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Springreiter Beat Mändli.
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«Ich träume von Rio 2016»

28.07.2015 10:28
von  Peter Wyrsch //

Beat Mändli ist ein «Stehaufmännchen». Seine eigene Reiterkarriere hat er
seit Anfang 2014 in den Hintergrund gestellt und trainiert seither die betuchte, talentierte 22-jährige US-Amazone Katherine «Katie» Dinan. Doch im nächsten Jahr will der Weltcupsieger von 2007 und zweifache Olympiateilnehmer wieder selbst im Sattel angreifen. «Ich träume von Rio 2016, sofern wir ein kompetitives Spitzenpferd für höchste Ansprüche finden», sagt der 46-jährige Schweizer ­Reiter voller Hoffnungen.

Beat Mändli auf Antares.

Mit «wir» meint der drei­fache Schweizermeister, Olympia- und EM-Silbermedaillengewinner mit der Schweizer Equipe in den Jahren 2000 (Sydney) und 1999 (Hickstead) seinen Arbeitgeber, den amerikanischen Multimillionär James «Jamie» Dinan, einer der bedeutendsten Hedge-Fonds-Manager der USA, Gründer und CEO der York Capital Management. Seine Tochter Katherine ist be­geis­terte Springreiterin, amerikanisches Equipenmitglied und Weltcupfina­lis­tin 2013, 2014 und 2015, und von Mändlis Reitküns­ten seit dessen Weltcupsieg 2007 in Las Vegas angetan. Seit Anfang 2014 und nach der Trennung vom lang­jährigen Thurgauer Sponsoren und Mäzen Paul Bücheler ist Beat Mändli, einer der besten Schweizer Springreiter in den vergangenen zwei Jahrzehnten, Katis persönlicher Lehrmeister.

«PferdeWoche»: Seit einigen Wochen sind Sie wieder in Europa, zurück in der Schweiz?
Beat Mändli: Ende Mai dislozierten Katie und ich nach Europa, wo wir bis zum Herbst bleiben. Wir sind aber nicht mehr in Lyss bei meinem Kollegen Niklaus Schurtenberger, sondern belegen zwölf Boxen auf der Ashford-Farm in Bocholt in Belgien.

Warum Belgien und nicht wieder die Schweiz?
Das hat verschiedene und vor allem logistische Grün­de. Bei «Schurti» hat es für uns zu wenig Platz. Bei ihm habe ich sieben eigene Nachwuchspferde, fünf-, sechsjährige Zukunftshoffnungen und Verkaufspferde eingestallt. Bocholt in der Provinz Limburg in Flandern ist nahe von Genk, Valkenswaard, Maas­tricht und Roermond und liegt in Europa zentraler. Für die Ashford-Farm, die von Enda Carroll geleitet wird, reiten auch die Zanottellis, der Brasilianer Marlon Modolo Zanotelli und seine schwedische Ehefrau Angelica Augustsson Zanotelli. Wir finden da alles vor, was das Reiterherz begehrt.

Im Herbst brechen Sie aber ihre Zelte in Belgien wieder ab.
Wir kehren in die Staaten zurück. Zunächst nach New York, dann nach Wellington in Florida. Drei bis vier Monate sind wir jeweils in New York stationiert, drei bis vier Monate in Wellington. Den Rest, wie jetzt, in Europa. Katie besucht in New York die renommierte US-Universität in Harvard und studiert Biochemie. Sie kann nicht nur reiten, sondern hat auch was im Kopf.

Ist Beat Mändli also nurmehr Trainer und schon halb Amerikaner?
Nein. Ich reite auch auf US-Turnieren als stolzer Schweizer Repräsentant mit. Mit Antares, der einst erfolgreich von McLain Ward geritten wurde, und Super Trooper stehen mir zwei gute Pferde zur Verfügung, die aber in die Jahre gekommen sind. Der Schimmel Antares ist nun 15-jährig und hat seinen Zenit überschritten. Mit dem elfjährigen Holländer Zander, mit dem ich Anfang Mai in New York ein Weltranglistenspringen und Anfang Juni die Eröffnungsprüfung am Fünfstern-CSI in Monaco gewann, verfüge ich über ein Siegespferd für Konkurrenzen bis zu Hindernishöhen von 150 Zentimeter. Für ganz oben reicht es wohl nicht. Ich möchte aber wieder nach ganz oben.

Was heisst das?
Ich sehe meine Zukunft im nächsten Jahr wieder vermehrt als Reiter. Ich fühle mich fit und gesund und mit 46 Jahren noch nicht zu alt, um wieder an Championaten teilzunehmen. Die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro locken mich. Da möchte ich wieder für die Schweizer Equipe reiten.

Sie verfügen aber über kein Spitzenpferd für höchste Ansprüche.
Noch nicht. Wir sind ständig auf der Suche. Finden wir etwas Geeignetes für mich, schlagen wir zu. Cracks sind aber schwierig zu finden und oftmals sehr teuer. Und wir sind nicht die Einzigen, die weltweit suchen.

Preise dürften aber keine Rolle spielen, wenn man einen Milliardär im Rü­cken hat.
Geld wird auch bei vernünftigen, reichen Leuten nicht verschleudert. Es muss passen und eine Zukunft versprechen. Nicht jedes Spitzenpferd harmoniert mit jedem Reiter.

Die Schweiz hat die Olympia-Qualifikation für Rio (noch) nicht geschafft.
Sie werden in Aachen an der EM das grosse Saisonziel erreichen. Ich bin davon überzeugt. In der Equipe steckt viel Klasse und Equipenchef Andy Kistler verfügt über erstklassige Reiter und mit Thomas Fuchs über einen schlauen Fuchs und erstklassigen Trainer.

Vor vier Jahren ebneten Sie mit ihrem zehnten EM-Rang mit Louis der Schweiz das Olympia-Ticket für London 2012. Sie waren quasi der Vorreiter des Olympia-Golds ihres ehemaligen Schützlings Steve Guerdat.
Nun können mir meine Kumpels mit der Olympia-Qualifikation für Rio etwas zurückgeben. Ich trug als bester Schweizer an der EM 2011 in Madrid Wesentliches zum sechsten EM-Rang der Mannschaft bei und fehlte leider in London.

Was macht ihre Familie? Pendelt sie jeweils mit?
Meine Frau Mandy besucht mich oft in den USA. Mein Sohn Thomas, mein ganz grosser Stolz, wohnt in Zürich, ist selbständig und hat soeben eine wichtige Berufsausbildung erfolgreich beendet. Er bildet sich nun in Luzern an einer Fachschule im Marketing weiter.

Mögen sie immer noch kein Wasser?
Es ist richtig, dass ich nicht gerne im Regen und auf nassem, rutschigem Boden reite. Ich mag aber Wasser, kühle mich gerne ab, vor allem bei den derzeitigen tropischen Temperaturen. Und (lacht) vereinzelt mag ich auch einen Schluck «Feuerwasser», besonders nach erfolgreichen Ritten und besonderen Tagen.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 29/2015)

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