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Pferdezucht Arura in Walliswil.
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Ein kleines Westernparadies

11.10.2016 14:51
von  Karin Rohrer //

Im kleinen Rahmen und dennoch grandios. So könnte man die Pferdezucht Arura in Walliswil bei Niederbipp bezeichnen. Eine topmoderne Reithalle und ein lichtdurchfluteter Stall mit zwölf Auslaufboxen sowie ein stattliches Wohnhaus mit Koi-Brunnen bilden eine perfekt zusammengefügte Einheit. Alles ist innovativ und bis ins kleinste Detail durchdacht und mit viel Liebe zum Detail gestaltet.

Walliswil bei Niederbipp liegt am nördlichen Aare-ufer, angrenzend an den Jurasüdfuss. Mit etwas mehr als 200 Einwohnern, vier Landwirtschaftsbetrieben und einem (weitherum bekannten) Restaurant eine kleine Gemeinde. Aber gut erschlossen, mit den zwei Anschlüssen an die A1 in Wangen und Niederbipp,  die nur ein Steinwurf entfernt sind. Hier haben sich Andreas Hofmann und Nadja Zopf ihren Traum der eigenen Quarterhorsezucht und Reitanlage verwirklicht. «Wir sassen mehrmals auf einem Bänkli oberhalb dieses Grundstückes und dachten, wie schön und ruhig es doch hier sei mit Blick auf Aare, Alpen und den Jura. Nun ja, manchmal werden Träume wahr», schmunzelt Andreas Hofmann. Der Inhaber der Firma Schneidtechnik Hofmann in Aarwangen hielt vorher lange nach einem geeigneten Bauplatz Ausschau, da der Raum im heimischen Stall für die Quarterhorses zu eng wurde. Mehrere Projekte hatte er sich angeschaut, aber so richtig gepasst hatte es nie. Die «Ruine», wie der Bauplatz in Walliswil betitelt wurde, entpuppte sich jedoch als Glücksfall, da in der Pferdesportzone gelegen mit bewilligtem Reithallenbau. Dennoch be­nötigte es mehrere Gemeindeversammlungen, Erfüllung von Kantonsauflagen und eine lange Baudauer, obwohl Andreas Hofmann alles selber geplant hatte und als Bauführer wirkte. Aber seit Juli sind die Bauarbeiten abgeschlossen und der Betrieb mit einem rauschenden Fest und Tag der offenen Tür eingeweiht.

Leidenschaft für kleine Pferde

Andreas Hofmann ist mit Pferden aufgewachsen, hat die Dressur- und Springlizenz. Als er jedoch 1993 die Firma des Vaters übernahm, stellte er die Reitstiefel weg. Später kam der Wunsch für die Tochter ein hübsches Pony anzuschaffen, was in der Gründung einer American Miniature Horses Zucht gipfelte. «In zehn Tagen besuchte ich über 30 Farmen in den USA.

Vor dem Wohnhaus befindet sich ein Brunnen mit japanischen Koi-Fischen, dahinter die Reithalle.

Mit dem Golfwägeli fuhren wir über die weitläufigen Weiden, wählten aus. Schlussendlich kam ich mit 16 Tieren nach Hause und befasste mich intensiv mit der Zucht dieser edlen Mini-Pferde», erzählt der 49-Jährige. Es gab Jahre, in denen er an die 20 Minis verkaufte und sich einen Namen für qualitätsvolle Miniature Horses machte. Da sich die Marktsituation veränderte und die Zeit zum «Wägele» fehlte, stellte er die Zucht ein und die letzten Minis verliessen Anfang August den Hof.

Umstieg auf Quarterhorses

Mit der neuen Lebenspartnerin vor fünf Jahren kam auch der Wechsel zum Wes­ternreiten. «Ich konnte An­dreas von den Qualitäten der Quarterhorses überzeugen und in Texas fanden wir eine tolle Zuchtstute, die prima zu uns passt», lachte Nadja Zopf. Die gelernte Mediengestalterin ist in Deutschland aufgewachsen und wohnt seit 2013 definitiv in der Schweiz. Ihre Passion gilt dem Quarterwallach Tivio Dry Badger und der Quarterstute VH Tinseltown Boogie.

Nadja Zopf und Andreas Hofmann mit ihrem dreijährigen Quarterhorsehengst Radioactive Wrangler.

Andreas Hofmann hat in der Palominostute Smart Little Splinter sein Traumpferd gefunden und durch den ­ersteigerten Zuchthengst ­Radioactive Wrangler ist das Pferdequartett vorerst vollständig. «Der dreijährige Hengst wird noch in Ausbildung gegeben, dann kann er sich in der Zucht bewähren. Unser Ziel ist eine kleine, aber feine Zucht mit fünf bis sechs Stuten», so die 38-Jährige, welche sich mit ihrem Partner dem Reining verschrieben hat und für die nächste Saison Turnierstarts in Erwägung zieht. «Ab und zu geniessen wir natürlich einen Ausritt im Längwald, der quasi vor der Stalltüre liegt. Aber es ist auch toll, abends noch eine Trainingseinheit in der Reithalle ­einzuschieben», meint An­dreas Hofmann.

Pensionäre haben ihre Pferde im Blick

Zusammen mit einer Angestellten kümmern sich An­dreas Hofmann und Nadja Zopf um ihre eigenen und die Pensionspferde. Die Pferde sind in grossen Auslaufboxen untergebracht, die über einen zusätzlichen, gemeinsamen Auslauf verfügen. Dies mit Anschluss an die Weiden, welche jedoch erst ab nächstem Jahr zugänglich sein werden. Aktuell steht eine Weide neben der Reithalle für stundenweisen Gebrauch zur Verfügung. Heu steht für die Pferde rund um die Uhr bereit, das ist Andreas Hofmann wichtig. Die Pensionäre können die Reithalle mit Reiningboden den ganzen Tag über nach Lust und Laune benützen.

Der helle Stall mit zwölf Auslaufboxen ist mit viel Holz gestaltet. Gummimatten im Stallgang verhindern ein Ausrutschen.

Auf dem grossen Kiesauslaufplatz können sich die Pferde tagsüber gemeinsam tummeln.

Die Vergabe von Jahres-Hallenabos ist auf 20 limitiert und es sind keine fixen Stunden vergeben, die Halle ist auch nicht für Turniere ausgelegt. «An einem Wochenende pro Monat kommt der deutsche Profitrainer Michael Steimer und erteilt Einzelunterricht. Aber die Pensionäre können jederzeit auch ihre eigenen Trainer mitbringen», erklärt An­dreas Hofmann das Konzept. Jede Pferdebox ist videoüberwacht und die Pensionäre können jederzeit zu Hause auf dem Computer oder unterwegs auf dem Handy schauen, was ihr vierbeiniger Liebling gerade macht. Auch beim Reithallenbau hat sich der innovative Bauherr einiges einfallen lassen, sei dies mit der Bewässerungsanlage auf Knopfdruck oder die mehrere Zwecke erfüllende Lochgitterwand. Beide sind berufstätig und in der Patchwork-Familie mit fünf Kindern verschiedenen Alters wird es nie langweilig. Umso mehr geniessen sie ihr Hobby und wollen den Betrieb bewusst klein und familiär halten. «Wir sitzen gerne abends mal mit den Pensionären oder Hallenabo-Inhabern zusammen oder grillieren, wenn der deutsche Trainer da ist. Wir haben eine schöne Gemeinschaft und das soll auch so bleiben», sind sich Andreas Hofmann und Nadja Zopf einig.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 40/2016)

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