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Sieger in der Breeders’ Cup Classic: Gun Runner unter seinem französischen Jockey Florent Géroux.
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Gun Runner rennt am schnellsten

07.11.2017 15:08
von  Willi Bär //

Von der Spitze aus hat Gun Runner die Breeders’ Cup Classic für sich entschieden. Das mit sechs Millionen Dollar Preisgeld ausgestattete Rennen war das Hauptereignis des zweitägigen Breeders’-Cup-Meetings, das dieses Jahr auf der kalifornischen Rennbahn Del Mar stattfand. Geritten wurde der vierjährige Hengst vom 31-jährigen Franzosen Florent Géroux. Man schrieb das Jahr 1982, als sich eine Gruppe prominenter Züchter aus Kentucky, angeführt von John Gaines, dem Eigner der Gainesway Farm, zusammensetzte und einen Plan ausheckte. Die Idee war, eine Veranstaltung zu kreieren, in der das gesamte Rennjahr kulminieren soll­te. Teilnehmen sollten nicht nur Pferde aus Amerika, sondern aus der ganzen Welt, um die uralte Frage nach den Besten zu beantworten. Die Initianten sahen darin jedoch nicht nur einen sportlichen Wettbewerb auf höchstem Niveau, sondern auch ein Marketing­instrument für ihre Vollblutzucht.

Hengsthalter als Financiers

Bereits zwei Jahre später, also 1984, war es dann so weit. Auf der Rennbahn Hollywood Park in Los Angeles wurde der erste Breeders’ Cup, wie man die Veranstaltung getauft hatte, abgehalten. Finanziert wurde der Event von Hengsthaltern auf der ganzen Welt, die mit ihren Einsätzen dafür sorgten, dass die von ihren Deckhengsten gezeugten Nachkommen an den hochdotierten Rennen teilnehmen durften. Im Wesentlichen ist das bis heute so geblieben. Auch wenn ein Teil der 28 Millionen Dollar, die mittlerweile in den Rennen verteilt werden, durch Fernsehgelder und Beiträge der austragenden Rennbahnen finanziert werden. Der Breeders’ Cup war einerseits von Beginn an ein grosser Erfolg, aber andererseits vor allem in Europa stets umstritten. Der Grund liegt im laxen Umgang der Amerikaner mit leistungsfördernden Medikamenten. Mittel wie Lasix, die in der übrigen Welt auf der Dopingliste stehen, werden in vielen Staaten der USA den Rennpferden routinemässig verabreicht. Damit stellt sich für die Europäer die Frage, ob sie ihre Pferde ebenfalls mit Lasix laufen lassen oder ob sie darauf verzichten und damit einen Nachteil in Kauf nehmen. Dieses Jahr wurden rund 30 Vollblüter aus Europa nach Kalifornien geflogen, wo die Bahn von Del Mar erstmals den Breeders’ Cup veranstaltete. Ziel der Pferde aus Irland, England und Frankreich waren vor allem die Rennen auf Gras.

Arrogate gegen Gun Runner

In der auf Sand (Dirttrack) ausgetragenen Breeders’ Cup Classic waren mit Churchill und War Decree zwar zwei Pferde aus dem Stall des Iren Aidan O’Brien mit von der Partie, doch sie galten als Aussenseiter. In der Favoritenrolle standen Vorjahressieger Arrogate und sein grosser Herausforderer Gun Runner. Nach dem Aufklappen der Startboxen stürmte Florent Gé­roux aus einer mittleren Position sogleich an die Spitze. Begleitet wurde er in der zweiten Spur von Collected (Manuel Garcia), einem der vier Starter von Trainer Bob Baffert, der in den drei vorausgegangenen Classic-Ausgaben jeweils den Sieger gestellt hatte. Zu Beginn der Zielgeraden galoppierten die beiden Leader immer noch Schulter an Schulter, ehe sich Gun Runner im nun entbrennenden Schluss­duell mit etwas mehr als zwei Längen Vorsprung deutlich durchsetzte. 

Geschlagener Favorit

Hinter West Coast und War Story belegte Favorit Arrogate, die Nummer eins der Galopper-Weltrangliste, lediglich den fünften Rang, den er sich zudem im toten Rennen mit einem anderen Pferd teilen musste. Arrogate hatte Gun Runner Ende März im Dubai World Cup noch klar bezwungen, doch bei den darauffolgenden Auftritten blieb er weit hinter seiner damaligen Leistung zurück. Gun Runner, der von Steven Asmussen trainiert wird, ist dagegen seither ungeschlagen.

Französischer Jockey

Siegreiter Florent Géroux stammt aus Frankreich, wo er 2005 mit 43 Siegen der erfolgreichste Jockey-Lehrling war. «Aus einer Laune heraus», wie er selbst sagt, flog er dann 2007 in die USA, um dort sein Glück zu versuchen. Nach schwierigen Anfängen, in denen er kaum Ritte erhielt, gehört er seit einigen Jahren zusammen mit seinen Landsleuten Julien  Leparoux und Flavien Prat zu den erfolgreichsten Sattelkünstlern auf den amerikanischen Rennbahnen.

Europäer siegten auf Gras

Während die US-Galopper in der Classic die Spitzenplätze unter sich ausmachten, hielten sich die aus Europa eingeflogenen Pferde in den Grasrennen schadlos. Geritten von Mickaël Barzalona triumphierte Talismanic im Breeders’ Cup Turf und Wuheida gewann unter William Buick die den Stuten vorbehaltene Prüfung. Beide Reiter trugen den blauen Dress des weltweit operierenden Stalles Godolphin. Während Talismanic in Frankreich von André Fabre trainiert wird, steht Wuheida unter der Regie des im englischen Newmarket wirkenden Charlie Appleby. Der aus Irland angereiste Mendelssohn hatte bereits am Tag zuvor für seinen Trainer Aidan O’Brien ein Rennen für zweijährige Nachwuchsgalopper gewonnen.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 44/2017)

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