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Pensionsstall Kipp.
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Pensionsstall Kipp – Aus der Tradition in die Moderne

27.11.2018 09:35
von  Ruth Müller //

Im solothurnischen Gretzenbach, idyllisch in einer grünen Oase zwischen Aarau und Olten gelegen, betreiben Karin und Rolf Keller den traditionsreichen Pensionsstall Kipp. Nebst Topinfrastruktur und viel Auslaufflächen kommen die Pensionäre in den Genuss des direkt angrenzenden Reitgebiets an der Aare.


Man schrieb das Jahr 1964, als Ernst Keller den Schritt wagte, auf der Kipp seine eigene Reitschule zu eröffnen. Während Jahren hatte der Kavallerist in der Alten Reithalle Aarau den Offizieren Reitstunden erteilt – und wurde von diesen ermuntert, sich als Reitlehrer selbstständig zu machen. Mecki, der stämmige Schimmel, war sein erstes Reitschulpferd.

Führen den Pensionsstall Kipp seit 2013: Rolf und Karin Keller.

Viele gesellten sich nach und nach dazu: Dossi, Dina, Eros, Logo, Diener, Darling, Sandra, Xanthos, Zorro, Galan, George und wie sie alle hiessen. Die Vierbeiner verrichteten treu ihren Dienst – und wurden von unzähligen Reitschülern vergöttert. Auf ihrem Rücken lernten Jung und Alt korrektes Reiten, dafür sorgte Ernst Keller mit seiner strengen, doch fairen Art. Unterstützt wurde er stets von seiner Frau Trudi, die für die Organisation des Stalldiensts, der Fütterung sowie für die Einteilung der Pferde und den Verkauf der Reitabos zuständig war.

Wie ein zweites Zuhause
In den frühen Jahren war die Kipp ein reiner Reitbetrieb. Mit der Zeit kamen eine Handvoll Pensionspferde dazu. Damals konnten sich nur sehr Gutbetuchte ein eigenes Pferd in Pension leisten. Für viele, insbesondere Jugendliche, war der Reitstall wie ein zweites Zuhause.

Zufriedene Pferde: Alle Boxen haben einen rund um die Uhr zugänglichen Auslauf.

Sie packten überall mit an und verdienten sich die eine oder andere Reitstunde. Diese fanden meist in der Reithalle statt. Regelmässig standen auch Ausritte in Zweierformation auf dem Programm. Der Aare und dem Kanal entlang konnte ausgiebig galoppiert werden, was auch den Pferden gefiel und die Sattelfestigkeit der Zweibeiner förderte.

Grössere Stallungen
Nach Ernst Kellers Tod 1999 nahm seine Tochter Therese, die im Familienbetrieb schon seit geraumer Zeit als Reitlehrerin tätig war, gemeinsam mit ihrem Ehemann Rudolf Lehnherr die Zügel in die Hand. Seit 2013, als ihr Bruder Rolf Keller und dessen Ehefrau Karin den Hof und die Leitung übernahmen, wird die Anlage als reiner Pensionsstall geführt. Viel wurde im Lauf der Zeit in den Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur investiert.

Auch ein gut eingerichteter Offenstall ist im Angebot.

Zum Wohle der Pferde wurden die Stallungen vergrössert, zudem verfügen sämtliche 26 Boxen über einen direkten Auslauf, der rund um die Uhr zugänglich ist. Das Angebot ist auf sportlich orientierte Pferdebesitzer ausgerichtet und besonders bei Dressurreitern beliebt, die hier in ruhiger Atmosphäre trainieren und ihren eigenen Reitlehrer mitbringen können.

Abwechslung und Entspannung
Die Reithalle mit 20 mal 60 Metern und der Sandplatz mit 25 mal 60 Metern haben Gardemasse. Ihre Böden werden täglich gepflegt. Abwechslung und Entspannung bieten zudem die gemähte Ovalgrasbahn sowie Ausritte ins wildromantische Ge­lände entlang des Flusssystems. Den Pferden stehen total acht Hektar Weiden und mehrere Sandpaddocks zur Verfügung. Der Pensionsstall Kipp deckt die unterschiedlichs­ten Bedürfnisse von Mensch und Pferd ab. Auch ein gut eingerichteter Offenstall für bis zu sieben Pferde ist im Angebot – mit Fressständen, tief eingestreuten Ruhezonen und sehr viel begehbarer Fläche.

Der Hauptstall: modern und den Bedürfnissen von Pferd und Mensch angepasst.


Korrekter Umgang zwischen Mensch und Pferd werde auf der Kipp besonders grossgeschrieben, sagt Karin Keller. Die Stallchefin bezeichnet sich als Freizeitreiterin. Sie stammt aus Graubünden und ist seit zwei Jahrzehnten an Rolf Kellers Seite. «Wir gehen auf jeden einzelnen Pensionär ein und behandeln alle gleich, unabhängig, ob ein Pferd 2000 oder 100000 Franken gekostet hat.» Der Stall sei immer voll, es gebe wenig Wechsel – der beste Beweis, dass das Angebot stimmt. «Was mich besonders freut: Noch heute haben einige Reitschüler aus den Anfängen der Kipp ihr eigenes Pferd bei uns eingestellt.»

Aktiver Reitclub Kipp
Rolf Keller stellt sicher, dass die Anlage stets tipp­topp unterhalten ist. Als gelernter Landwirt bewirtschaftet er auch die Felder in der Umgebung. Sein stattlicher Fuhrpark ist in einer separaten Halle untergebracht. Und auch die alte Reithalle leistet nach wie vor gute Dienste. Sie erhielt eine neue Verkleidung und dient heute als Futterlager. Zum Kipp-Team ge­hören zudem ein Angestellter für Stall und Umgebung sowie eine Lehrtochter EFZ Pferdefachfrau. Mit den Reit- und Pensionsbetrieben in der Umgebung wird ein gutes Verhältnis gepflegt. Manche nutzen die Infrastruktur der Kipp für Springtrainings oder
-kurse. Auch der seit den 1980er-Jahren bestehende Reitclub Kipp ist aktiv, organisiert auf der Anlage Weiterbildungen, Vorträge, Kurse, Freispringen und Turniere. Die Reithalle sowie das integrierte, für Privatanlässe geeignete Stübli werden auch an Auswärtige vermietet.
Einen Traum, den sie dereinst verwirklichen möch­te, hegt Karin Keller. «Insbesondere Kindern und Jugendlichen möchte ich den korrekten Umgang mit dem Pferd vermitteln, ihnen zeigen, was ein Pferd alles braucht und was es bedeutet, Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen.» Als ehemalige Pflegefachfrau und Ausbildnerin liegt ihr das Vermitteln und Lehren im Blut. «Wir machen unsere Arbeit tagtäglich mit Freude», sagt Rolf Keller. «Das ist doch das Wichtigste, dass man etwas tun darf, was man gerne macht. Für mich bedeutet das Lebensqualität.» Auch die Pferde wirken im Pensionsstall Kipp ruhig und zufrieden, was ebenfalls eine gute Visitenkarte ist.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 47/2018)

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