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Neben dem markanten «Freibergerkreisel» in Saignelégier liegt die «Manège des Franches-Montagnes».
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Der Jura setzt auf die Ausbildung mit Freibergern

13.03.2018 12:55
von  Rolf Bleisch //

Als erste Reitschule im Kanton Jura arbeitet die «Manège des Franches-Montagnes» in Saignelégier unter der Leitung von Bertrand Maître mit jungen Freibergern in der Reitausbildung.

Bertrand Maître betreut die Freiberger und die Reitschüler.

Einen ersten überzeugenden Eindruck über den Reitschuleinsatz der Freiberger bot der Besuch in Saignelégier. Wohl sorgte die russische Bise noch für tiefe Temperaturen, doch die Sonne sorgte gegen Mittag für angenehme Bedingungen für einen erholsamen Auslauf der ersten fünf vierjährigen Freiberger, die im Rahmen des Reitschulprojektes des Kantons Jura hier zum Einsatz kommen.

Innovative Ideen im Jura

Wie weiter mit der Förderung des Absatzes von Freibergern, fragte man sich im Kanton Jura, nachdem die kantonalen Bei­träge für den Freibergerexport ein jähes Ende gefunden hatten. Der Kanton Jura wollte aber die Freibergerzucht weiter unterstützen und so bildete sich nach Angaben von Roger Biedermann (Landwirtschaftsamt, Tierproduktion) schnell eine Interessensgruppe für das Jurapferd. Daraus entwi­ckelte sich die Idee, mit dem weiter zur Verfügung stehenden Geldern Freibergerpferde Reitschulen zur Verfügung zu stellen. Damit soll gleichzeitig die Ausbildung der jungen Pfer­de wie auch das Inte­resse für die Reitausbildung stimuliert werden. Dazu kommt, dass die ausgebildeten Vierbeiner für den Verkauf gut vorbereitet werden können. Aufgrund der Grösse der zur Verfügung stehenden Mittel könnten im Jahr gut 40 Pferde an interessierte Reitschulen angeboten werden, die während sechs bis zwölf Monaten ausgebildet und in der Reitschule eingesetzt werden.

Enge und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Reitlehrer, dem Freiberger und der Reitschülerin.

Für diesen wegweisenden Einsatz der Freiberger wird ein erfolgreicher Feldtest vorausgesetzt. Die Weiterausbildung der Pferde und der Einsatz liegt dann in der Verantwortung des Betriebes der Reitschule. Die Details zur Zusammenarbeit zwischen Pferdebesitzer und Reitschule wird in einem Vertrag geregelt. Die Freiberger bleiben während ihres Einsatzes in der Reitschule im Besitz des Züchters. Die Qualitätsanforderungen an die jungen Freiberger werden recht hoch angesetzt, denn sie müssen möglichst schnell in der Reitschule für Anfänger und bereits erfahrene Reiter eingesetzt werden können. Ob ein Pferd in die Reitschule aufgenommen wird, liegt in der Kompetenz und Verantwortung des Reitlehrers.

Die Reitstunde

Auf dem Betrieb «Manège des Franches-Montagnes»  hat Bertrand Maître im November 2017 mit 20 Schü­lern mit der Ausbildung im Sattel begonnen. Am Besuchstag warteten vier Mäd­chen ungeduldig auf die Begegnung mit den Freibergern, die sich in unterschiedlichem Typ präsentierten. Während die drei Mädchen Lilou (15), Célia (14) und Sara (12) bereits mit mehrjähriger Reiterfahrung auf eine gute Weiterbildung zugehen, so hat das jüngste Mädchen Em­ma noch wenig Erfahrung hoch zu Pferd. Doch sie zeigte, wie wichtig der Charakter des Pferdes ist, um die Reitstunde zu einem problemlosen Ereignis werden zu lassen. Der gute Charakter des Freibergers ist denn auch für Maître das wichtigste Kriterium in der Auswahl der Pferde. Seine erste Erfahrung mit den fünf Freibergern im Einsatz umschreibt er bezüglich Charakter als sehr gut. Von den Pferden erwartet er zudem eine gute Rittigkeit und gute Gänge, sowohl im Schritt wie im Trab und speziell auch im Galopp.

Vierjährige Freiberger werden in der Reitschule von Saignelégier ausgebildet und als Reitschulpferde eingesetzt.

Speziell für den Geländeritt müssen sich die Pferde und die Reiterinnen in allen drei Gangarten wohl, kontrollierbar und sicher fühlen. In der Reitschule in Saignelégier wird dann auch grossen Wert auf den Geländeritt, der pro Woche im Minimum einmal  durchgeführt wird, gelegt. Die Ansprüche an die jungen Pferde und an die Reiterinnen sind nach Maître zwischen der Arbeit in der Reithalle und im Gelände recht unterschiedlich und sorgen  für eine verlässliche Weiterbildung der Pferde und Reitschüler. Sie sind letztlich auch eine gute Referenz für den Verkauf der Pferde. Am Besuchstag wurde die vielseitige Ausbildung Vierbeiner und Reitschüler in der Reithalle vorgeführt und widerspiegelte die Freude und das Engagement der vier Mäd­chen auf «ihren» Pferden sowie die einfühlsame Arbeit von Reitlehrer Maît­re. Das begann mit Aufwärmrunden im Schritt und Trab, setzte sich in der Arbeit im Galopp fort und endete in einem imponierenden Jagdgalopp, in dem auch Emma ihren Erfolg im Sattel ohne Probleme erleben durfte. Dass die Reitschüler ihre temperamentvollen Freiberger bestens unter Kontrolle hatten, zeig­te sich im Wechsel von Galopp in den Trab, den Schritt und im Stehen der Pferde und den kleinen Dressurübungen. Der Punkt auf dem «I» folgte am Ende mit Sprüngen über Cavaletti und klei­ne Hindernisse. Somit endete die Reitstunde der vier Mäd­chen auf den Freibergern mit der Vorstellung aller Bewegungsmöglichkeiten, die die Pferde aus dem Jura anbieten und auf denen die Pferde und Reitschülerinnen ihre Erfahrung und ihr Können mit den Pferden mit viel Freude und Genugtuung weiter aufbauen können. Von der Arbeit in der Halle war auch Chantal Oppliger höchst erfreut. Sie ist verantwortlich für die Organisation des angelaufenen Projektes «Freiberger in Reitschulen» und ist voll überzeugt, dass diese Zusammenarbeit zwischen den Freibergerzüchtern und den Reitschulen für beide Seiten und natürlich auch für die jungen Pferdefreunde viel bringt.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 10/2018)

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