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Steffi Theiler, aktive Springreiterin und neue Sportchefin des CSI5*-W Zürich.
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«Die Reiter sollen mehr zum Reiten kommen»

03.05.2016 13:02
von  Melina Haefeli //

Steffi Theiler wird neue Sportchefin des «Mercedes-Benz» CSI Zürich. Sie folgt auf ihren Onkel Rolf Theiler, der diese Aufgabe seit der ersten Austragung des hoch­ka­räti­gen Events 1988 aus­übte. Als Springreiterin, die selbst auch auf internationalem Parkett unterwegs ist, kennt sie die Anliegen der Reiter ausgezeichnet. Und mit dem CSI Zürich ist sie ohnehin bestens vertraut – fungiert die 30-jährige Zürcherin doch schon seit über zehn Jahren in diver­sen Bereichen der Organisation. Jetzt plant sie im sportlichen Programm einige Veränderungen.

«PferdeWoche»: Sie übten bereits verschiedene Tätigkeiten für die Organisation des «Mercedes-Benz» CSI Zürich aus und wur­den jetzt zur neuen Sportchefin ernannt. Wie kam es dazu?
Steffi Theiler: Mein Onkel und Vorgänger Rolf Theiler wollte nicht mehr ganz so stark eingebunden sein. Er ist zwar noch im Verwaltungsrat, wollte sich aber sonst etwas aus der aktiven Rolle zurückziehen. Ich unterstützte ihn in den letzten Jahren schon in vielen administrativen Aufgaben und kenne den Auftrag und die Anforderungen an einen Sportchef daher sehr gut. Bei der Frage, wer sein Nachfolger wird, fand das  OK-Team – ohne lange studieren zu müssen und einstimmig –, dass ich das sein sollte, wenn ich dann wollte.

Und Sie? Mussten Sie lange studieren?
Nein, überhaupt nicht. Der CSI ist wie ein Kind für mich. Seit ich denken kann, gibt es diese Veranstaltung. Ich bin da sozusagen hineingeboren. Für mich ist es eine sehr schöne Aufgabe für einen Anlass, der mir extrem viel bedeutet. Mein persönliches sportliches Interesse lässt sich optimal mit dieser Funktion verbinden. Ich musste kei­ne Sekunde über diese Entscheidung nachdenken.

Sie sprachen die Familienangelegenheit bereits an. Ihr Vater und Ihr Onkel, Urs und Rolf Theiler, riefen den CSI Zürich 1988 ins Leben. Spielte dadurch auch ein gewisser familiärer Druck mit?
Nein, ein Druck war es nie. Ob ich am CSI in irgendeiner Form mitwirken will oder nicht, war immer total freiwillig. Eher das Gegenteil war der Fall. Ich wollte immer von mir aus mitarbeiten. Der CSI liegt mir sehr am Herzen. Ich finde es einfach einen genialen Anlass.

Haben Sie schon ab der nächsten Austragung 2017 Veränderungen im Sinn?
Ja. Wir dürfen nicht stehen bleiben, wenn wir unsere internationale Stellung behalten wollen. Es gibt alleine in der Schweiz mittlerweile viele Fünfsternturniere und die gesamt­europäische Konkurrenz wird immer grösser. Wir müssen für die Reiter attraktiv bleiben, mit den Veränderungen im Sport mitgehen und immer nach Verbesserungen bestrebt sein.

Mit welchen Änderungen darf man konkret rechnen?
Ich möchte, dass die Reiter mehr zum Reiten kommen. Dass sie mehr Flexibilität haben, um ihre Pferde einzusetzen. Dass es eine grössere Spannbreite an für die Sportler attraktiven Prü­fun­gen gibt. Was die konkreten Veränderungen im sportlichen Programm betrifft, werden wir Mitte dieses Jahres kommunizieren können.

Welche Aufgaben stehen Ihnen als Sportchefin bevor?
Ich kümmere mich um die Ausschreibung der Prüfungen, den Zeitplan und um die Reitereinladungen. Da­zu gehören natürlich auch der enge Kontakt mit den Reitern und Equipenchefs der verschiedenen Nationen, insbesondere natürlich mit unserem Equipenchef Andy Kistler, und das Verfolgen des internationalen Sports. Es ist natürlich extrem wichtig, dass ich immer auf dem aktuellsten Stand bin und immer Bescheid weiss, was gerade im Sport läuft, welche Paare fit und erfolgreich sind. Nur weil beispielsweise jemand an den Olympischen Spielen im Sommer super abschneidet, startet er im Herbst noch lange nicht gut in die Hallensaison. Deshalb machten wir auch die Qualifikation in Basel: Der beste Schweizer Reiter im GP erhält bei uns in Zürich automatisch einen Startplatz. Dieses Vorgehen hat sich bewährt und wird geschätzt. Den Sport und die Reiter zu beobachten, ist für mich natürlich aus rein persönlichem Interesse äusserst spannend.

Welches wird die grösste Herausforderung als Sportchefin? Haben Sie vor gewissen Aufgaben besonders gros­sen Respekt?
Es ist mir bewusst, dass ich in riesengrosse Fussstapfen trete. Aber ich bin ja nicht ganz auf mich alleine gestellt. Rolf und seine immense Erfahrung sind nicht ab von der Welt. Er wird mich sicher unterstützen, wenn ich Fragen habe. Natürlich hoffe ich, dass ich wieder so ein tolles Teilnehmerfeld wie dieses Jahr hinbringe. Wir können gute Preisgelder auszahlen, was in der heutigen Situation des Sports für ein gutes Teilnehmerfeld sehr wichtig ist. Als Weltcupstation haben wir aber nicht volle Freiheiten in den Reitereinladungen. Die Equipenchefs stellen die Reiter und wir als Veranstalter können noch  einige Wildcards vergeben. Das haben wir dieses Jahr zum Beispiel mit Niklas Krieg super hinbekommen. Ein tolles Teilnehmerfeld besteht neben den Topstars  gerade eben auch aus solchen Nachwuchsreitern auf internationalem Niveau, aktuellen Shootingstars.

Auf was freuen Sie sich am meisten?
Dass ich meine persönlichen Ideen noch mehr einbringen und umsetzen kann. Dass wir die Veränderungen, so wie ich sie mir vorstelle, ziemlich sicher realisieren werden. Es gibt immer wieder neue Ideen. Gerade wenn man selbst in diesem Sport dabei ist, viele andere Turniere sieht und auch daran teilnimmt, da hat man eine ständige Inspirationsquelle. Ich denke, es gibt einen super Anlass im 2017. Darauf freue ich mich am meisten.

Steffi Theiler mit Co-Präsident Reto Caviezel (l.) und ihrem Onkel und Vorgänger Rolf Theiler.

Wie viel Zeit nimmt die Arbeit für den CSI Zürich ein?
Dieses Jahr wird es natürlich sehr streng für mich. Im Grunde genommen war ich schon direkt nach dem Anlass 2016 voll eingenommen in die Planung fürs nächste Jahr. Beim OK-Team – mit meinem Vater, Reto Caviezel, Oliver Höner und Roman Gasser – brachte ich meine Ideen für Veränderungen zeitnah an die letzte Austragung ein. Jetzt am Anfang ist das natürlich ein langer Prozess, den Zeitplan und die Ausschreibung ganz neu aufzustellen. Wenn der Event 2017 einmal steht, wird 2018 wahrscheinlich wieder ruhiger.

Sie sind 60 Prozent bei der Immobilienfirma Ihres Vaters als Liegenschaftenverwalterin angestellt und arbeiten nun als Sportchefin noch intensiver für den CSI Zürich. Und dann sind da noch die eigenen sportlichen Ambitionen. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?
Hier bei der BVG Verwaltung in Thalwil fliesst alles ein bisschen ineinander. Die meisten Mitarbeiter sind in irgendeiner Form auch für den CSI tätig. Reiten ist mein Hobby und die Arbeit hat ganz klar Priorität für mich. Ich kann nicht meine Arbeit nach meinem Reitplan richten. Es ist umgekehrt. Wenn ich sehe, dass ich etwas Luft habe, dann kann ich mich wieder für eine internationale Turnierteilnahme organisieren. Jetzt, als es in der Schweiz noch nicht so viele Turniere gab, war ich seit Ende Januar zweimal im Ausland am Start. An­sons­ten neh­me ich gerne an nationalen Concours teil. Wir haben ja so viele schöne Turniere in der Schweiz. Und jetzt ging es mit den Qualifikationen für die Schweizer Meisterschaften der Elite los. Mein sportliches Ziel ist es dieses Jahr, die SM-Qualifikation zu schaffen.

In den letzten Jahren haben Sie die internationalen Sprin­gen in Zürich auch bestritten. Wird das in Zukunft als Sportchefin rein von der Zeit her noch möglich sein?
Ich denke, ich werde im 2017 nicht mehr selbst an den Start gehen. Aber wer weiss – ganz ausschliessen möchte ich es jedenfalls noch nicht.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 17/2016)

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