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CVI Bern – Neustart geglückt.
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Lütisburg und Jäiser siegen

19.05.2015 15:44
von  Daniel Kaiser //

Das langersehnte Voltigier-Spektakel im Nationalen Pferdezentrum Bern war mit insgesamt 300 Aktiven und 61 Pferden ein voller Erfolg. Beim ersten CVI nach zehnjähriger Pause blieb am finalen Sonntag in der Arena kein Platz frei. Insgesamt viermal stand die Gastgebernation in der Bundeshauptstadt auf dem obers­ten Podest, darunter die Mannschaft aus Lütisburg und Einzel-Queen Simone Jäiser. Chef-Organisator Lukas Heppler schaffte es bei seinem Heimspiel bei den Herren auf Rang drei.

Die Tribüne war noch nicht einmal abgebaut, da wurde in den internen Kreisen des Organisationsteams bereits der CVI 2016 in Angriff genommen. «Wir haben Voltigiersport auf hohem Niveau gesehen, hatten zwei von drei Tagen tolles Wetter und hervorragende Rückmeldungen der Teilnehmer für unsere Organisation», fasst der 22-jährige Lukas Heppler nicht ohne Stolz zusammen. Die Herausforderung seiner Doppelfunktion als Chef-Organisator und Co-Präsident sowie aktiver Teilnehmer meisterte das Aushängeschild des NPZ meisterhaft. In einer ­starken Herrenkonkurrenz verbuchte der Berner mit seiner Longenführerin Barbara Zürcher am Ende Rang drei, musste sich lediglich dem Deutschen Daniel Kaiser sowie ­seinem temporären Trainingspartner Stefan Csandl aus Österreich geschlagen geben. Letzterem stellte er zudem sein Pferd Waimar CH zur Verfügung. Auf starke 7,745 Punkte brachte es der Gastgeber nach drei Durchgängen, landete in der abschliessenden Kür sogar auf Rang zwei. «Ich hatte auf einen Platz auf dem Podest gehofft. Dass es funktioniert hat, ist sensationell. Ich bin absolut zufrieden», gab Heppler zu Protokoll, der – ganz nebenbei – den Einsatz der 180 freiwilligen Helfer managte und an allen Turniertagen stets der Erste als auch Letzte auf der Anlage war. Auch Kaiser hatte Heppler ein Pferd vermittelt: Der 28-jährige Leipziger startete auf Livanto Cha CH aus dem Stall des Voltigiervereins Montmirail, longiert von deren Trainerin Mirjam Degiorgi. «Ich bin absolut überwältigt, dass das Turnier so gut gelaufen ist. Ich habe mich auf Livanto von Anfang an wohlgefühlt und dann wurde es von Tag zu Tag besser», gab der Sieger zu Protokoll.

Podest der Herren mit (v.l.): Stefan Csandl (AUT, 2.), «PferdeWoche»-Korrespondent Daniel Kaiser (GER, 1.) und CVI Chef­Organisator Lukas Heppler (3.) sowie den Longenführerinnen Barbara Zürcher (l.) und Mirjam Degiorgi.

Dass es am Ende bei den Herren keiner der stark eingeschätzten Franzosen auf das Treppchen schaffte, war eine der grössten Überraschungen des Turniers. Vincent Haennel hatte sich anfänglich mit der Pflicht deutlich an die Spitze des Feldes gesetzt, rutschte nach Technikprogramm und Kür aber auf Platz vier ab. Sein Landsmann Clément Taillez rangierte sogar nur auf Platz sechs und lag damit hinter dem Tschechen Lukas Klouda. Der frisch gewählte FEI-Athletenvertreter der Voltigierer war kurz vor dem CVI in Bern im Übrigen noch auf Stippvisite in Lausanne in der Zentrale des Weltverbandes unterwegs, diskutierte dort die zukünftigen Entwicklungen des Voltigiersports – und begeisterte ­einige FEI-Vertreter spontan zum Ausflug nach Bern, unter anderem Ri­chard Johnson. «Die Stimmung ist atemberaubend, die Fans leben ihre Begeis­terung. Es ist wirklich ein fantastischer Event», attes­tierte der Chef der FEI-Unternehmenskommunikation.

Neue Kür als Höhepunkt

Fantastischen Sport gab es auch bei den Seniorteams auf Dreistern-Niveau zu sehen. Höhepunkt dieses Wettbewerbs war zweifelsohne die mit Spannung erwartete internationale Kür­premiere der Voltigiermannschaft aus Lütisburg. Die amtierenden Vize-Weltmeister präsentierten ihre Choreografie zum Thema «Schwanensee», die sie gemeinsam mit dem Star-Choreograf Michael Gnad aus Bremerhaven ausgearbeitet haben. In sanften Grautönen gekleidet begeisterten die Schweizer um Meistertrainerin Monika Winkler-Bischofberger ihre Fans auf dem Rücken ihres Vierbeiners Will Be Good. Die Longenführerin zog ein gemischtes Fazit: «Es hat noch nicht alles funktioniert, aber die Mädels haben richtig gut gekämpft.» An die finale Version der Vorstellung, mit der sie auch bei den Europameis­terschaften im August in Aachen ganz nach vorn wollen, kam die Leistung in Bern noch nicht heran – verständlicherweise. Denn nur einen Tag vor dem Wettkampfstart sprang Teammitglied Raffaela Di Maria die Kniescheibe heraus. Winkler-Bischofberger musste kurzfristig umdisponieren und integrierte Elisabeth Bieri vom Voltigierclub Garten, die schon bei diversen Kadertrainings bei den Lütisburgern mittrainierte. Mit nur einer Einheit auf dem Pferd funktionierte das neue Gespann dann im Wettkampf bereits hervorragend. «Angesichts dieser Umstände können und müssen wir zufrieden sein», sagte die Trainerin. Der Mannschaft gelang am Ende mit der Wertnote von 8,177 Punkten ein prestigeträchtiger Sieg gegen das Team «Ecuries de la Cigogne». Die Franzosen, die eine Woche zuvor beim CVI in Belgien den deutschen Konkurrenten und amtierenden Weltmeister aus Neuss-Grimlinghausen bezwungen hatten, verbuchten 7,859 Zähler. Rang drei ging an die Baden-Württemberger aus Nordheim (7,249).

Erste Bewährungsprobe der neuen Lütisburg-Kür im Hinblick auf die EM in Aachen.

Simone Jäiser überzeugte vor allem mit ihrem Technikprogramm.

Einen weiteren Dreistern-Sieg für die Schweiz erturnte Simone Jäiser aus Freudwil vom Voltige-Club Harlekin. Die 28-Jährige wirbelte auf ihrem Luk – longiert von ihrer Mutter Rita Blieske – einmal mehr zum unangefochtenen Triumph. Ihre Hauptkonkurrentin Anna Cavallaro aus Italien hatte ihre Teilnahme zwar kurzfristig abgesagt. Allerdings wäre Jäiser in dieser Verfassung wohl nur schwer zu schlagen gewesen. Vor allem im Technikprogramm deklassierte die Zürcherin die Konkurrenz. «Mit dem Technikprogramm bin ich sehr zufrieden. An der Kür werden wir noch weiter arbeiten», sagte Jäiser, die nach dem Karriereende der Britin Joanne Eccles zweifelsohne als eine der Gold-Aspirantinnen für die EM in Aachen angesehen werden kann. Die Gastgebernation freute sich am Ende bei den Damen über die ersten vier Plätze. Hinter Jäiser (8,268) landeten Nadja Büttiker aus Lütisburg (7,68), Marina Mohar (7,495, ebenfalls Harlekin) und Ramona Näf (7,309, Lütisburg). Erst die Französin Manon Noël konnte die Schweizer Dominanz auf Rang fünf durchbrechen.

Gemeinsam mit der deutschen Equipe dominierte die Schweiz am Ende auch im Gesamtranking. Bei insgesamt elf Prüfungen verbuchten die Gastgeber vier Siege, ebenso wie die deutsche Vertretung unter Leitung von Equipechefin Andrea Blatz. Frankreich kam auf drei Siege.

Umkämpfte Nachwuchsprüfungen

In den U18-Wettbewerben überzeugten in erster Linie die Deutschen. Das JuniorTeam aus Mainz-Laubenheim holte sich den Sieg mit 7,041 Punkten, dicht gefolgt von Tösstal (6,926) und Montmirail (6,883). Zwischen diesen beiden Teams wird es in diesem Jahr spannend. Beide wollen sich für die erstmals ausgetragene Junioren-Weltmeisterschaft im niederländischen Ermelo als Schweizer Vertreter qualifizieren. Der CVI in Bern war eine der Sichtungsstationen, bei der die Mannschaft von Trainerin Corinne Bosshard mit Isabella IV bei 6,926 Punkten am Ende die Nase vorn hatte. Montmirail folgte mit 6,883 Punkten dicht dahinter. Bei den U18-Damen landete Sarah Linder von der Voltigiergruppe Calimero aus Russikon mit Leonardo da Vinci – longiert von Trainerin Annemarie Gebs Dar – auf Platz zwei.

Zweiter Platz für das Junioren-Team Tösstal hinter der deutschen Gruppe Mainz-Laubenheim.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 19/2015)

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