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Hans Bienz.
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Nur vom Pferd lässt er sich noch in Fesseln legen

27.01.2015 13:42
von  Charles Stoob //

Er ist die Korrektheit in Person. Der ehemalige Kavallerieoffizier, Schwadronskommandant, Reitlehrer und Leiter des NPZ in Bern, Hans Bienz, ist ein stolzes Mitglied der Burgergemeinde Bern. Sein reales Denken und seine bewiesene Zuverlässigkeit lenkten den 71-jährigen gelernten Landwirt auf den Weg des Erfolges. Sein Werdegang ist Vorbild für stetes Wollen und Durchhaltewillen.

Aufgewachsen ist er zusammen mit zwei Brüdern und drei Schwestern auf einem 120 Jucharten grossen Bauernhof der Burgergemeinde Bern, gelegen in der Waldlichtung Heiteren im Forst.

Nach der obligaten Schule gings dann ins sogenannte Welsch­landjahr nach Mauraz, einem kleinen Dörfchen mit damals drei Bauernbetrieben im Kanton Waadt. Klein, aber fein könnte man sagen, denn nicht nur das Parlieren auf französisch bekam er dort intus, auch den Umgang mit Pferden lernte er erstmals auf sehr intensive Weise. Hört sich zwar komisch an, denn auf dem Hof waren stets acht bis zehn Pferde eingestallt, wurde doch dort auch eine Fuhrhalterei betrieben. Aber dafür war ja Hans, wie auch in anderen Bereichen wo die Pferde in Anspruch genommen wurden, zu wenig involviert, um das Wesen Pferd richtig kennenzulernen. Nach dem Welschland absovierte er ein bäuerliches Lehrjahr in Schüpfen. Ihm war das jedoch nicht genug an Ausbildung. Und Bedürfnisse beiseitezulegen war nie sein Ding. Hat er sich eimal auf ein Ziel fokussiert, gabs bis zur Realisation keine Verschnaufpause. Deshalb war für ihn die Handelsschule in Bern genau das Richtige. Das Reiten war für ihn schon immer ein Thema. Eigentlich logisch, denn sein Vater war ein hoher Train-Offizier und besass ein Reitpferd. Hans bekam des öfteren die Gelegenheit sein Hinterteil daraufzusetzen. Mit 19 trat er dem Kavallerie/Reitverein Neuenegg bei und ist nun seit 52 Jahren dessen Mitglied. Dort brachte man ihn auch reiterlich auf Vordermann. Sein Vereinsreitlehrer war Paul Aesch­li­mann, der ehemalige Bereiter der Empfa. Eine ausgezeichnete Vorbereitung für den anstehenden militärischen Dienst.

Fünf Mal war Hans (vorne links stehend) Equipenchef der Ländlichen Reiter.

Hauptmann Bienz mit dem Empfa-Pferd Asello unter dem Sattel.

Mit der RS bei der Kavallerie begab sich Hans auf den Weg zum Berufsreiter. Begleitet von seinem Eidgenoss Venator, einem Franzosen- Wallach. Das wird dokumentiert in seinem diesbezüglichen Werdegang bis zuletzt im Rang eines Majors. Das alles hat er der «Schmiede» der militärischen Reiterei zu verdanken. Denn, um als Reitlehrer und Ausbilder bestehen zu können, ist ein enormes Können gefragt. Dieses Können liess Hans 1968 als Bereiter-Offizier in die Empfa eintreten. In die Position des abtretenden Paul Weier.

Leiter NPZ

Hans erlebte noch die Blütezeiten der Kavallerie in der Empfa mit 300 Angestellten und bis zu 600 eingestallten Pferden. Da wurden bis 1971 am Morgen noch 80 (!) Bereiter mit Trompetenstoss zum Appell gerufen. Dann kam leider der Umbau zur Mini-Empfa und die ungewünschte Umkleidung in die jägergrüne Arbeitskleidung. Die dritte Epoche stand im Zeichen der Privatisierung zum Nationalen Pferdezentrum in Bern (NPZ). Hans, der sich in dieser Institution als hervorragender Reitlehrer pofilierte, liess auch als Berufsschul­lehrer für den Fachunterricht Reiten kei­ne Fragen offen. Das gleiche gilt für seine Tätigkeiten im Parcoursbau, als Dressur-, Lizenz- und Spring­richter, die er noch heute ausübt. Diese Vielfalt hievte ihn schliesslich zum Leiter des NPZ. Dies ohne das be­rühmte Vitamin B, allein durch sein stupendes Können und Wissen.

Hans mit seinen vier Kindern am 70. Geburtstag.

Hans Bienz mit dem NPZ-Pferd Laurier d’Or.

«Helm ab»: Hans als Kommandant der Schwadron 5 am letzten Defilee.

Am Schluss seiner militärischen Laufbahn wurde er Chef der Pferdestellung beim Mobilmachungsplatz 108 in Fribourg. Eine Aufgabe, die er vier Jahre lang wahrnahm, und für die er nochmals die Zentralschu­le absolvieren musste.

Als Pensionist sinniert er nun über dies und jenes. Seine Meinung: Jeder Reiter soll­te die gleiche Fitness besitzen wie das Pferd. Und Hans weiss wovon er spricht, denn sein sportliches Interesse galt schon immer – nebst dem Reiten – der körperlichen Fitness. Er betrieb Lauf­sport, Radsport und war Spielertrainer des in der dritten Liga engagierten Eishockey-Teams HC Bramberg. Vier Mal war er als Fitnessläufer am Murten-Fribourg-Lauf dabei. Noch dieses Jahr mit 71 bestritt er im Team mit Tochter und zwei Neffen als Radfahrer den Infer­no-Triathlon. Über eine Stre­cke von 97 Kilometern und unglaublichen 2000 Metern Höhendifferenz über die Gros­se Scheidegg zeig­te er seine grosse körperliche Kompetenz. Deshalb sieht man ihn auch in der Gegenwart ohne Probleme im Sattel sitzen. Befreit von Las­ten der beruflichen Verantwortungen geniesst er heute die gewonnene Freiheit. Nur vom Pferd lässt er sich noch in Fesseln legen.

Vier Mal war er als Fitnessläufer am Murten-Fribourg-Lauf dabei.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 03/2015)

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