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Lipizzanergespann von Vierspännersieger Felix Affrini.
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Fahrsportentwicklung bereitet Sorgen

16.04.2019 15:30
von  Werner Schönenberger //

Von der YB- und SCB-Euphorie war am vergangenen Wochenende an der NPZ Drivers Challenge in Bern nichts zu spüren. Auch am Wetter lag es nicht, dass nie richtig Stimmung aufkam, sondern viel eher am abnehmenden Interesse der Fahrsportler allgemein. Seit diesen Winter berücksichtigt das Leitungsteam Fahren für die Qualifikation für internationale Meisterschaften vermehrt Auslandstarts. Die Auswirkungen daraus waren nun in Bern offensichtlich, denn weniger als die Hälfte der Kaderfahrer war am Start. Verlierer dieser Öffnung der Qualifikationsbedingungen scheinen nun die Veranstalter nationaler Turniere zu sein. Insgesamt starteten an der NPZ Drivers Challenge nur noch etwa halb so viele Gespanne wie zu besten Zeiten.

Obwohl die NPZ Drivers Challenge zu einer Randveranstaltung zu verkümmern droht, erhielten die Organisatoren von den Teilnehmern nur Lob. Werner Ulrich wirkte einmal mehr als OK-Präsident und nutz­te gleichzeitig die Gunst der Stunde. Er startete gleich wie sein Sohn Stefan bei den Ein- und Zweispännern. Sehr gute Arbeit leis­tete auch Parcoursbauer Michael Meyer mit seinen anspruchsvoll und fair gebauten Parcours. Nicht zu vergessen waren auch die vielen freiwilligen Helfer, die sich über mehr Fahrsportler und Publikum auch gefreut hätten.

Vierspännerprüfung ohne Voutaz


«Die Drivers Challenge stellt zum Saisonstart sehr hohe Ansprüche an die Pferde», meinte Christian Iseli, der Kaderverantwortliche der Einspänner. «Viele Gespanne sind hier wegen dem ungewohnten Sandboden bereits enorm gefordert und die Hanglage bei mehreren Hindernissen fordert von den Pferden viel Kondition», betont der erfahrene Fahrsportexper­­te. Grosser Abwesender in Bern war Jérôme Voutaz, der aktuell grösste Repräsentant des Schweizer Fahrsports auf internationaler Ebene.
Felix Affrini und Daniel Meier war es zu verdanken, dass aus der Königsdisziplin wenigstenS noch ein Duell wurde. Routinier Affrini gewann mit seinem energiegeladenen Lipizzanergespann den Zweikampf in der Marathonprüfung endgültig, weil die talentierten Schweizer Warmblutpferde von Daniel Meier in einem Hindernis so lange hängen blieben, bis sie wegen Überschreitung der Maximalzeit ausscheiden mussten.

Einspänner in zwei Prüfungen

Weil je nach Ansprüchen zwei unterschiedliche Dressurprogramme zu fahren waren, wurden in Bern zwei Einspännerprüfungen ausgeschrieben. In der S-Klas­se mit internationalem Niveau starteten nur drei Gespanne. Stefan Ulrich gewann mit grossem Vorsprung vor Katia Monnier und Erika Bernhard. Bei der Klasse der nationalen M- und S-Einspänner gab es einen Überraschungssieger.

Einspännersieger Stefan Ulrich.

Der Berner Oberländer «Jungpensionär» Urs Weissmüller profitierte vom falsch gefahrenen Hindernisparcours der Westschweizerin Lucie Musy Comune. «Ich hätte mir für einen Sieg mehr als zehn Strafpunkte notieren lassen können, doch im zweitletzten Hindernis verspielte ich meine Chance», meinte sie wehmütig. So gab es einen neuen Sieger mit knappem Vorsprung auf Justine Courtin und Andrea Bieri.

Favoritensterben im Marathon


Gespannt war man in der Fahrsportszene auf das Abschneiden von Bruno Mei­er. Mit den Pferden von Karl Hueber siegte er in der Dressur und wurde «eigentlich» Zweiter im Marathon. Doch nach dem letzten Hindernis und nur wenige 100 Meter vor dem Ziel kippte in einer scharfen Wendung sein Wagen. Aus war der Traum und ausgerenkt die Schulter. Sein Schmerz war nachher so gross, dass er am Sonntag nicht am Hindernisfahren teilnehmen konnte. Ähnliches passierte auch Stefan Ulrich, als er als Zweitplatzierter nach der Dressur in einem Marathonhindernis einen Vorfall verzeichnete.

Marcel Luder gewann im «Schweizer Stil».

In einer Wendung schlug sein rechtes Pferd aus und traf den Beifahrer an der Hüfte. Die Untersuchung im Spital ergab dann glücklicherwei­se keine Knochenbrüche, aber ein leidiges Hämatom. Einen dritten Zwischenfall in dieser Zweispännerprüfung verursachte auch noch Markus Riederer. Sein Wagen kippte bereits im ersten Hindernis, doch glückli­cherweise verletzte sich dabei niemand. Nachdem die beiden Führenden nach der Dressur ausgeschieden waren, freute sich Marcel Luder über den Sieg im Marathon. Er führte vor dem Hindernisfahren mit fast acht Punkten Vorsprung auf Werner Ulrich und baute den Vorsprung mit einem Sieg in der letzten Teilprüfung sogar noch aus. Der dritte Rang ging an Stefan Bösch, den sympathischen Gast aus Vorarlberg.

Jagd auf Scherrer


Cédric Scherrer dominierte die Ein- und Zweispänner-Ponyprüfung von Beginn weg. Die Jagd der restlichen neun Gespanne auf den amtierenden Vizeweltmeister war damit erfolglos. Scherrer siegte in der Dressur und im Marathon und verzeichnete einen Ballabwurf im Hindernisfahren. Diese souveräne Leistung führte am Schluss zum Vorsprung von mehr als 16 Punkten.

Dominik Falk gewann bei den Pony-Vierspännern.

Zweiter in der Ponyprüfung wurde Routinier Hans Barmettler mit seinem Haflinger vor dem ersten Zwei­spänner von Lea Schmidlin.  Bei den Pony-Vierspännern war nur Dominik Falk am Start. Er und seine Ponys gaben aber trotzdem alles, auch wenn sie in Bern konkurrenzlos waren. Am Schluss freute er sich über die Publikumsstimmen, die ihm zur besten Leistung unter allen Vierspännern gratulierten.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 15/2019)

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