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Dani Wiederkehr und Laurène Jamain haben sich im aargauischen Leuggern auf die Ausbildung von Jungpferden spezialisiert.
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Horsemind.ch – nach den Prinzipien des Horsemanships

16.01.2018 13:40
von  Karin Rohrer //

Dani Wiederkehr und Laurène Jamain haben sich im aargauischen Leuggern auf die Ausbildung von Jungpferden spezialisiert. Aber auch für gut gerittene Angloaraber, Bodenarbeit oder Verlade­trainings ist man bei diesem Paar richtig. Hier wird Horseman­ship in Theorie und Praxis gelehrt und vor allem gelebt.

Laurène Jamain ist in Frankreich aufgewachsen und hat dort nach ihrer Schulzeit in Springställen als Bereiterin gearbeitet. Um mit schwierigeren Pferden besser umgehen zu können, absolvierte sie eine Horsemanship-Ausbildung in Frankreich und in den USA. Nach dieser Ausbildung zog es sie zurück zum Springsport und seit letztem Jahr nun auch vermehrt zum Concours Complet. Seit neun Jahren lebt sie in der Schweiz und 2009 kaufte sie mit Dani Wiederkehr den Hof in Leuggern, damals ein reiner Landwirtschaftsbetrieb. «Mit Hilfe der Familie haben wir ihn zum Stall nach unseren Ideen umgebaut und so viel wie möglich in Eigenregie realisiert», erklärt die 35-Jährige. Dani Wiederkehr ist bei seinen Reisen ebenfalls auf die Horsemanship-Ausbildungsmethode gestossen und absolvierte da­zu eine zweijährige Ausbildung in Frankreich. Er arbeitete in Frankreich und später unterrichtete und betreute er einerseits französische Studenten und andererseits amerikanische Studenten der Universität in Dillon (Montana, USA) im Bereich Horsemanship. Zweieinhalb Jahre blieb er in den USA, wechselte für ein Jahr in einen Stall in England, kam dann wieder zurück in die Schweiz.

Dani Wiederkehr und Laurène Jamain. 

Passion für Angloaraber

Der Stall besteht heute aus total 16 Boxen, nämlich zwei Innenboxen, acht Einzelboxen mit Auslauf sowie zwei Gruppenboxen, die für zwei respektive vier Pferde gedacht sind. Während der Vegetationsperiode dürfen die Pferde auf die Weiden und im Winter stehen fünf Paddocks zur Verfügung. Aktuell sind bei «horsemind.ch» sieben Pensionäre beheimatet, vornehmlich Freizeitreiter, die das verkehrsarme Ausreitgelände rund um den Hof schätzen. Dani Wiederkehr und Lau­rène Jamain haben gemeinsam vier eigene Pferde, ein Selle Français und drei Angloaraber, die sie früher auch selber gezüchtet hatten. «Angloaraber sind sensibel, wollen arbeiten und haben viel Blut. Trotz dieser Qualitäten sind sie erstaunlich ruhig und gelassen im Kopf, für uns perfekte Pferde», zeigen sich die beiden begeistert von dieser Rasse.

Eine solide Basis

Nebst dem Erteilen von Reitstunden und Kursen im Bereich Horsemanship ist das Steckenpferd der beiden die Grundausbildung der Pferde, welche normalerweise rund drei Monate dauert. Er nennt dies gerne die «ersten 100 Ritte» und ihm ist wichtig, dass er sich genügend Zeit nehmen kann für die Pferdeausbildung. «Wenn ein Pferd zu uns zur Ausbildung kommt, muss es zuerst lernen, von uns zu lernen. Vertrauen und gemeinsame Sprache sind der Schlüssel zum Erfolg», betont Dani Wiederkehr. Bodenarbeit ist die eigentliche Vorbereitung zum Reiten. «Dann macht für die Pferde schon alles Sinn, wenn wir aufsteigen», erklärt der 39-Jährige. Dann geht es darum, dass die Pferde den Reiter in allen drei Grundgangarten akzeptieren und geritten werden können, dies zuerst auf dem Platz oder im Ge­lände, alleine oder zu zweit.

Der Aussenplatz ist teilweise überdacht und bietet ideale Trainingsverhältnisse.

Im grossen Roundpen kann am Boden gearbeitet werden, aber auch Longieren oder Freiarbeit kommen zum Einsatz.

Sinnvolle Aufgaben bieten

«Bei den meisten Pferden macht es Sinn, möglichst bald ins Gelände zu gehen. Sie beschäftigen sich dann weniger mit dem Reiter, gehen selbstständiger vorwärts und bekommen einen Rhythmus in den Gangarten. Zudem gibt es draussen unzählige Möglichkeiten, an unserer Kommunikation zu arbeiten, zum Beispiel beim Wasserqueren etc. Ich hätte gerne vom Pferd, dass es etwas versucht, auch wenn es das noch nicht kann. Es soll die Einstellung bekommen, für mich etwas auszuprobieren, dadurch wird es immer besser.» Zum Ausbildungspaket gehören auch das Verladetraining und Verhalten beim Hufschmied, denn die Pferde sollen vielseitig für ihren weiteren Einsatz ausgebildet und vorbereitet werden: «Wir nehmen uns Zeit, denn mehr als vier bis fünf Ausbildungspferde gleichzeitig nehmen wir nicht an. Normalerweise kommen die Pferde zum Anreiten zwischen Januar und Juni. Im Herbst kommen dann hin und wieder Pferde, die zu wenig ausgebildet wurden oder eine Korrektur nötig haben. Vielleicht haben sie Angst, weil etwas zu schnell geschah oder etwas übersprungen wurde in deren Ausbildung, aber die Probleme mit Pferden entstehen immer aus mangelnder Kommunikation.» Dani Wiederkehr versucht dann, herauszufinden, was die Tiere noch lernen müssen, was allenfalls «repariert» werden muss. Vor allem wird der Besitzer mit einbezogen, damit er lernt, was er ändern kann, damit das Problem nicht auftaucht.

Verladeprobleme hausgemacht

Das Verladetraining sei immer wieder ein Thema und dies ist nach der Grundausbildung quasi die zweit­liebs­te Arbeit, erklärt Wiederkehr. Man kann von Pferden viel lernen beim Verladen, denn hier kommt alles zusammen und Mängel werden sichtbar: «Oftmals wird der gleiche Fehler gemacht, nämlich im falschen Moment wird das Richtige getan. Vor allem der Zeitpunkt muss exakt stimmen, zu welchem man das Pferd in Ruhe lassen muss, damit es merkt, dass es das Richtige macht. Dies ist die gröss­te Fehlerquelle. Viele Pferde haben gelernt, nicht zu verladen, anstatt zu verladen.» Die beiden sind überzeugt, dass ihr Ausbildungskonzept für alle Pfer­de geeignet ist: «Die Einstellung des Pferdes ist wichtig. Es soll zufrieden sein und etwas machen wollen. Und wir Ausbildner machen alles für das Pferd und nicht gegen das Pferd. Wir möchten die Psyche des Pferdes nicht verändern und wollen ein Tier, das psychisch und physisch gesund ist. Horsemanship kann vieles im Alltag mit dem Pferd verbessern, gerade das Verständnis für das Pferd.»

Nebst Weiden stehen den Pensions- und Ausbildungspferden auch Paddocks zur Verfügung.

Dani Wiederkehr arbeitet bei der Pferdeausbildung nach den Horsemanship-Grundsätzen.

 

 

 

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 02/2018)

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