergänzungsmitteln zur Steigerung der Qualität und Fes­tig­keit des Hufhorns auseinandersetzt, kommt man an einigen Vitaminen und Spurenelementen nicht vor­bei. Zu diesen zählt beispielsweise Lezithin, welches sowohl auf das Fell als auch auf den Huf positive Wirkung hat. So sorgt die essentielle Fett­säu­re dafür, dass das Hufhorn gut durchfeuchtet ist. Vitamin A dagegen ist eine der besten Möglichkeiten, ge­gen brüchiges Hufhorn anzugehen. Das Vitamin kann vor allem im Winter nicht immer im ausreichenden Masse von Pferden aufgenommen werden. Bei An­zeichen von Problemen mit dem Hufhorn ist eine Zufütterung sinnvoll. Vitamin C stärkt nicht nur das Immunsystem, sondern auch das Bindegewebe – beides wirkt sich positiv auf den Huf aus, beispielsweise auf das Strahlkissen. Auch Kieselsäure schafft es, die Festigkeit des Hufes zu erhöhen.

Ausreichend Raufutter ist auch für gesunde Hufe von zentraler Bedeutung.

Bei Ergänzungsmitteln soll­te man da­rauf achten, dass nicht zu viele kombiniert werden. Oft erlebt man es ja sogar im Fachhandel, dass man gleich drei verschiedene Mittel empfohlen bekommt. Eines reicht völlig – am besten eine Kombination aus Vitaminen und Mineralstoffen, die genau zum Pferd passt. Welches und wie viel – das sollte man vorab mit einer fachkundigen Person oder einem Tierarzt besprechen. Dies gilt für alle Formen der Zufütterung, nicht nur im Bereich der Hufe. Ein Bluttest kann Aufschluss über die Mängel geben, die beim jeweiligen Pferd vorherrschen.

Geringes Hornwachstum – ein Problem

Ein schlechtes Hornwachstum ist für viele Reiter ein echtes Problem. Der Prozess des Hornwachstums geht von der Huflederhaut aus, die der am besten durchblutete Teil des Hufes ist. Der grösste Teil des Horns wird von der Kronlederhaut produziert, auch die anderen Teile der Lederhaut, wie die Saum- oder Wandlederhaut, produzieren Horn – und zwar in etwa 30 Tagen acht bis zehn Millimeter bei einem durchschnittlichen Warmblüter. Bei Ponys ist es weniger, bei Kaltblütern mehr. Wächst das Horn nicht richtig, kann das mit Erkrankungen, Bewegungsmangel, Nährstoffmangel oder auch dürftiger Hufpflege zusammenhängen. Zu­nächst muss man also das Problem ausmachen. Bewegung ist tatsächlich erstmal das A und O – denn sie fördert die Durchblutung. Das Problem tritt vor allem bei Pferden auf, die viel in der Box stehen – und besonders häufig in den Wintermonaten. Also: Möglichst viel raus mit dem Pferd und wann immer möglich auch auf die Weide. Eine durchblutungsfördernde Wirkung erzeugen auch warm-kalte Wechselbäder oder gewisse Salben, beispielsweise aus Lorbeeröl oder humanmedizinische Präparate gegen Muskelverspannungen, wie Uwe Lukas im erwähnten Buch beschreibt. Man massiert die Salben oder Öle etwa fünf Minuten mit einer Bürste ein, das fördert zusätzlich die Durchblutung. Auch homöopathische Mittel, zum Beispiel Kiesel­er­de, können neben den anderen Massnahmen das Hornwachstum positiv beeinflussen. Aber Vorsicht, so manches steht auf der Medikationsliste. Der Turnierteilnehmer ist selbst dafür verantwortlich, darauf zu achten, was verabreicht werden darf und was nicht.

Die Hufpflege und der Beschlag durch Fachpersonen stehen je nach Pferd alle vier bis acht Wochen an.

Beim Hufschmied kann man sich für den Fall des zu geringen Hufwachstums auch passende Hufeisen besorgen, die vor Abrieb schützen. Die richtige Beratung durch einen kompetenten Hufschmied wirkt Wunder. Fakt ist, dass man bei geringem Hornwachstum dem Pferd besonders viel Zeit und Pflege widmen muss – dann können derartige Probleme langfristig behoben werden.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 43/2014)

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