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Als Pferd gesund durch den Winter: Was man dazu wissen sollte.
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Richtiges Futter und Prävention

21.10.2014 10:47
von  Ramona Dünisch //

Noch ist es schön warm, doch schon bald folgt die kalte Jahreszeit. Ganz egal, ob es sich um eine Frostperiode mit heftigen Minusgraden oder auch um einen milden Winter handelt – eines ist jeweils gemeinsam: Viel, viel weniger Sonnenlicht. Die minimalen Sonnenstrahlen, die durch die dichten Wolken dringen können, wärmen nur ein kleines bisschen und die Pferde leiden darunter, dass ihr Bewegungsspielraum sehr eingeschränkt wird.

In den Sommermonaten dürfen sie bereits sehr früh auf teilweise riesige Weiden, geniessen Luft und Licht in hohem Masse und werden erst zu später Stunde in den Stall gebracht. Offenstallpferde dürfen sogar 24 Stunden und ohne jegliche Begrenzung ihre Freiheit geniessen. Im Winter gibt es hier jedoch auch Restriktionen, damit die Grasflächen geschützt werden und sich für die neue Weideperiode erholen können. Erhöhter Energiebedarf bedeutet eine angepasste Fütterung, wobei der Pferdebesitzer ein feines Auge und viel Gespür zeigen muss, damit weder Hufrehe, noch Kreuzverschlag oder auch eine zu starke Gewichtsabnahme auf der anderen Seite der Medaille erkennbar wird. Nicht ganz einfach, wenn zum Beispiel ein Neuling mit der Thematik überfordert ist und von heute auf morgen die Pferdefütterung in Alleinregie übernimmt.

Saisonale Veränderungen

Pferde zeigen den anstehenden Wintereinbruch durch ausgehendes Sommerfell, das heisst, während des Putzens füllen sich die Bürsten mit immer mehr Haaren. Ein sicherer Indikator dafür, dass in einigen Wochen Kälte ansteht und die Tiere sich von Natur aus an die klimatischen Gegebenheiten anpassen. Ihre feinen Antennen sind untrüglich und werden durch bauliche Veränderungen oder menschliche Fehler nur ausser Kraft gesetzt, wenn sie weder Tageslicht noch Wind oder frische Luft spüren können. Doch die feine Balance zwischen viel Bewegung, zugfreie Schlafplätze, artgerechte Fressplätze und saubere Aufenthaltsflächen erfordern viel Erfahrung und auch räumlich optimal geeignete Bedingungen. Oftmals wird aber genau dies unterschätzt und wenn die erste Kolik oder auch der erste Reheschub hinter sich gebracht wurden, wird erkannt, dass oftmals ein Temperaturwechsel oder auch eine Vollmondphase mit im Spiel waren. Durch Technik lässt sich leider unsere Natur nicht überlisten. Es erfordert sehr viel Gefühl und so wie das Auge des Herrn das Pferd füttert, braucht er an seiner Seite auch einen passenden Architekten für artgerechte Bauten und einen Futtermittelberater oder Gross­vater, der noch weiss, was wirklich für unsere Pferde gut und langfristig sinnvoll ist. Wenn das Winterfell schiebt und die dichten Winterhaare wachsen, muss die Energie für diesen Prozess in optimaler Form zur Verfügung stehen. Viele Pferdebesitzer greifen rasch zur Ölflasche und mischen kalt gepresstes Sonnenblumenöl oder auch Leinsamen unters Futter. Öle auf der Basis von Mais sind mit Vorsicht zu geniessen, da der Säure-Basen-Haushalt hierdurch rasch durcheinander kommen kann. Dies vollzieht sich allerdings im feinstofflichen Bereich und ist bei manchen Pferden erst mittelfristig sichtbar, wenn andere gesundheitliche Problematiken anstehen und der Stoffwechsel aus den Fugen gerät. Für den erhöhten Energiebedarf sind diese Öle in der Umstellungsphase hilfreich und geben dem neu wachsenden Haarkleid auch einen schönen Schimmer und Glanz. Langfristig sollte jedoch auf die Verwendung verzichtet werden, um den Organismus nicht über die Massen damit zu strapazieren, da Öle kein wirklich artgerechtes Futtermittel darstellen.

Nährstoffrückgang im Herbst

Wenn die kräftige Sommersonne die Grashalme ausbleichen und die Böden trocken werden lässt, verringert sich auch der Nährstoffgehalt in unseren Gräsern, die die Pferde aufnehmen. Mengenmässig ist zwar noch viel vorhanden, aber das nachwachsende Gras enthält weitaus weniger Mineralien, Vitamine und Vitalstoffe. Raufuttertechnisch wird die Qualität auch schlechter, weil kaum noch Blüten gebildet werden und nur grobe Substanz verbleibt. Die Pferde reagieren darauf, indem sie die Grashalme bis weit unten abnagen und wenn der Verantwortliche nicht rechtzeitig reagiert und Weidewechsel vornimmt, wird die Grasnarbe bereits jetzt nachhaltig geschädigt. Rasche Abhilfe schafft eine Zufütterung und zwar in Form von gutem Heu, das durchgängig bereitgestellt wird. Fangen die Pferde an abzunehmen, kann auf ein gutes Kraftfutter in erster Linie auf der Basis von Hafer und hier bei nachgewiesenen Unverträglichkeiten auf Hafer, der verpilzt ist (langfristige feuchte Lagerung), auf Gerste oder aus Bequemlichkeitsgründen auf Müsli zurückgegriffen werden. In letzterem Falle aber stets beachten, dass durch den Aufschluss (Quetschen, Mahlen, Zerkleinern) der jeweiligen Getreidekörner bereits nach drei Tagen eine Oxidation der Vitamine und Vitalstoffe erfolgt und deshalb auch eine Konservierung von Seiten der Hersteller zwingend erforderlich ist, auf die viele Pferde allergisch reagieren können. Und wer bereits zur Weideperiode immer wieder Heu verabreicht, vermindert das Kolikrisiko und Stress für den sensiblen Verdauungstrakt unserer Pferde nach Umstellung in den Stall. Strohgaben, die finanztechnisch weitaus günstiger zu Buche schlagen, sollten vorsichtig betrachtet werden. Besonders bei Haferstroh fressen die Pferde mehr als gut für sie ist und eine Verstopfungskolik kann rasch die Folge werden. Speziell hochblütige Pferde und auch Stuten mit einem schmalen Beckenbereich sind gerne von dieser Risikokonstellation betroffen.

Wenn die Wiesen karg werden, darf bereits gutes Heu zugefüttert werden.

Nehmen Pferde auf bestimmten Flächen auch nach der Gabe von qualitativ hochwertigem Heu beziehungsweise Getreide nicht zu, sollte eine Blutprobe oder auch eine Haaranalyse Klarheit über die Versorgung von Mineralien und Spurenelementen bringen. Gerne fehlen Zink oder auch Selen, weitere Mangelerscheinungen sind denkbar und hier kann es regional kräftige Unterschiede in Sachen Versorgung geben. Ein guter Tierarzt oder auch Heilpraktiker, der in enger Zusammenarbeit mit dem Pferdebesitzer das optimale Ergebnis herausarbeitet, ist eine sehr gute Investition in Sachen «Pferdegesundheit». Die Haut der Pferde sollte deshalb auch beim Putzen stets genau im Auge behalten werden und auch die Beschaffenheit des Haarkleides. Wirkt es auch nach intensivem Putzen stumpf und zeigt es keinen Glanz, ist eine Forschung vonnöten, um Ursachen für diesen Umstand ausfindig zu machen. Ab und an reagieren Pferde auch auf Magnetfelder und elektrische Störfelder, die sich bei Knotenpunkten von elektrischen Leitungen (zum Beispiel über den Pferden in den Decken) oder auch unter der jeweiligen Box befinden. Es gibt hier Fachleute, die genau erkennen können, welches Pferd auf welche Gegebenheiten reagiert. Manchmal hilft es auch, einen schlichten Wechsel innerhalb eines Stalls zu vollziehen, da robustere Tiere manchmal keinerlei Anzeichen an den Tag legen und langfristig gesund mit Störfeldern umgehen können, die anderen Tieren das Leben schwer machen. Ein intensives Gespräch mit dem Stallbesitzer, wenn es sich um Pensionspferdehaltung handelt, ist der beste Weg zur Klärung. Und wenn jemand sich sehr kritisch gegenüber diesem Thema verhält, reicht oftmals das Angebot eines Tests. Pferde zeigen rasch, was ihnen wirklich guttut.

Ältere Pferde

«Was Hänschen nicht juck­te, zwickt jetzt Hans» und «Opi Hannes tut es im Rücken weh, wenn der Wind um die Ecken pfeift». Gesunde und kräftige Naturen legen im Sommer Reserven an, haben eine kleine Schicht Speck, die sie im Winter von innen heraus wärmt, denn Warmblüter benötigen einen Teil der Ener­gie, um die Temperatur auf dem gleichen Level halten zu können. Das jeweils dichte Haarkleid, ein intaktes Immunsystem und ein durchgängig kräftiger und unsensibler Verdauungstrakt ermöglichen einen gleichbleibenden Einsatz im Freizeit- oder Turniersport. Ältere Tiere zeigen gerne ein verändertes Haarkleid und nicht mehr den schönen ansprechenden Glanz, wenn die Sonne scheint. Auch wenn Senioren den Sommer über auf einer Weide in Urlaub geschickt wurden und keinerlei Zuwendung erhalten – ob sich dies um menschlichen Kontakt, fehlende Arbeit oder auch Mineralfutter handelt, ist hier egal – verarmen nicht nur mental, sondern auch gesundheitlich. Mangelerscheinungen treten auch auf, wenn der Turniereinsatz fast an jedem Wochenende erfolgt und die Zufuhr an Nährstoffen nicht ausreichend ist. Dies betrifft auch junge Pferde, die sich aufgrund der fehlenden Erfahrung gerne aufregen und vermehrt schwitzen. Hierdurch verlieren sie wertvolle Mineralien und können gerne unter einem Mangel an Kupfer oder auch Mangan leiden.

Offenstall pur – die Kälte schadet den Tieren nicht, wenn die Ernährung stimmt.

Der Fellwechsel zehrt dann noch zusätzlich und es bestehen keinerlei Reserven, diese auszugleichen. Die Qualität der Hufe kann in dieser Übergangszeit leiden, es kann zu Wachstumsstörungen oder auch zur Brüchigkeit des Hufhorns bis hin zu ausgefransten oder auch ausgebrochenen grossen Arealen kommen. Dann treten auch Infekte vermehrt auf, die Pferde Hus­ten, die Nüstern tränen und auch der Ausfluss aus den Augen nimmt vermehrt zu. Im nächsten Frühjahr das gleiche Spiel umgekehrt, nur diesmal das Sommerkleid betreffend. Wer bereits im Spätsommer an den nahenden Winter denkt und gezielt im Voraus plant, führt einen verfeinerten Check-up des Blutes regelmässig durch, um die genauen Fakten zu erhalten und darauf reagieren zu können. Eine ausgewogene, eiweissreduzierte Beifütterung, die auch die richtigen Spurenelemente enthält, steigert die Widerstandskraft gegenüber Krankheits­erregern in unterschiedlicher Ausprägung. Auch ein leinsamenhaltiges Mash (nicht zu warm füttern) liefert nebenbei noch wertvolle Omega-3-Fettsäuren, die ein herrliches Haarkleid wachsen lassen.

Bewegungsmangel

Stark beanspruchte, ältere oder auch Pferde nach verletzungsbedingten Ausfällen und Standzeiten leiden im Winter unter der Bewegungseinschränkung. Sie dürfen nicht mehr auf die Weiden, haben kleine Paddockboxen, Aussenboxen oder gar Innenboxen ohne jegliches Fenster – ein Jammertal für das Bewegungstier Pferd, dessen Gesundheit in direktem Zusammenhang zur Aktion steht. Der Körper, sein Kreislauf und auch der Stoffwechsel benötigen artgerechte Bewegungsstrukturen und kommen in den Wintermonaten komplett aus dem Konzept. Dass hier gesundheitliche Nachteile automatisch folgen müssen, ist schnell erkannt. Die Pferde rosten regelrecht ein, die Gliedmassen werden steif, die Knochen tun dann weh und wenn der Pferdebesitzer aus Bequemlichkeitsgründen einfach einmal das notwendige Training ausfallen lässt und das Pferd in der Halle galoppieren lässt, ist ein Knochenbruch sehr wahrscheinlich. Warum? Die Gelenke sind noch nicht optimal durchblutet, die Sehnen und Bänder noch nicht elas­tisch, die Gewebsflüssigkeit noch nicht an dem Platz, an dem sie dringend gebraucht wird, um Elastizität in allen Punkten zu gewährleisten. Deshalb muss auch in den Sommermonaten ein Pferd – und dies gilt auch für uns Menschen – warm gemacht werden, Bewegungsabläufe regelmässig trainiert und die Gelenke geschmeidig gehalten werden.

Arthrose und ihre Schattenseiten quälen die Tiere, wenn jeder Schritt schmerzt, eine Erkrankung an der Hufrolle das geschmeidige Abrollen des Hufes nahezu unmöglich werden lässt. Aber nicht nur an der Vorhand können krankhafte Veränderungen auftreten. Auch im Bereich der Hüfte gibt es unterschiedliche, teils moderat auftretende, teils chronisch ausgeprägte Krankheitsbilder, die sich bis in den Bereich des Rückens ausbilden können. Die Wirbel berühren sich und wachsen fast zusammen, sehr unangenehme Entzündungen verhindern das Auflegen des Sattels und verspannte, harte Muskulatur lässt jeden Galoppsprung im Fiasko enden. Abhilfe bringen bei verhärteter Muskulatur auf sanftem Wege Solarien, die unsere Pferde sehr gerne annehmen. Auch Magnetfelddecken lösen im Zellbereich krankhafte Muster und bringen wieder eine gesunde Durchblutung zurück. Der Möglichkeiten gibt es hier viele – was fürs jeweilige Pferd die beste Lösung ist, muss der verantwortungsbewusste Tierhalter meist erst mühsam erarbeiten, wenn er sein Pferd noch nicht genau und bis ins kleinste Detail kennt. Unterstützend wirken hier Gaben von Präparaten, die Muschelkalk oder Extrakte aus Selbigem enthalten, Zusätze von möglichst natürlichem Vitamin E, vitalstoffreiche Spurenelemente und vieles mehr, die den Sehnen- und Knorpelbereich unterstützen und wieder elas­tisch werden lassen.

Dicke Luft

Im für Pferdelungen ungesunden Stallklima werden die Schleimhäute der Augen, der Nüstern und auch des Maulinnenraumes stark mit Ammoniak, Staubpartikeln und der ungewohnt hohen Luftfeuchtigkeit belastet. Gammeliges, verpilztes oder auch schimmeliges Heu tut sein Übriges, um den Organismus zu schaden. Damit der Körper der Pferde die vielen Giftstoffe wieder loswerden kann, ist die Beigabe von Kräutern äusserst sinnvoll: Hierzu eignen sich zum Beispiel Brennnesseln, die als ganze Pflanze getrocknet ähnlich wie Heu verfüttert werden können. Speziell und förderlich für die Atemwege sind Fenchel, Anis, Thy­mian, Spitzwegerich oder auch der Samen vom Bockshornklee. Klamme Gelenke und steife Glieder lockert und wärmt der Ingwer von innen heraus. Die jeweilige Dosis und die Darreichungsform bitte mit dem jeweiligen Fachmann wie beispielsweise einem Futtermittelberater, einem Tierarzt oder auch einem Tierheilpraktiker besprechen. Allergikern tun Wiesencobs von Grund auf gut. Bei der Herstellung wird frisch gemähtes Gras auf eine Länge von fünf bis acht Zentimetern kleingehäckselt, dann in einer grossen Trommel unter Zuführung von warmer Luft sorgsam getrocknet und dann zu Cobs gepresst. Ihr Durchmesser beträgt im Schnitt zwischen acht und 16 Millimeter. Die beste Qualität weisen Cobs mit einem Durchschnittsmass von 14 bis 16 Millimeter auf, da hier wenig Staub durch Zerfall von kleinen Pellets entstehen kann. Sehr günstig wirkt sich hier der hohe Vitamin-E- und auch ss-Karotingehalt aus. Sie enthalten sehr wenige Allergene und auch die Heustruktur ist gut erkennbar. Wenn der Eiweissgehalt sich im optimalen Bereich bewegt (bis zu maximal zwölf Prozent), kann dies eine sehr gute Basis darstellen. Was auf den ersten Blick recht kompliziert aussieht, ist in der Praxis reine Übungssache. Pferdefütterung will zwar gelernt sein, aber mit ein paar Notizen, ein bisschen Beobachtung (eventuell auch mit Dokumentationsfotografien arbeiten) lässt sich der Winter sehr gut überstehen und die Pferde stehen im Frühjahr manchmal sogar noch besser da als im Herbst zuvor.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 42/2014)

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