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Obst sorgt für Vitamine und Abwechslung im Winterspeiseplan.
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Natürlich rundum gesund

23.01.2018 12:57
von  Alexandra Koch //

Dass die richtige Haltung eine wichtige Rolle bei der Gesunderhaltung im Winter spielt, verdeutlichte der erste Teil der Serie. Jedoch können auch eine vitamin- und mineralstoffreiche, für das jeweilige Pferd passgenaue Fütterung sowie naturheilkundliche Massnahmen dazu beitragen, gesund durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Und was für das Pferd gilt, kann sich auch der Reiter hinter die Ohren schreiben.

Inhalation mit Kamille, Pfefferminze, Thymian oder Eukalyptusöl ist bei Pferden wie bei Menschen ein häufig angewendetes Mittel, die Atemwegserkrankung zu bekämpfen. Zweimal täglich 15 Minuten sollten eingeplant werden. Genutzt werden kann dazu ein Eimer in der Futterkrippe. Zahlreiche Veterinäre bieten ausserdem die Möglichkeit, ein Gerät zur Inhalation bei ihnen auszuleihen. Bei grossen Anlagen lohnt sich auch die Anschaffung. Bei diesen Profigeräten wird mit Kochsalz inhaliert. Tees mit Heilkräutern wie Fenchel, Thymian, Eukalyptus, Spitzwegerich, Pfefferminze, Kamille, Eibisch, Isländisch Moos, Malve, Salbei oder Huflattich können den Prozess der Heilung unterstützen. Thymian hilft beispielsweise, die Atemwege frei zu machen, sollte eine Erkältung im Anmarsch oder bereits im Gange sein. Auch vorbeugend verbessert er das Immunsystem. Besonders emp­fehlenswert ist auch eine Teemischung mit Salbei, Thymian und Zwiebeln. Dabei kocht man zunächst die Zwiebeln, bis sie weich sind. Man fügt Honig hinzu und lässt den Zwiebelsud rund zehn Minuten zusammen mit den Kräutern ziehen. Diesen Zwiebel-Thymian-Tee kann man auch gut abfüllen und über etwa eine Woche hinweg zum Futter geben.

Kräuter wirken sich positiv auf den Pferdekörper aus.

Kamille wirkt beruhigend, beispielsweise bei Bronchitis, aber auch in so ziemlich allen anderen Fällen. Sie verbessert vor allem den Allgemeinzustand des Pferdes und ist sehr magenfreundlich. Mit einer Kamillenlösung (Kamillentee oder Tropfen in warmem Wasser) können die Nüs­tern gereinigt werden. Isländisch Moos zählt bei Pferden zu den hilfreichs­ten Kräutertees, wenn es um Bronchitis und weitere Atemwegserkrankungen geht. Es sind vor allem die Schleimlöser, die im Kraut enthalten sind, sowie die Säure, welche den Hals beruhigen und zugleich frei machen.

Mash als Appetitanreger

Ein klassisches Mash besteht aus 500 Gramm Weizenkleie, 100 Gramm Leinsamen, rund 50 Gramm Salz und drei bis fünf Liter Wasser. Beimischen kann man ausserdem Quetschhafer und vor allem viele leckere Geschmacksträg­er – dazu gehören Hustenkräuter, beispielsweise Isländisch Moos, Spitzwegerich oder Bierhefe, die vor allem im Fellwechsel sehr gesund ist, Äpfel und Möhren in geraspeltem Zustand für die ausreichende Vitaminzufuhr oder auch Pflanzenöle wie Leinöl. Dieses verleiht jedoch sehr viel Energie, weshalb bei eher hitzigen Pferden sowie Pferden mit Übergewicht vorsichtig damit umgegangen werden muss. Mehrere Studien erklären mittlerweile, dass das Pferd einen völlig anderen Magen und Verdauungstrakt hat und daher auch Wärme anders verwertet. Dennoch kann warmes Mash oder Tee den Appetit anregen, was bei einer Erkrankung positiv zu werten ist. Besonders wichtig im Winter sind regelmässige Mahlzeiten, sodass immer ausreichend Energiezufuhr, die nun vermehrt benötigt wird, vorhanden ist.

Homöopathie unterstützt gesundheitlich angeschlagene Pferde bei der Rekonvaleszenz.

Obst beeinflusst das Immunsystem des Pferdes – bei ansonsten korrekter Fütterung – nicht massgeblich. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Hagebutten. Die kleinen roten Früchte wachsen im Herbst in so gut wie jeder Lage und sind echte Vitamin-C-Bomben. Sie können problemlos in kleinen Wildwuchsflächen oder an Wegesrändern gepflückt werden. Nach dem Pflücken sollte man sie unbedingt waschen, um eine Infektion des Pferdes mit dem Fuchsbandwurm zu verhindern.

Naturheilkundliche Unterstützung

Bei akutem Husten kann ein Priessnitz-Verband, eine Schwitzpackung, bei der eine in kaltem Wasser getränkte Wolldecke oder ein Tuch fest um Brust und Genick gewickelt wird, unterstützend wirken. Nächste Schicht ist eine wasserdich­te Plastikplane, darüber eine Wolldecke. Nach zwei Stunden wird die Packung entfernt und das Pferd, welches nun verschwitzt ist, trockengerieben. Bei Kehlkopferkrankungen helfen feuchte, warme Wickel um die Kehlkopfregion. Fieber kann mit feuchten Beinwickeln gesenkt werden. Knoblauch und Apfelessig stärken zudem das Immunsystem, weshalb sie in geringen Mengen zugefüttert werden sollten, etwa ein Teelöffel Honig im Tee oder ein Schuss Apfelessig im Futter. Auch Bachblüten, Massagen und Akupressur können helfen, sowohl vorbeugend als auch behandelnd. Bachblüten wie «Wild Rose» oder «Olive» wirken beispielsweise gegen Abgeschlagenheit wäh­rend Erkrankungen wie einer Bronchitis oder Husten aller Art. «Walnut» wirkt bei Veränderungen im Pferdeleben, auch der jahreszeitlichen Veränderung, wenn es von draussen wieder ausschliesslich in den Stall geht. Von täglicher Weidehaltung auf Stallhaltung umzuschwenken (mit nur sehr geringem Auslauf, wie es leider allzu häufig in Reitställen üblich ist), kann enormen Stress bedeuten. Hinsichtlich der traditionellen chinesisch­en Medizin hat Sonja Walser, welche diese als Heilpraktikerin in der Schweiz an Hunden und Pferden anwendet, bereits viele positive Erfahrungen gemacht. «Da man mit beiden Methoden das Immunsystem gezielt aktiv unterstützen kann, ist es auf jeden Fall sinnvoll, so dem Winter zu trotzen. Gerade Ältere, Geschwächte oder Rekonvaleszente könnten davon profitieren. Bei gesunden Tieren kann man vorbeugend dafür sorgen, dass sie gestärkt in den Winter gehen.»
Eine nicht unmassgebliche Rolle in der Rekonvaleszenz spielt auch die Fütterung, wie Tierärztin Julia Mack betont: «Bei Infektionen der Atemwege bietet sich vor allem eine Unterstützung der Immunabwehr an, indem besonders darauf geachtet wird, dass die Fütterung bedarfsdeckend ist. Wichtig sind im Zusammenhang mit der Immunabwehr vor allem die Vitamine A, E und der B-Komplex, ausserdem Selen und Zink. Insbesondere sollte auch der Bedarf an essenziellen Aminosäuren, also denjenigen, die der Körper nicht selbst herstellen kann, sicher gedeckt sein. Eventuell kann auch der Zusatz von Ome­ga-3-Fettsäuren und Anti­oxidantien sinnvoll sein.»

Beschäftigung hält gesund

«Wenn die Pferde im Winter nicht auf die Weide können, kann Langeweile aufkommen, denn unsere Pfer­de müssen nicht mehr Kilometer zurücklegen, um ge­nügend Futter und Wasser zu finden, pflanzen sich meist nicht fort und müssen sich nicht gegen Raubtiere schützen. Bei Langeweile, zum Beispiel ohne den gewohnten Weidegang, kann es in der Gruppe ruppig zugehen und dann zeigt sich, ob das Gehege wirklich gut konzipiert und gebaut ist. In Einzelhaltung kommt es bei Langeweile zwar weniger zu Verletzungen, aber häufig zu unerwünschtem Verhalten», erklärt Tierärztin Annina Rohner-Cotti. «Das beste Mittel gegen Langeweile ist eine sinnvolle Beschäftigung. Um sich mit Futter beschäftigen zu können, ohne zu viele Kalorien zu sich zu nehmen, sind auch für Pferde schon viele Hilfsmittel erfunden worden. Ein Hilfsmittel, um Pferde mit wenig und kalorienarmem Futter zu unterhalten, ist auch meine Futterspieltrommel. An dieser Trommel muss das Pferd drehen, damit einzelne Heupellets herausfallen.»

Auch für den Reiter gilt: Wärme beugt Erkältungen vor.

Kalte Füsse und Co. verhindern

Auch für den Reiter ist eine Erkältung alles andere als angenehm. Warmhalten ist im Winter angesagt. Möglich wird es mit den richtigen warmen Socken und in jedem Fall wasserdichten Schuhen. Die Socken sollten gut isolieren, dennoch aber Feuchtigkeit aufnehmen und die Füsse gut pols­tern. Hochwertige Wandersocken eignen sich ebenso wie Reitsocken. Der Anteil von atmungsaktiven Kunstfasern sollte sich mit Schurwolle oder Baumwolle die Waage halten. Für die Reitstiefel ist eine Thermofütterung sinnvoll. Materialien wie Goretex halten die Nässe von aussen in jedem Fall fern. Wer keine hohen Stiefel tragen möchte, nutzt Thermo- oder Wanderreitschuhe, die oftmals auch in der Ganzjahresvariante gut isolieren.
Wer beim Ausritt ständig über kalte Hände klagt, sollte sich mit dem Gedanken an beheizbare Reithandschuhe auseinandersetzen. Mittlerweile finden sich Heizelemente nicht mehr nur in Handschuhen oder den Einlegesohlen von Reitstiefeln. Der Markt bietet auch sogenannte «Heiz­westen». Per Knopfdruck aktiviert der Träger einen Akku, der durch ein Kabel mit in der Kleidung eingenähten oder eingesteckten Heizelementen verbunden ist. Über die­se breitet sich die Wär­me am Körper aus, was allerdings nur zuverlässig funktioniert, wenn eine weitere isolierende Kleidungsschicht darüberliegt. Die Westen sind jedoch allesamt recht dünn, sodass man sie gut als Zwischen­schicht verwenden kann. Neben Akkus im Inneren der Wes­ten werden auch leitfähige Karbonfasern eingesetzt.

Immunsystem frühzeitig stärken

Viele Lebensmittel können unser Immunsystem auf natürliche Art und Weise stärken. Und auch wenn wirklich einmal eine Erkältung im Anflug ist, sollte man nicht gleich auf die chemische Keule setzen. Auch in der Natur kommen genug Lebensmittel mit antibiotischer Wirkung vor. Das Immunsystem wird vor allem durch ausgewogene Er­nährung gestärkt. Wer täglich in alle Mahlzeiten am besten grösstenteils regionales Obst und Gemüse integriert, tut seinem Körper viel Gutes. Im Herbst besteht jedoch ein erhöhter Vitaminbedarf. Zum Glück kommen gerade jetzt Orangen und Mandarinen frisch auf den Markt – echte Vitamin-C-Bomben. Und der alte Spruch «an apple a day keeps the doctor away» hat durchaus etwas Wahres. Äpfel und Rote Bete sind im Winter regional erhältlich und beides ungemein gesund.
Ein Smoothie aus Orangen, Äpfeln und Rote Bete ist ein echter «Immun-Boos­ter». Gegebenenfalls kann er mit ein paar Löffeln Honig gesüsst werden. Auch dieser zählt zu den natürlichen «Erkältungskillern», ebenso wie Ingwer. Nicht jedermanns Geschmack, die Wurzel aus China, einige empfinden sie als sehr scharf. Dennoch entwick­el­te sie sich in den vergangenen Jahren zu einem Trendgewürz, nicht ohne Grund bekämpft sie doch Erkältungskrankheiten wie wenige andere. Einfach ein paar Scheiben oder Stücke der Wurzel mit heissem Wasser übergiessen und trinken. Bestens passt Ingwer auch in eine Hühnersuppe. Sie ist ein weiteres natürliches Antibiotikum, welches in den letzten Jahren wieder immer mehr Liebhaber findet. Dabei folgt sie im Grunde einem uralten Rezept, welches schon im Mittelalter bekannt war. Auch jenseits des Pferderückens sollte man auf Bewegung an der frischen Luft nicht verzichten. Jeder sollte sich täglich Zeit für etwa 20 bis 30 Minuten draussen nehmen, um sich an der frischen Luft zu bewegen. Dies tut man am bes­ten auch in den dunkelsten Wintertagen dann, wenn die Sonne am höchsten steht, also um die Mittagszeit oder am frühen Nachmittag.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 3/2018)

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