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Dominator im «Swiss Derby»: Malkoboy (l.) unter Pierre-Charles Boudot.
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Klare Sache für Malkoboy

27.06.2017 12:56
von  Willi Bär //

Geritten vom französischen Champion Pierre-Charles Boudot dominierte Malkoboy das 37. Swiss Derby klar und sorgte so für den siebten Derbystreich von Besitzer Peter Baumgartner. Im wichtigsten Trabrennen löste der elfjährige Swedishman mit einer unglaublichen Aufholjagd beim Publikum einen wahren Beifallssturm aus. Obwohl sein Stallgefährte One One One und auch Go Fast in ihrem Herkunftsland Frankreich im Rating etwas höher standen und der «Kräuliger» Rebello zuletzt in Baden-Baden eine starke Leistung gezeigt hatte, avancierte Malkoboy sowohl auf der Bahn (1,70:1) wie auch bei PMU (1,50:1) zum klaren Favoriten. Cornwall Cottage (Clément Lheureux), der einzige Derbystarter aus einem Schweizer Trainingsstall, strebte nach dem Aufschnellen der Startboxen sogleich an die Spitze. Sein «Farbenbruder» Rebello (Fabrice Veron) eskortierte ihn aussen. Hinter dem Kräuliger-Duo folgten One One One (Gérald Mossé) und Go Fast (Pierre Bazire). Abgeschlossen wurde das Sextett vom Favoriten Malkoboy und von Ronal­do (Marc Lerner), einem von Waldemar Hickst in Köln trainierten Scalo-Sohn. 

Boudots Ausflug an die Aussenrails

An dieser Reihenfolge änderte sich vorerst nichts. Für etwas Aufsehen sorgte einzig Pierre-Charles Boudot, der auf der Gegenseite das innen galoppierende Feld verliess und als Einziger in äusserer Spur unterwegs war. «Mir schien der Boden aussen besser als innen und zudem konnte Malkoboy dort freier galoppieren», erklärte der 24-Jährige später. Ende der Gegenseite zog Boudot dann wieder nach innen und platzierte Malkoboy im Rücken von Rebello. 300 Meter vor dem Ziel, beim Übergang von der falschen auf die Zielgerade, fächerte sich das Feld über die Breite der Bahn aus. Für einen Augenblick galoppierten die sechs Pferde praktisch auf einer Linie nebeneinander. Dann fiel innen Cornwall Cottage zurück und aussen verabschiedete sich Malkoboy in die andere Richtung. Im Nu war die Entscheidung um den Sieg gefallen. Fünf Längen hinter Malkoboy sorgte der zweite Grün-Weisse, One One One, für einen Doppelsieg des 87-jährigen Peter Baumgartner, der im Rollstuhl zur Siegerehrung gestossen wurde.  Um den dritten Rang wur­de es eine Länge hinter One One One ganz knapp zwischen Rebello und Ronaldo. Schliess­lich ergab die Auswertung des Zielfotos einen minimalen Vorsprung für den deutschen Gast. Trainiert werden die beiden Baumgartner-Pfer­de von Henri-Alex Pantall, der sich bereits zum fünften Mal in die Siegerliste einschreiben konn­te. Pantall, dessen Frau Yvette den Sieger gezüchtet hat, meinte danach: «Ich wusste, dass Malkoboy die nötige Klasse hat, war mir aber nicht ganz sicher, ob ihm das Profil der Bahn in Frauenfeld mit dem relativ kurzen Einlauf passt.»

Packender Dreikampf, den Footprintinthesand (r.) unter Pierre-Charles Boudot für sich entschied.

Packender Dreikampf

War Malkoboy im Derby klar das beste Pferd, musste Pierre-Charles Boudot, der seit dem letzten Jahr mit 300 Siegen den Europarekord hält, in der Sprinter-Trophy sein ganzes Können aufbieten, um sich nach einem das Publikum von den Sitzen reissenden Dreikampf mit Footprintinthesand hauchdünn gegen Lunardo und Sailana durchzusetzen. Footprintinthesand gehört Sandro Gianella, dessen Pantall-Pensionäre in Frankreich häufig von PC Boudot geritten werden, so Isacc im letztsamstäglichen Quinté-Rennen. Trainiert wird Footprintinthesand von Miro Weiss, der mit Stall FunConnections Just Moritz einen weiteren Sieger sattelte. Fiesta, eine Halbschwester des Spitzenmeilers Filou, sicherte sich unter Raphael Lingg das Kleine Derby mit dreieinhalb Längen Vorsprung auf den Mitfavoriten Puelo. Ähnlich überlegen siegte Take a Guess (Tim Bürgin) im 2000-Meter-Rennen für die ältere Elite vor Fabrino. Standen Fiesta und Take a Guess in der Favoritenrolle, so hatte man mit den Siegen von Mister Zoff (Nadia Burger) und von Miss Spirit (Cédric Harnois) weniger gerechnet.

Swedishman begeisterte das Publikum

Das neben dem Derby zweite PMU-Rennen, der Grosse Preis des Kantons Thurgau, richtete sich an die Elite der Traber. Patricia Felber reihte den Favoriten Swedishman vorerst innen an dritter Position ein. Nach einigen Wechseln an der Spitze fanden sich die beiden aber eingeschlossen im hinteren Teil des Feldes wieder. Auf der falschen Geraden konnte sich Patricia Felber zwar aus der Falle befreien, doch während der führende Spike (Nathalie Gonin) vorne auf dem kürzesten Weg dem Ziel entgegenstrebte, musste Swedishman erst einmal aussen um die dazwischenliegenden Pferde herumkurven. Zu Beginn der Zielgeraden schien das Unterfangen chancenlos, hätte wohl kaum jemand noch einen Cent auf Swedishman gesetzt. Doch dann trommelte der klein gewachsene Wallach einen unglaublichen Schlussakkord auf die Bahn und entfachte damit einen Beifallssturm, dass man das Gefühl hatte, es seien 10000 Zuschauer und nicht nur ein Drittel davon auf der Bahn. Zum Schluss siegte Swedishman mit komfortablen zweieinhalb Längen Vorsprung auf Spike. Deutlich hinter dem Spitzenduo kreuzte Padolin (Marc-André Bovay) den Pfosten als Dritter. Der bislang in Frauenfeld noch ungeschlagene Attenarco, der kürzlich seinen 40. Sieg erzielt hatte, kam beim letzten Wegübergang aus dem Tritt und wurde in der Folge disqualifiziert. Wurde Nathalie Gonin im trabsportlichen Hauptereignis mit Spike noch abgefangen, so führte im anderen Trabrennen dieselbe Taktik zum Erfolg. Im Sulky von Smile siegte sie von der Spit­ze aus vor Uccello de Phens (Jean-Bernard Matthey) und Avenir (José Davet).

Sieger im Grossen Preis des Kantons Thurgau: Swedishman (Nr. 9) mit Patricia Felber an den Leinen. 

 

 

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 25/2017)

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