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Bei der Beugeprobe wird das Bein des Pferdes 90 Sekunden lang gebogen, bevor es sofort lostraben muss.
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Geprüft von Kopf bis Fuss

22.01.2019 11:35
von  Chantal Kunz //

Ein neues Pferd hat man schnell gekauft. Doch damit nach dem Kauf möglichst wenig Probleme auftauchen, ist ein guter Ankaufs­untersuch immer ratsam. Doch was heisst ein «guter» Ankaufsuntersuch? Hier folgen einige Ratschläge, was bei einem solchen Untersuch zu beachten ist.

Dem Gedanken, ein eigenes Pferd zu kaufen, folgen oft viele Abklärungen. Ein schönes Pferd ist schnell gefunden. Doch schon bald taucht die Frage nach der Gesundheit des Tieres auf. Schwerwiegende Mängel sind natürlich meistens offensichtlich. Doch schon oft hat man von sedierten oder auf andere Weise «gepushten» Pferden gehört. Das will man natürlich vermeiden, denn niemand will Geld für ein Pferd ausgeben, das in kurzer Zeit nicht mehr reitbar ist. Um dies zu klären, gibt es die Ankaufsuntersuchung. Anwesend sein sollten Verkäufer, Käufer und ein Tierarzt.

Dem Tierarzt dient ein jeweils selbst vorbereitetes Formular als Vorgabe. Wichtig für einen Ankaufsuntersuch ist ein geeigneter Untergrund, auf dem das zu untersuchende Pferd vorgetrabt werden kann. Falls ein Proberitt eingeplant ist, sollte auch ein Sandplatz vorhanden sein. Die klinische und adspektorische Untersuchung wird vom Tierarzt stehend durchgeführt. Was dabei getestet wird, ist in der Box auf der nächsten Seite zu finden.

Bei der Brettprobe werden die Pferdebeine auf allfällige Strahlbeinprobleme geprüft.

Das Pferd wird zuerst an der Hand im Schritt, dann im Trab vorgeführt. Dabei beurteilt der Tierarzt den Gang und schaut, ob es Unregelmässigkeiten gibt, Gangeigenheiten  oder eine Lahmheit vorhanden sind. Anschliessend werden die meisten Pferde an der Hand auf hartem Untergrund auf einem Trabzirkel präsentiert. Diese sogenannte Provokationsprobe erachtet man als sehr aussagekräftig. Ebenfalls wird meistens die Beugeprobe und die Brettprobe durchgeführt. Bei der Beugeprobe wird 90 Sekunden lang das Bein des Tieres gebogen und anschliessend das Pferd zum direkt Lostraben aufgefordert. Diese Probe muss links und rechts durchgeführt werden, damit die beiden Seiten miteinander verglichen werden können. Anhand der Brettprobe wird analysiert, ob die starke Streckung des Huf-Fesselbereichs schmerzhaft ist, was auf mögliche Strahlbeinprobleme hindeuten könnte.

Das Pferd wird auch unter Belastung geprüft.

Dazu werden die Vorderbeine nacheinander auf ein Brett gestellt und das Brett am anderen Ende angehoben. Bei Schmerzen oder Problemen wird das Pferd vom Brett abspringen. Auch hier werden die Proben der rechten und der linken Seite miteinander ver­glichen und erst dann ein Urteil gefällt. Das Rückwärtsrichten der Pferde und sehr enge Wendungen an Ort und Stelle helfen, zu erkennen, ob das Pferd die Kniescheibe einhängt. Auch begutachtet werden bei der Beurteilung des Ganges und des Bewegungsapparates die Wirbelsäule sowie die passive und aktive Beweglichkeit.

To do
Klinische Untersuchung der inneren ­Organe:
• Ernährungs- und Pflegezustand
• Verhalten
• Lymphknoten
• Schleimhäute
• Kopf und Ohren
• Haut  (Narben) und Haarkleid
• Trias-Werte (Temperatur, Atmung, Puls)
• Atmungs-, Kreislauf- und Verdauungsapparat
• Zähne
• Gang- und Bewegungsapparat
• Nervensystem

Orthopädische Untersuchung:
• Verdickungen oder Auftreibungen an Gelenken
• Füllungszustand der Gelenke
• Sehnenscheiden und Schleimbeutel
• Palpatorische Beurteilung der Gliedmassen (Abtasten)
• Flexibilität der Gliedmassen
• Hyperflexionsschmerz
• Druck- oder Rotationsschmerz
• Überbeine und  Sehnenverdickungen
• Gelenks- und Sehnenscheidengallen
• Hufknorpelverhärtungen
• Beurteilung der Hufe
• Gliedmassenstellung

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 3/2019)

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