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Geschenkidee von Rösselern für Rösseler: Selbstgemachte Pferde-Guetzli.
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«Pferdige» Gaumenfreuden

20.11.2012 13:42
von  Melina Haefeli //

Weihnachtsgeschenke – jedes Jahr mit Kopfzerbrechen und Stress ­verbunden. Wieso nicht selber ­zaubern und der stundenlangen ­Suche entfliehen? Doch was schenkt ein Rösseler einem Rösseler? ­Unsere Idee für dieses Jahr: selbstgemachte Pferdeleckerli. Das «Stallgeschenk» ist gesund und schmeckt den Pferden hörbar gut. Die Herstellung ist ganz einfach und der Aufwand hält sich in Grenzen.

Wir haben vier verschiedene Rezepte vorbereitet. Alle Zutaten sind natürlich und für Pferde gut verträglich. Sie sind in allen grösseren Lebensmittelgeschäften erhältlich.

Wissenswertes zu den Zutaten

Zum Süssen der Leckerlis wird nur Traubenzucker oder Honig verwendet. Auch beim Einkauf des Vollkornmüeslis sollte da­rauf geachtet werden, dass es zuckerfrei ist und keine Zusatzstoffe enthält.

Traubenzucker ist natürlich und wird im Vergleich zu «normalem» Haushaltszucker vom Körper direkt in Energie umgewandelt. In der Natur kommt ausschliesslich diese «D-Glucose», also Traubenzucker, vor.

Honig besitzt vielseitige Eigenschaften. Durch sei­ne Inhaltsstoffe wirkt er unter anderem kräftigend, stärkt die Nerven und das Immunsystem. Er fördert die Verdauung, hilft bei Unruhe, verbessert die Durchblutung, wirkt an­tibakteriell und entzündungshemmend. Den bes­ten Honig erhält man bei einem Imker aus der Region.

Weizenkleie – auch unter «Chrüsch» bekannt – ist reich an B-Vitaminen. Ihre raue Struk­tur, ihr Rohfaserreichtum und der hohe Mineralstoffgehalt zeichnen sie aus. Sie enthält eine grosse Menge an Ballaststoffen und fördert ­somit die Verdauung. Ihr Energiegehalt ist vergleichbar mit dem von Heu, ihr Eiweissgehalt ähnlich dem von Hafer. Weizenkleie entsteht bei der Getreideverarbeitung. Es sind die Rückstände aus den Schalen, die beim Absieben des Mehles zu­rückbleiben. Sie hat einen leicht süsslichen Geschmack und eignet sich daher sehr gut zur Erstellung von Leckerlis.

Leinsamen beinhaltet unter anderem einen hohen Anteil an ungesättigten Fett­säuren, wertvollen Schleim­­stoffen, Eiweiss und E- sowie B-Vitaminen. Sie weisen mit ihrem hohen Fettgehalt von rund 40 Prozent verdauungsfördernde Eigenschaften vor und wirken sich positiv auf die Darmtätigkeit aus. Zudem unterstützen sie den Fellwechsel und bringen glänzendes Fell und stabile Hufe. Für die Guetzli sollten geschrotete Leinsamen verwendet werden, da das Pferd gan­ze Leinsamen in ungekochtem Zustand kaum verwertet. Pro Tag und Pferd dürfen nie mehr als 100 Gramm rohe Leinsamen verfüttert werden, da sie Blausäure enthalten.

Sonnenblumenkerne weisen einen hohen Energie- und Eiweissgehalt auf. Die Kerne sind zudem reich an Vitamin E, was eine zellschützende Funk­tion hat. Dieses Vi­ta­min wird ger­ne bei Haut­er­kran­kun­gen, Gefäss- und Herz­pro­ble­men wie auch bei Skelett- und Muskelproblemen eingesetzt.

Hirse ist das mineralstoffreichste Getreide. Es ist reich an Silizium und wird daher gerne zur Stärkung des gesamten Bewegungsapparates gefüttert. Im Futterwert schwankt sie zwischen Hafer und Mais. Jedoch muss auch hier – wie bei den Leinsamen – dem Blausäuregehalt Beachtung geschenkt werden. Deshalb sind die angegebenen Mengenangaben nicht zu überschreiten.

Karotten sind vor allem im Winter ein wichtiges Beifutter, da anderes Saftfutter, wie zum Beispiel das Weidegras, meistens ausfällt. Ungefähr sechs Kilogramm Rüebli entsprechen dem Energiegehalt eines Kilos Hafer. Sie sind sehr leicht verdaulich und enthalten grosse Mengen an Beta-Carotin, das von Pferden mit Hilfe von Fett in Vitamin A umgewandelt wird. Anders als bei Vitamin A kann es bei einer Überdosierung von Carotin nicht zu einer Hypervitaminose kommen. Dies liegt unter anderem daran, dass der Körper ein Depot mit Beta-Carotin anlegt und dieses nur bei Bedarf in Vitamin A umwandelt. Vitamin A spielt eine bedeutende Rolle beim Wachstum, der Ent­wick­lung und Reifung von Schleimhaut, Haut und Kno­chen­ge­we­be.

Zu beachten

Alle angegebenen Mengenangaben sollten nicht überschritten werden. Es handelt sich dabei um gut verträgliche Ta­ges­ra­ti­o­nen. Aufgrund des niedrigen Zuckergehalts und der frischen Zutaten beläuft sich die Haltbarkeit dieser Leckerlis auf drei bis vier Tage. Im Winter sind die Stallschränke normalerweise kühl genug zur Aufbewahrung. Wenn dem nicht so sein sollte oder sie zu feucht sind, werden die Guetzli am bes­ten im Kühlschrank in einem Frischhaltegefäss aufbewahrt.

Die Bällchen oder andere Formen sollten die Grös­se eines Ping-Pong-Balles nicht überschreiten. Bei sehr gierigen Pferden, die nicht genügend kau­en, könnten sie sonst ganz verschluckt werden.

Falls die Guetzli nicht genügend trocken werden – Äpfel und Rüebli sind zu dieser Jahreszeit besonders saftig – können sie noch länger im Ofen gelassen werden. Die Temperatur sollte jedoch auf 80 Grad reduziert werden.

Das Geschenk

Die Guetzli lassen sich einfach weihnachtlich verpa­cken oder in einem Korb  mit frischen Rüebli, Äpfeln und anderen Köstlichkeiten auf etwas Stroh präsentieren. Wenn die Leckereien den Vierbeinern im Stall hörbar gut schmecken und die Pferdeaugen strahlen, freut sich jeder Pferdebesitzer darüber – auch wenn er nur indirekt von seinem  Geschenk profitiert.

 

Apfel-Vollkorn Leckerli

400 g Äpfel
200 g Vollkornmüesli
150 g Weizenkleie
100 g Traubenzucker
 50 g geschroteter Leinsamen

Äpfel fein raspeln, sodass eine breiige Masse entsteht. Alle anderen Zutaten werden dazugegeben und in einer Schüssel gut vermischt und geknetet. Falls man die Leckerli etwas verweihnachtlichen möchte, kann man zusätzlich einen Hauch Zimt beifügen. Er wird von fast allen Pferden gerne aufgenommen.

Anschliessend zu Bällchen formen und auf einem Blech mit Backpapier auslegen.

Die Backzeit beträgt bei 150 Grad mit Unter- und Oberhitze rund 35 bis 45 Minuten. Vor dem Verfüttern gut abkühlen lassen.

Anstelle von Bällchen lässt sich dieser «Teig» auch gut auf dem Blech rechteckig ausbreiten (etwa ein Zentimeter dick) und erst nach dem Backen und Abkühlen in viereckige Stü­cke schneiden. Dazu muss man jedoch der Mas­se vor dem Backen drei Esslöffel Honig hinzufügen.

 

Rüebli-Hirse Bällchen

500 g Rüebli
 50 g Hirse
100 g Weizenkleie
100 g Vollkornmehl
 50 g Traubenzucker
 25 g Vollkornmüesli
 25 g geschälte Sonnenblumenkerne

Rüebli möglichst fein raspeln und mit allen Zutaten, ausser dem Vollkornmehl, in eine Schüssel geben. Alles gut miteinander verkneten, bis der Saft der Rüebli spürbare Feuchtigkeit bewirkt. Danach das Vollkornmehl, dazugeben und nochmals gut vermischen. Anschliessend zu Bällchen rollen und auf einem Blech mit Backpapier auslegen.

Die Backzeit beträgt bei 150 Grad mit Unter- und Oberhitze rund 35 bis 45 Minuten. Vor dem Verfüttern gut abkühlen lassen.

 

Apfel-Rüebli Guetzli

400 g Rüebli
400 g Äpfel
150 g Vollkornmehl
100 g Traubenzucker
 50 g Vollkornmüesli

Rüebli und Äpfel werden fein geraspelt und mit den anderen Zutaten gut vermischt. Auch hier wieder das Vollkornmehl erst am Schluss hin­zufügen, so wird es nicht gleich von den Säften aufgesogen und ermöglicht dem «Teig» einen besseren Halt. Mit dieser Masse kann man zur Ab­wechs­lung auch Stängel gestalten oder sie in die bekannten Weihnachts-Guetzli-Formen pressen. Ausstechen klappt nicht:  man muss die Form auf das Blech legen und die Masse reinpressen. Anschliessend die Form vorsichtig wegziehen. Komplizierte Guetzli-Umrisse wie Pferdeköpfe eignen sich nicht, da das Sujet nur noch mit viel Fantasie zu erraten wäre. Es sollten einfache Formen wie Sterne oder Herzen benutzt werden.

Die Backzeit beträgt bei 120 Grad mit Unter- und Oberhitze rund 35 bis 45 Minuten. Auch hier gilt wieder, die Guetzli vor dem Verfüttern gut abkühlen zu lassen.

 

Nussriegel

150 g pflanzliche Margarine
200 g Traubenzucker
  3 EL Honig
100 g gemahlene Haselnüsse
100 g geschälte Sonnenblumenkerne
200 g Vollkornmüesli

In einer grossen, teflonbeschichteten Pfanne wird die Margarine bei mittlerer Hitze geschmolzen. Es muss auf ausschliesslich pflanzliche Margarine geachtet werden. Denn einige Margarinen basieren auf tierischen Fetten. Als Alternative und in gleicher Dosierung kann auch Kochbutter verwendet werden – sie basiert auf Milch. Sobald die Margarine oder die Butter geschmolzen ist, werden nach und nach der Traubenzucker und der Honig beigefügt. Auf mittlerer Hitze belassen und so lange rühren, bis alles miteinander verschmolzen ist und einen zähen Brei ergibt. Nun können das Vollkornmüesli, die Son­nen­blu­men­ker­ne und die gemahlenen Haselnüsse beigemischt werden. Auf einem Blech mit Backpapier wird diese recht klebrige Masse in rund einem Zen­timeter Dicke zum Abkühlen ausgebreitet. Je schöner gerade die Kanten des Rechtecks geformt werden, desto schöner werden nachher die Riegel. Wenn die Platte kalt und hart ist, kann sie zu drei Zentimeter breiten und zehn Zentimeter langen Riegeln geschnitten werden.

Wie man den Zutaten entnehmen kann, werden die Nussriegel ziemlich fettig und klebrig. Nicht allen Pferden schmecken diese Stengel. Dafür mögen sie die Menschen und sie sind schnell und einfach angefertigt.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 46/2012)

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