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Vor dem Schlachter gerettet, nun in der Herde integriert und ein talentierter Steiger dazu: der Araberhengst Kaschmir. Fotos: Katja Stuppia
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«Den Fehler immer bei sich selbst suchen»

09.02.2016 16:06
von  Katja Stuppia //

Seit Jahren lädt Fredy Knie jun. während der Winterpause interessierte Besucher jeweils zweimal nach Rapperswil ein. Die Anlässe "Rund ums Pferd" im Winterquartier des Circus Knie sind äusserst beliebt und stets ausverkauft. Während mehreren Stunden gibt Fredy Knie jun. einen interessanten Einblick in seine Arbeit mit den Pferden, vermittelt viel Wissen und beantwortet dabei auch gerne Fragen aus dem Publikum.

"Er ist ein echter Horseman, kann die Pferde lesen." Sascha Stoll bringt es auf den Punkt. Die passionierte Westernreiterin aus Sulgen ist das erste Mal an der Veranstaltung "Rund ums Pferd" im Winterquartier des Circus Knie in Rapperswil und ist fasziniert von Fredy Knies Ruhe und Übersicht. "Er kennt die Stärken jedes Hengstes und fördert diese individuell, das ist sehr beeindruckend." Ausserdem hätte sie am liebs­ten applaudiert, als Fredy Knie erzählte, dass die Pferde täglich auf die Weide kämen.

Pferdeproben immer öffentlich

Fredy Knies Veranstaltung "Rund ums Pferd" hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wahren Renner unter Pferdefreunden entwickelt. Jeweils an zwei Samstagen im Januar oder Februar lädt Fredy Knie interessierte Besucher ins Winterquartier ein und gibt während rund drei Stunden viel Pferdewissen weiter. Ausserdem erhalten die Besucher einen Einblick in Knies Stallungen. Beim anschliessenden Lunch bleibt genügend Zeit, um mit dem Pferdemenschen Fredy Knie zu fachsimpeln. Obwohl die täglichen Pferdeproben sowohl im Winterquartier als auch während der Tournee in der Manege immer öffentlich sind, sind diese beiden Samstage für viele Besucher etwas ganz Besonderes. Die bekannte ehemalige Springreiterin Annette Strässle ist schon zum zweiten Mal dabei und sagt: "Als Reiter hat man gar nie ausgelernt. Und wenn man die Möglichkeit hat, eine solche Kapazität wie Fredy Knie bei der Arbeit mit den Pferden zu beobachten, dann sollte man sich dies nicht entgehen lassen." Sie sei fasziniert von der Aufbauarbeit und der Geduld Fredy Knies. "In der heutigen Zeit muss alles immer schnell gehen. Es ist wohltuend zu sehen, mit wie viel Ruhe Fredy Knie mit seinen Hengsten arbeitet und ich bin beeindruckt, wie viel Zeit er in eine solide Grundausbildung inves­tiert."

Mit Vertrauen und Ruhe

Einen spannenden Einblick in dieses sogenannte ABC erhielten die Zuschauer, als gleich zu Beginn der knapp dreijährige Icon mit Maycol Errani die Manege betrat. Gelassen beobachtete er die vielen Zuschauer und liess sich durch gar nichts aus der Ruhe bringen. "Er sieht zum ersten Mal so viele Menschen", erklärte Fredy Knie. "Weil er aber Vertrauen hat, ist das kein Problem für ihn."

Lehrmeister und talentierter Schüler: Fredy Knie jun. mit Schwiegersohn Maycol Errani.

Vertrauen, Geduld, Ruhe, das sind Worte, die während des ganzen Tages immer wieder fallen und die Fredy Knie auch nachdrücklich betont: "Der grösste Fehler, den man machen kann, ist die Nerven zu verlieren oder den Fehler beim Pferd zu suchen." Pferde würden nie etwas nicht machen, weil sie es nicht wollten, sondern weil sie es nicht begriffen hätten. Dann müsse man als Mensch einen Weg finden, es ihnen plausibel zu machen. "Aber immer auf eine sanfte, pferdegerechte Art."

Offen sein und sich weiterbilden

Dass Fredy Knie sich dabei durchaus auch auf andere Pferdemenschen bezieht, machte er deutlich, als er die Frage einer Zuschauerin, was er von der Parelli-Methode halte, beantwortete: "Davon halte ich viel. Mein Vater und Pat Parelli haben sich gut gekannt und sich oft ausgetauscht. Man sollte immer offen sein und sich weiterbilden." Genau aus diesem Grund führt Fredy Knie auch seine Veranstaltung "Rund ums Pferd" durch. Er will Wissen vermitteln, will transparent sein und ist deshalb auch sichtlich erfreut über die vielen Fragen aus dem Publikum. Die Besucher merken sofort, Fredy Knie ist nicht unnahbar, sondern ein offener Pferdemensch, der gerne auf die Fragen der Besucher eingeht.Von seinem enormen Pferdewissen profitiert seit Jahren auch Maycol Errani, Fredy Knies Schwiegersohn.

Faszination Friesen: Maycol Errani zeigte einen Einblick ins neue Programm.

Der Artist hat das Feingefühl für Pferde im Blut, hinzu kommen Wissensdurst und Fleiss. Kein Wunder, dass das Publikum den am Samstag gewährten Einblick in die neuen Nummern fasziniert beobachtete. Maycol Errani zeigte mit den sechs Friesenhengsten, dass sich das Publikum auch nach dem spektakulären Pferdekarussell der letzten Tournee auf äusserst hochstehende Nummern freuen kann.

Vom Schlachter gerettet

Ans Herz ging dem Publikum zum Schluss die Geschichte des Arabers Kaschmir. Weil ein Hengst aus der Arabergruppe hatte eingeschläfert werden müssen, war Fredy Knie auf der Suche nach einem Hengst im ungefähr selben Alter wie die anderen Araber. Über einen Händler erhielt er ein Angebot mit der Bitte, es mit Kaschmir zu versuchen. Dieser Hengst war eigentlich schon dem Tod geweiht, weil er sich kaum mehr anfassen liess. "Ich habe es mir lange überlegt, denn ich weiss, wenn ein Pferd zu mir in den Stall kommt, dann kann ich es in der Regel nicht mehr gehen lassen", erklärte Fredy Knie lächelnd. Als er dann in einem erbarmungswürdigen Zustand in Rapperswil angekommen sei, habe er gezweifelt, ob dies gut kommen würde. "Aber mir blieb nichts anderes übrig, die Alternative wäre Einschläfern gewesen." Lange Rede kurzer Sinn: Nach zehn Tagen war der Hengst integriert, mauserte sich zu einem motivierten Steiger und gehört heute zu den talentiertesten Hengsten in der Arabergruppe. Die ersten Auftritte in der Manege in der letzten Saison meis­terte er souverän. Diese Geschichte hat auch die junge Larissa Seiler aus Bellikon sehr beeindruckt. Die Reitschülerin ist eine grosse Pferdenärrin und geht alljährlich in den Circus Knie. "Nun war ich aber das erste Mal im Winterquartier. Ich habe mir das sehr gewünscht, weil ich begeis­tert bin von Fredy Knie und seinem Umgang mit den Pferden. Er hat alles sehr gut erklärt und ich habe viel gelernt. Mir hat es mega gefallen."

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 5/2016)

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