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Das Gestüt Homberg in Bubikon ZH.
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Gestüt Homberg – Jeder ist willkommen

19.12.2017 11:50
von  Chantal Kunz //

Das Gestüt Homberg im Zürcher Oberland wurde Schritt für Schritt aufgebaut und hat sich zu einem wahren Pferdeparadies für Rösseler aller Couleur entwickelt. Die Vierbeiner sind in Boxen oder im Laufstall untergebracht und ein grosser Teil des Futters wird sogar selbst hergestellt. Dem Reiter sind mit Reithalle, Viereck und grossem Reitgebiet kaum Grenzen gesetzt. Willkommen sind Pferde aller Rassen. Zudem ist Besitzer Rudolf Guyer passionierter Züchter und kann auf zahlreiche Erfolge verweisen.


Das Gestüt Homberg im zürcherischen Bubikon kann auf eine lange Geschichte zurückblicken – bereits seit 1849 ist es der Sitz der Familie Guyer. Rudolf Guyer bewirtschaftet das schöne Gut bereits in der fünften Generation. Er hat den damaligen Landwirtschaftsbetrieb 1983 von seinem Vater gekauft und ihn primär als solchen auch weitergeführt. Bis ins Jahr 2000 weideten noch um die 40 Kühe rund um den Hof. Guyer selbst wollte aber schon bald nach der Übernahme den Fokus auf Pferde anstatt auf Kühe legen. Er hatte schon als Kind ständig Pferde um sich und ritt seit Jahren. Was einst mit einem eigenen Pferd begann, wurde ab 1986 professionalisiert und der Zürcher machte sein Hobby zum Beruf. In verschiedenen Etappen wurde der Pensionsstall Homberg aufgebaut. 1987 wurde das erste Sandviereck erstellt und bereits 15 Pensionspferde eingestallt. Seit 2001 steht die grosszügige und lichtdurchflutete Reithalle mit einer Grösse von 26 mal 50 Meter ebenso zur Verfügung. Der darin verwendete Boden ist staubfrei, federnd und trittfest und eignet sich so optimal für die verschiedensten Disziplinen. Die Halle verfügt zudem über ein gemütliches geheiztes Reiterstübli mit Bar.

Arbeit auf dem Homberg in den 1930er-Jahren.

Das Team des Gestüts Homberg (v. l.): Harry Spinner, Alexandra Grossenbacher, Franziska Smolders und Rudolf Guyer.


Heute leben rund 70 Pferde auf dem Gestüt in Bubikon. Seit 13 Jahren existieren zu den fast 50 Boxen auch zwei Laufställe mit Platz für je 18 Pferde. Sie sind unterteilt in eine Stuten- und eine Wallachgruppe. In dieser Herde stehen Pensions- sowie hof­eigene Pferde. «Unser Motto ist ‘Homberg Pferde leben besser’», sagt Ruedi Guyer mit Überzeugung. Ihm sei das Wohlergehen der Tiere sehr wichtig. «Bei uns kommen die Vierbeiner gemeinsam auf unsere 18 Hektaren umfassenden Weiden.» So hat sich der Betrieb insgesamt in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt. «Grösser werden wollen wir aber nun nicht mehr, aber uns vermehrt auf die Qualität konzentrieren», sagt der Gestütsbesitzer. In das Thema Qualität gehört auch das Futter. So wird Heu, Hafer, Mais und Heulage selbst angebaut. Und zudem seien diesbezüglich in Zukunft weitere Investitionen in die Infrastruktur geplant.

Die Reithalle bietet viel Platz für Trainings.

So werde im nächs­ten Jahr eine Führanlage gebaut und auch eine Springwiese sei angedacht. Das wohl grösste Projekt für Ruedi Guyer sei es aber, einen geeigneten Nachfolger zu finden. «Dies ist aber nicht ganz einfach, denn es muss wirklich alles passen.» Im Moment führt er den Hof noch in Eigenregie, doch irgendwann möchte er doch auch etwas kürzer treten.

Für jeden das Richtige
Neben dem Pensionsstall bietet das Gestüt Homberg auch eine Reitschule für Kinder und Erwachsene an. Diese managen die Reitlehrerinnen Ale­xandra Grossenbacher, Andrea Kälin und Franziska Smolders. Reitstunden können in Gruppen oder als Privatlektionen gebucht werden, und zwar in den Disziplinen Sprin­gen oder Dressur. Als Pensionäre sind Reiterpaare aller Reitweisen willkommen. «Unsere Reitschüler und Pensionäre sind sehr unterschiedlich. Unterricht geben wir im klassischen englischen Stil», so Guyer und ergänzt, sie hätten auch schon Westernreiter oder spezielle Pferderassen auf dem Hof gehabt. So könne jeder seinen eigenen Weg gehen.

Die Auslaufboxen mit Sicht in die Berge.

Jeder Pensionär hat einen Schrank in der Sattelkammer.

«Damit doch alle ab und zu zusammenkommen, organisieren wir verschiedene Anlässe, diverse Kurse und interne Turniere», erzählt Rudolf Guyer mit Stolz. Um möglichst vielen Reitschülern gerecht zu werden, bietet sein Team den Unterricht nebst Deutsch sogar in den Fremdsprachen Französisch, Englisch und Spanisch an. Neben dem Training in der Reithalle, auf dem Sandviereck oder dem Longierzirkel bietet die Umgebung ein schönes Ausreitgelände. «Auf die Reiter warten viele Naturstrassen, wobei sie glücklicherweise selten bis gar nie eine befahrene Strasse überqueren müssen.»

Zucht als Passion
Ein grosses Hobby des Gestütsbesitzers ist zudem die Pferdezucht. «Bereits mit zehn Jahren habe ich Kaninchen gezüchtet und dann anschliessend Kühe. Das lief immer ziemlich gut, deshalb habe ich mich vor ein paar Jahren entschieden, es auch mit Pferden zu versuchen.» Mittlerweile hat er mit ­seinen sechs Zuchtstuten – die durchwegs die Prädikate Elite Suisse und Prämienzuchtstute besitzen – schon grosse Erfolge feiern können. Sie klassierten sich an den Ausscheidungen jeweils in den Top Ten. Der grosse Züchterstolz widerspiegelt sich auch in den Turniererfolgen des Nachwuchses. So hat zum Beispiel RG Number One H den Final der Vierjährigen gewonnen, Consuela H CH qualifizierte sich für die Superpromotion über 145 Zentimeter in Avenches und Imagine H CH hat zahlreiche 130er-Klassierungen im Palmares.

Rudolf Guyer und Franziska Smolders im Laufstall der Stutenherde.

Für die Pferde stehen Boxen oder Laufställe bereit.


«Es ist aber nicht immer ganz einfach, einen geeigneten Käufer für unsere Zuchtpferde zu finden», sagt der passionierte Züchter. Ein solcher müsse das Potenzial der Pferde nutzen können. Für den Spitzen­sport wolle er seine Vierbeiner aber lieber nicht geben. «Ich finde es schön, wenn ein Tier aus eigener Zucht in der Nähe ist.» Er selber reitet nicht mehr, jedoch sitzt seine neunjährige Tochter Lisa schon fleissig im Sattel. «Sie hat schon jetzt ihren eigenen Kopf und ist sehr ehrgeizig, was die Pferde angeht», sagt Papa Guyer mit stolzem Lächeln. Wer weiss, vielleicht wird das Töchterchen dereinst die Zuchtpferde an den Turnieren vorstellen – das wäre dann doppelter Stolz.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 50/2017)

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