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Langenthaler Quartett dominierte
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Eine grosse Familienfeier

10.10.2017 15:04
von  Evelyne Gfeller und Daniel Martiny //

Wenn das Saisonende naht und die Finalqualifikationen feststehen, freuen sich viele Pferdesportler aus den ZKV angeschlossenen Reitsportvereinen auf das Jahreshighlight: dem ZKV-Weekend. Organisiert wird der zweitägige Grossevent mit 17 total verschie­denen Prüfungen aus der ganzen Pferdewelt vom KRV Bolligen, bei welchem sich punkto Ablauf und Organisation andere Vereine noch eine Scheibe abschneiden können. Immer am ersten Oktoberwochenende des Jahres finden die Finals des Zentralschweizerischen Kavallerie- und Pferdesportverbandes ZKV, für welche man das ganze Jahr hindurch Punkte sammeln konnte, auf der schönen Anlange des NPZ Bern statt. Nebst dem Dressurchampionat in fünf verschiedenen Kategorien finden die Gymkhana- und die Fahrtrophy wie auch der Green-Jump-Cupfinal und der Future-Cup statt. Daneben erfreuen sich die ZKV-Quadrille und die kombinierte Vereinsprüfung mit dem umgangssprachlich bekannten «Tatzelwurm» oder «Dreier-Zügli», wo drei Reiter hintereinander ein GA 02 reiten und an­schliessend gemeinsam einen Springparcours absolvieren, grosser Beliebtheit. Als i-Tüpfelchen, als wäre dies nicht bereits eine riesige, hervorragend gemeis­terte Leistung betreffend Organisiaton und Management, finden nebenbei auch noch die PräsidentenCups in Dressur und Springen in Stufe I und II sowie das ebenfalls beliebte Bolliger-Springderby statt. «Es stimmt, die Herausforderungen sind riesig, aber wenn eine Veranstaltung danach derart ideal und erfolgreich über die Bühne geht, ist die Befriedigung umso grösser und die Motivation für die nächste Austragung bereits wieder vorhanden», äusserte sich OK-Präsident Andreas Gäumann zufrieden. Die Bedingungen dazu im NPZ Bern seien schlichtweg ideal und die Zusammenarbeit mit dem KRV Bolligen grossartig.

Podest Präsidenten-Cup Springen Stufe I (v. l.): Chantal Loosli (Silber), Caroline Oberli (Gold) und Nancy Meier (Bronze). 

Präsidenten-Cup Springen der Stufe II (v.l.): Christian Jenni (Silber), Siegerin Christine Kiener und Diana Buser (Bronze).

Der einmalige Präsidenten-Cup

In der Reithalle begann am Freitagmorgen mit dem Präsidenten-Cup Dressur die erste von insgesamt 17 Prüfungen. Chantal Prétat siegte mit dem Trakehnerwallach Don Boy und durfte den Wanderpokal, eine schöne Kuhglocke mit den vorjährigen, eingravierten Siegern, in Empfang nehmen. An zweiter Stelle platzierte sich Désiréé Gyger mit ihrer Stute Carlotta N CH, gefolgt von Karin Birrer mit Ricci’s Girl M CH. Parallel dazu fand bei schönstem Morgenlicht auf dem grossen Allwetterplatz der Final der Kategorie RB statt. Die 25 besten Reiter dieser Kategorie konnten in einem GA 06 nochmal ihr Können zeigen. Die Gewinnerin hiess Natascha Walter mit Athena XXII CH, knapp gefolgt von Deborah Wyss auf Scott III. Die Bronzemedaille durfte Fabiola Hülsen mit Well Dandy CH in Empfang nehmen. Gleich im Anschluss startete bereits die erste der insgesamt 25 Quadrillen auf dem Allwetterplatz. Es wurden viele schöne Darbietungen gezeigt. Alle Quadrillen gaben sich sehr viel Mühe mit den zuei­nanderpassenden Tenues und der Musikauswahl, leider wollte die Musikanlage aber nicht immer so wie gewünscht. Die Nase vorn hatte schon ziemlich bald der KRV Langenthal, bestehend aus Brigitte Müller, Caroline Arn, Simone Binder und Renate Aebersold. «Wir haben uns unglaublich auf diese Prüfung gefreut und im Verein seit Wochen darauf hingearbeitet. Dass wir gleich gewinnen würden, ist natürlich umso schöner», sagt die Langenthalerin Renate Aebersold bei der Siegerehrung. Die Qua­drille Lenzburg Surprise mit Jaqueline Schmidlin, Simone Gehrig, Rita Fink und Jhelisa Bürgin belegte im Zwischenklassement vorerst den zweiten Rang. Jedoch wurden sie von ihren Vereinskollegen mit der Quadrille RV Lenzburg 1, bestehend aus Petra Wenger, Barbara Kirchhofer, Marlies Kohler-Frey und Sarah Meier, auf den dritten Platz verwiesen. Nicht nur gibt es seit den 70er-Jahren den Präsidenten-Cup Dressur, es wird auch ein Cup im Springen auf zwei Stufen ausgetragen, in welchem alle Vereinspräsidenten oder Vorstandsmitglieder, jedoch jeweils nur ein Reiterpaar pro Verein, teilnehmen dürfen. In der ersten Stufe über 100 Zentimeter gab es nur drei Nullfehlerritte zu beobachten. Gewonnen wurde die Prüfung von Caroline Oberli (Ersigen) mit Calypso, gefolgt von Chantal Loosli (Längenbühl) mit Cinderella Man B. Den dritten Rang belegte die Seeländerin Nancy Meier mit Borlonda de Digoin. In der Stufe 110 Zentimeter gab es gerade mal noch einen fehlerfreien Ritt und Christine Kiener mit Jo Du Som CH, welche als Letzte an den Start gingen, durften sich über den Siegerstrauss freuen. Mit vier Strafpunkten, aber der schnellsten Zeit konnte sich Christian Jenni mit seinem Chopin v. Brunnen auf den zweiten Platz manövrieren, dicht gefolgt von Diana Buser mit ihrem Everest Ishan CH.

Hanni Feller gewann mit Cruise and Bounce das Bolliger-Derby.

Im Präsidenten-Cup der Dressur gewann Chantal Prétat (M.) vor Désirée Gyger (l.) und Karin Birrer.

Final Championat RB (v .l.): Deborah Wyss (Silber), Siegerin Natascha Walter und Fabiola Hülsen (Bronze).

Anspruchsvolles Bolliger-Derby

Der prächtige Herbsttag neigte sich schon bald dem Ende zu, als das Startzeichen der letzten Prüfung des Tages ertönte; dem Bolliger-Derby. Insgesamt 30 Reiterpaare in zwei Stufen (100 und 110 Zentimeter) gingen an den Start und versuchten, den technisch anspruchsvollen Parcours mit 20 Hindernissen, Abrutsch, Talue und Wasser zu meistern. Nur vier Paaren gelang eine fehlerfreie Runde, die restlichen scheiterten an diversen Hindernissen, glücklicherweise wurde aber nur ein Sturz verzeichnet. «Ein Teilnehmer landete im Brunnen, hat sich jedoch nicht verletzt», erzählte OK-Präsident Andreas Gäumann und durfte so bilanzieren, dass der gesamte Anlass nicht nur reibungslos, sondern vorab auch unfallfrei über die Bühne gegangen ist. Die ZKV-CC-Chefin Eva Weber war die Erste, welche keinen Abwurf auf dem Konto hatte, verpasste schlussendlich aber knapp die Ehrenplätze und wurde Vierte. Kurz danach startete Hanni Feller aus Thun mit ihrem Irländerschimmelwallach Cruise and ­Bounce, ebenfalls fehlerfrei und mit ganzen fünf Sekunden Vorsprung, welche letztendlich niemand mehr übertrumpfen konnte. Daria Emmenegger ritt mit Chervin die nächste fehlerfreie Runde, war aber etwas langsamer und platzierte sich auf dem zweiten Rang. Die letzte Startende, Stefanie Bürki mit ihrer Adinda, gelang als Einzige der Stufe II ein Nullfehlerritt und klassierte sich als Dritte. 

Julie Lerche Moestrup gewann mit Garibaldi VII die Kategorie RSM.

Siegerin Kategorie Youngster: Melanie Miesch mit FS Capelli de Niro.

Dressurchampionat auf hohem Niveau

Die höchste Prüfung des Wochenendes war der Final des Dressurchampionats R-SM, für welches sich die besten 25 Paare der vergangenen Saison anmelden konnten und schlussendlich 19 an den Start gingen. Das Niveau in diesem L 18 war sehr hoch und nur die besten sechs Paare qualifizierten sich für das anschliessende Stechen, ein M 22. Die erst 24-jährige Julie Lerche Moestrup führte mit ihrem Pferd Garibaldi VII bereits im L 18 und war folglich die letzte Startende im Stechprogramm, welches in der umgekehrten Rangreihenfolge des L 18 geritten wurde. Noch einmal holte sie alles aus dem grossen, 13-jährigen Wallach heraus und gewann das Stechen mit überragenden 70,63 Prozentpunkten. Ebenfalls eine top Leistung zeigte Susanna Meyer mit ihrem WWW und tollen Gesamtprozent von 68,95 Sie holte damit die Silbermedaille. Bronze ging an den einzigen Mann, welcher sich der geballten Frauenpower zu stellen wusste; Ueli Liechti mit Samourai des Haies CH. Auch er durfte sich über Traumnoten und eine Gesamtbewertung von 68,20 gefreut haben. ZKV-Dressurchefin und Technische Delegierte des Anlasses Marlies Kohler-Frey liess es sich nicht nehmen, das Stechen mit eigenen Augen gespannt mitzuverfolgen. «Ich bin zuversichtlich, dass wir mit so tollen Paaren aus unserer Region nächstes Wochenende an den Schweizer Meisterschaften Dressur in Chalet-à-Gobet gut abschneiden werden», meinte sie zufrieden. Auch Dressurrichter Ernst Voegeli meinte zu der Prüfung: «Es waren viele sehr, sehr schöne Vorführungen dabei und das Niveau wird von Jahr zu Jahr höher.»

Fahrtrophy-Sieger Kategorie Pony: Tim Kramer mit Chico II und Nicki II.

In der Kategorie «Pferde» siegte Katja Rohrer und Leonardo XVII CH.

Capelli de Niro eine Klasse für sich

Weitere vielversprechende Ritte konnte beobachten, wer sich schon frühmorgens auf der Tribüne der Reithalle einfand und den Final der sechs- und siebenjährigen Pferde beobachtete. Die Paare bestritten das GA 08, aber als FS Capelli de Niro, geritten von Melanie Miesch, die Halle betrat, war der Fall eigentlich bereits klar. Das Paar gewann letztes Jahr den Final Dressurchampionat Kategorie RB, damals war der kleine Capelli erst fünf Jahre jung und konnte somit noch nicht im Youngsterfinal teilnehmen, siegte bei den RB aber überragend. Auch jetzt konnte dem Paar niemand das Wasser reichen und sie durften mit überwältigenden 70,89 die Goldmedaille entgegennehmen. Eine ebenfalls tolle Darbietung zeigte die Stute Shining CB CH, vorgestellt von ihrer Besitzerin Regula Deubelbeiss. Sie ritten mit 64,11 auf den zweiten Rang. Mit 63,22 und somit für Bronze reichte es Monika Balsiger und ihrem traumhaft schönen Rappwallach Revito M. Eine Stufe tiefer, im Final der Jungen Pferde, wurden ausschliesslich fünf­jährige Stuten und Wallache vorgestellt. Naemi Heiniger führte mit der Stute Bellafee bereits die Qualifikationsrangliste an und konnte ihren Platz mit tollen 74,04 verteidigen. Stefanie Hartmann ritt mit Liguria und 71,31 auf Rang zwei. Ohne Chance, diese Reiterinnen einzuholen, ritt Sony Berton mit ihrem Empire of Hope auf Rang drei und holte mit 66,97 Bronze. Die vollste Dressurprüfung an diesem Wochenende war mit 30 Starts der Final der Kategorie RZKV der regionalen Lizenzreiter, welche sich in einem L 14 massen. Auch hier gab es einen Sieg über 70 Prozentpunkte, dies zugunsten von Ivana Wyniger und ihrem sieben-jährigen Hannoveraner Herzog. Die Stute La Rouge M, geritten von ihrer Besitzerin Anuschka Hossle, konnte sich den zweiten Platz erkämpfen, mit nur fünf Punkten Vorsprung vor Simone Binder und Fuerst Louis, welche letztes Jahr in der Kategorie RB den zweiten Platz belegten.

Final Championat Kategorie JP (v. l.): Stephanie Hartmann (Silber), Naemi Heiniger (Gold) und Sonja Berton (Bronze).

Julie Lerche Moestrup (M.) siegt im Championat Kategorie RSM vor Susanna Meyer (l.) und Ueli Liechti.

Green-Jump

Im gediegenen Military-Springgarten des NPZ ritten 24 qualifizierte Paare um die Idealzeit von 119 Sekunden im Parcours des Green-Jump-Cupfinals. Fehlerfrei schaffte es niemand, alle waren entweder zu schnell oder zu langsam. Doch gleich zu Beginn konnte sich Andrea Walther mit dem Pony Chevignon II und sechs Strafpunkten an die Spitze setzen. Nina Schürch-Bay verzeichnete mit ihrem Copain III CH zwar eine bessere Zeit, holte jedoch sieben Strafpunkte und wurde somit Zweite. Die erst fünfjährige Stute Desperanza de Luxe CH, geritten von Ursula Furer, konnte sich mit neun Strafpunkten auf dem dritten Rang klassieren. 

Julie Lerche Moestrup (M.) siegt im Championat Kategorie RSM vor Susanna Meyer (l.) und Ueli Liechti.

Der KRV Langenthal dominiert

In der kombinierten Vereinsprüfung dominierte wie schon in den Quadrillen der KRV Langenthal mit Brigitte Müller, Caroline Arn, Simone Binder und Renate Aebersold. Mit Rang eins in der Dressur und mit der zweitbes­ten Leistung im Springen waren die Langenthaler Amazonen ohne Konkurrenz. Sie hatten den Wettbewerb bereits im vergangenen Jahr für sich entschieden. «Im Team zu überzeugen ist nicht nur speziell schön, es macht auch grossen Spass. Natürlich mussten wir vorab im Springen auch eine Portion Glück in Anspruch nehmen, unser Sieg ist aber sicher verdient», sagte Caroline Arn. Mit grossem Rückstand belegten der RV Buecheggberg und der RV Amt Büren die weiteren Ehrenplätze. Obwohl im Voraus ziemlich trübes Wetter für Sonntag vorausgesagt worden war, regnete es lediglich in der Nacht auf Sonntag und auch der zweite Tag wurde glücklicherweise immer sonniger und blieb trocken. Ein grosses Glück für die Teilnehmer der ZKV-Fahrtrophy, welche ansonsten auf dem Allwetterplatz hätten starten müssen, so aber auf dem Grasplatz vor dem Dressurviereck fahren durften. Die kleinen Pony­zwei­spänner mit Jö-Effekt lockten sehr viele Zuschauer an. Der junge Tim Kramer fuhr mit seinen zwei schnuckeligen Shettywallachen Chico II und Nicki II sehr enge und schnelle Wendungen und damit gleich auf das Siegerpodest. Mit ebenso vielen Strafpunkten, aber etwas langsamer fuhr Fredy Schneider gleich wie vorheriges Jahr aufs Silberpodest. Eingespannt hatte er wieder Spike IV und Vincent IX. Mit Abstand am schnellsten um die orange Töggeli, aber dafür mit mehr Strafpunkten im Gepäck fuhr Sarah Meier mit Hengst Amaro und Stute Sidney schlussendlich auf Rang drei. In der Fahrtrophy siegte bei den Pferden Katja Rohrer aus Flüeli-Ranft. Mit total drei Punkten verwies sie die männliche Konkurrenz mit Patrick Böller (5 Punkte) und Jürg Enz (15 Punkte) auf die weiteren Plätze. Knappe Entscheidungen gab es in der Gymkhana-Trophy zu bestaunen. In einer spannenden Ausmarchung blieben Sylvia Zehnder, Aline Fuchs und Fabienne Schulthess bei den Ponys nur um einen Punkt getrennt. In der Kategorie Pferd siegte die Grenchnerin Mirjam Marti auf Nevada XVII mit der «Traumpunktzahl» von exakt 100 Zählern deutlich vor der Lysserin Ramona Blaser (98) und Carole Janzi (Köniz, 98). Diese Konkurrenten der Stufe II rundeten das ZKV-Weekend mit ihren gekonnten Vorführungen auf hohem Niveau ab. Zuvor hatte Mirjam Marti bereits die Stufe I souverän zu ihren Guns­ten entschieden, während in der Kategorie Ponys Leya Macachini siegreich blieb.

Green-Jump-Cup: Finalsiegerin Natascha Walter (Chevignon), im Bild mit Pony Lea.

 

 

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 40/2017)

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