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Eigenhof in Seewen – Passionen vereint

30.01.2018 14:08
von  Karin Rohrer //

Mit Ausbildungs- und Pensionsstall, Bauernbetrieb und natürlich der Pferdezucht haben sich Urs Wiggli und Barbara Schnieper auf dem Eigenhof einen Traum verwirklicht.

Urs Wiggli ist mit Warmblütern aufgewachsen, denn bereits sein Vater und Gross­vater haben sich der Zucht von Schweizer Sportpferden verschrieben. Vor etwas mehr als 15 Jahren fing der gelernte Landwirt mit dem Reiten an, aber mittlerweile fehlt ihm die Zeit dazu, was verständlich ist bei einem Landwirtschaftsbetrieb mit 30 Milchkühen der Rassen Red Holstein und Suisse Fleckvieh, einem Vorstands­amt der Viehzucht sowie mittlerweile über 80 Pferden.

Barbara Schnieper und Urs Wiggli mit ihrer Tochter Tjara und dem fünfjährigen Hengst Champion vom Eigen.

Fragt man Urs Wiggli nach seinen Hobbys, muss der 40-Jährige nicht lange überlegen und nennt Pferde und Landwirtschaft als seine Leidenschaft. Hier auf dem Eigenhof im solothurnischen Seewen ist Urs Wigg­li aufgewachsen und hat den Betrieb am ersten Januar 2016 von seinen Eltern übernommen und quasi dort angeknüpft, wo sein Vater Josef aufgehört hat mit der Zucht, im Hintergrund aber immer noch beratend zur Stelle ist. Wiggli wurde 2015 zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren vom Zuchtverband CH-Sportpferde zum erfolgreichsten Sportpferdezüchter des Jahres erkoren.

Aktuell sind 15 Pensionspferde auf dem Eigenhof zu Hause und auch Fohlen können in Pension gegeben werden.

Die Reithalle misst 25 mal 40 Meter und ist mit speziellem Quarzsand ausgestattet.

Erfolgreich im Springsattel

Barbara Schnieper ist Bereiterin mit Berufsprüfung, springt im In- und Ausland auf einem Niveau bis 160 Zentimeter und ist während der Saison fast jedes Wochenende auf Concours­plätzen anzutreffen. Mit dem Aushängeschild der Eigen-Zucht, der zwölf­jährigen Gräfin vom Eigen, hat sie Klassierungen bis 150 Zentimeter erritten und mit Othello vom Eigen holte sie diesen Herbst den Schweizermeistertitel am Promotionfinal der Sechsjährigen. Schnieper ist für den Beritt und die Ausbildungspferde zuständig, vom Anreiten bis zur Turnierteilnahme auf hohem Niveau reicht das Angebot der 35-Jährigen. «Ich bin dem Pferdevirus schon im Kindesalter verfallen, obwohl ich nicht aus einer typischen Rösselerfamilie kam, und ich hatte immer das Ziel, beruflich mit Pferden zu arbeiten», erzählt die Bereiterin. Schon vor der Lehre absolvierte sie die Lizenz und nach der Lehre war das ers­te eigene Pferd ein Thema.

Familienbetrieb durch und durch

Seit rund sieben Jahren lebt Barbara Schnieper auf dem Eigenhof, wo sie zuerst einen Stallteil gemietet hatte «und dann geblieben ist», wie Wiggli schmunzelnd ergänzt. Im Mai dieses Jahres kam Tochter Tjara zur Welt. Urs Wigglis Mutter führt das Restaurant Eigenhof, ein Traditionsbetrieb mit Buure­zmorge und Metzgete. Natürlich auch ein Treffpunkt nicht nur für die Rösseler der Umgebung. Auf die Unterstützung vom Vater darf jederzeit gezählt werden, was überaus geschätzt wird. Landwirtschaftsseitig ist der jüngere Bruder 100 Prozent und der ältere Bruder 50 Prozent angestellt. Zudem gehören zwei Bereiter und drei Lehrlinge zum Team auf dem Eigenhof.

Die Jungpferde verbringen ihre Kinderstube nach Stuten und Hengsten getrennt im Herdenverband.

Bewährte Zucht «vom Eigen»

Hier ist auch das Zuhause der drei Zuchthengste Kosimo vom Eigen CH, Goldfever HVB CH und Kalysso CH. Die Zucht vom Eigenhof basiert auf sportbetonten Warmblütern, welche normalerweise mit vier oder fünf Jahren verkauft werden. Von den rund zehn Zuchtstuten kommen im Jahr zwischen sechs und acht Fohlen zur Welt. Die Zuchtstuten werden in Einzelboxen gehalten, sind aber gemeinsam auf der Weide. «Es hat einzelne ehemalige Sportpferde darunter, welche ziemlich dominant sind, den Laufstall nicht gewohnt sind und sich deshalb im Boxenstall wohler fühlen», erklärt Urs Wiggli. 25 bis 30 Jungpferde zwischen eineinhalb und drei Jahren tummeln sich auf den weitläufigen Weiden rund um den Eigenhof, getrennt in Stuten- und Hengstherden.

Von der Basis bis zum Concours

Durchschnittlich sind 15 bis 18 Ausbildungspferde auf dem Eigenhof, die von Barbara Schnieper sorgfältig angeritten oder für den Springsport ausgebildet werden. Auch die Ausbildung von Feldtestpferden gehört zum Angebot und natürlich die Vorstellung von Fremdpferden an Turnieren bis hin zum Grand-Prix-Niveau. Reit- und Springstunden können einzeln oder in Gruppen besucht werden und es sind Jugendliche und Erwachsene auf jedem reiterlichen Niveau willkommen.

Ein Teil der Boxen ist mit Ausläufen versehen.

Seitens Eigenhof sind sechs Schulpferde einsetzbar. Auch Brevetlehrgänge stehen auf dem vielseitigen Programm, welche von Corinne Hofmann betreut werden. Ebenfalls als Bereiterin auf dem Betrieb arbeitet Dominique Zbinden, welche in Avenches CH-Meisterin bei den Fünf­jährigen wurde und zwar mit Karano CH, einem Berittpferd und zudem Bruder von Kalysso CH.

Praktische Infrastruktur

Total 65 Boxen stehen zur Verfügung und 15 davon sind von Pensionspferden belegt. Im Winter stehen Auslaufpaddocks zur Verfügung und während der Weidesaison sind alle Pferde viel draussen, wie Wiggli betont: «26 Hektaren stehen als Weideland zur Verfügung, der gesamte Betrieb umfasst 60 Hektaren mit Ackerbau, Mais und Getreide.» Heu, welches zu 80 Prozent vom Eigenhof stammt, Haylage und Kraftfutter werden gefüttert und als Einstreu dient Stroh oder Sägemehl. Nebst einem Sandplatz steht den Pensionären auch die Reithalle mit den Massen 25 mal 40 Metern zur Verfügung. Das Laufband kann für einzelne Benützungen oder im Abonnement gebucht werden. Seewen ist nicht weit von Basel entfernt und nahe der Autobahnen zwischen Delémont, Laufen und Liestal.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 4/2018)

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