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Samurai, Sieger im Jockey-Club, geritten von Dennis Schiergen.
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Samurai im Jockey-Club

26.09.2017 15:15
von  Willi Bär //

Der Dielsdorfer Gala-Renntag rund um den Grand Prix Jockey Club stand ganz im Zeichen des Namens Schiergen. Vater Peter Schiergen gelang im Hauptereignis mit Samurai und Nimrod ein Doppelsieg. Sein Sohn Dennis ritt nicht nur Samurai, sondern auch die St.Leger-Triumpha­torin Sweet Soul Music und Amazing Fighter, die beide von Karin Suter-Weber trainiert werden. Der vierte und letzte Dielsdorfer Renntag der laufenden Saison kann als rundum gelungen bezeichnet werden. Bei angenehm warmen Temperaturen strömten gegen 8000 Zuschauer auf die Parkrennbahn. Sie bekamen sportlich guten und spannenden Sport geboten. Und vor dem Hauptereignis, dem Grand Prix Jockey Club (2475 Meter, 100000 Franken), bei dem allein über 23000 Franken eingesetzt wurden, war auch wieder einmal so etwas wie Wettfieber zu spüren. 

Schiergen-Duo in der Favoritenrolle

Obwohl sie im Rennprogramm erst an fünfter res­pektive sechster Stelle aufgeführt wurden, hievten die Wettenden das von Peter Schiergen trainierte Duo in die Favoritenrolle. Samurai war erster und Nimrod zweiter Favorit. Im Rennen selber übernahmen vorerst die Aussenseiter das Kommando. Als das Feld eine Runde vor Schluss bei der Tribüne vorbeigaloppierte, führte Muhtagal gemeinsam mit Clouds at Night vor Nightdance Paolo und Runaway. Das Schiergen-Duo und der ebenfalls aus Deutschland angereiste «Recke» Shadow Sadness, der das höchs­te Rating aller elf Starter aufwies, galoppierten zu diesem Zeitpunkt im Mittelfeld. Der grösste einheimische Hoffnungsträger, Ehepaar Kräuligers Le Colonel, und der vierte Deutsche Sweet Thomas, der sich am Start etwas versäumt hatte, bildeten die Nachhut. 

Das Feld im Jockey-Club, angeführt von Clouds at Night (r.), Muhtagal (M.) und Runaway (l.).

Der Weg des Samurai

Auf der Gegenseite blieb diese Konstellation nahezu unverändert. Erst gegen Ende des Schlussbogens kam Bewegung ins Feld. Leader Muhtagal war blitzartig geschlagen und fiel vom ersten auf den letzten Platz zurück. Auch Runaway und Nightdance Paolo traten den Rückzug an. Clouds at Night blieb als Einziger der vormaligen Spitzengruppe noch übrig. Zu Beginn der Zielgeraden vermochte er sich noch kurze Zeit an der Spitze zu behaupten, wur­de dann aber überholt von Samurai, den Dennis Schiergen ausgangs des Bogens kräftig angeschoben hatte. Einmal in Front liess sich Samurai den Sieg nicht mehr nehmen. Der Einzige, der ihm am Schluss etwas näher kam, war sein Stallgefährte Nimrod, der von Josephine Gordon geritten wurde. Die Engländerin war 2016 mit über 70 Saisonsiegen in ihrer Heimat Champion der Nachwuchsjockeys. Shadow Sadness (Bayarsaikhan Ganbat), der lediglich eine Woche zuvor in Dortmund mit dem deutschen St. Leger noch ein schweres Rennen absolviert hatte, musste das Schiergen-Duo ziehen lassen und sich mit Rang drei begnügen. Le Colonel (Clément Lheureux) und Sweet Thomas (Maxim Pecheur) beendeten das Rennen zwar in ansprechender Manier, doch um mehr als Rang vier res­pektive fünf zu erreichen, kamen sie von zu weit hinten. 

Die Stute Sweet Soul Music (Dennis Schiergen) gewinnt das St. Leger nach packendem Kampf vor Puelo (r).

Wechsel in die Schweiz

Bei der Siegerehrung stand nicht nur Peter Schiergen neben Samurai, sondern auch Miro Weiss. Der 20-fache Schweizer Championtrainer hatte die beiden Schiergen-Pferde wenige Tage vor dem Rennen erworben. Sie sollen in Zukunft die Schweizer Elite bereichern. Trugen sie bei ihrem Doppelsieg noch seinen Beliar-Dress, wird Miro Weiss sie in Zukunft für neue Besitzer trainieren. Beide Pferde haben übrigens einen sehr interessanten Stammbaum. Shamardal-Sohn Samurai, der von der Galileo-Tochter Sevenna gefohlt wurde, hat mit Savanne eine Halbschwester, die ein Gruppe-III-Rennen gewinnen konnte und auf Gruppe-II-Ebene Podestplätze erzielt hatte. Noch beeindruckender präsentiert sich die Verwandschaft des High-Chaparral-Sohnes Nimrod. Seine Mutter Night of Magic war eine absolute Klassestute. Zu ihren Referenzen gehören ein Sieg in den italienischen Oaks und ein zweiter Rang im deutschen St. Leger. Noch besser war ihre Tochter Nightflower. Die Halbschwester von Nimrod, die zweimal den Preis von Europa gewonnen hat, war 2015 und 2016 Deutschlands am höchsten eingeschätzte Stute. 

Raphael Lingg freut sich über den Start-Ziel-Sieg mit Filou.

Wie die Mutter, so die Tochter

Der zweite Glanzpunkt des sonntäglichen Programms war das St. Leger (3000 Meter, 20000 Franken). Da der letzte und längste Klassiker der Dreijährigen mit dem Sieg eines in Dielsdorf trainierten Pferdes endete, wurde er noch fast frenetischer bejubelt und beklatscht als der Sieg von Samurai. Nachdem das von Frenzzy angeführte Feld lange in kompakter Formation galoppiert war, wurde die Leaderin ausgangs der letzten Kurve von Puelo in zweiter und von Cornwall Cottage in dritter Spur passiert. Die beiden Hengs­te kämpften eine Weile Schulter an Schulter, ehe Cornwall Cottage der Weg zu weit wurde und er seinen Rivalen ziehen lassen musste. Gleichzeitig schloss nun die von Dennis Schiergen gerittene Sweet Soul Music zu Puelo auf. Nach einem packenden, die Zuschauer von den Sitzen reissenden Schlussduell setzte sich die Stute mit einem Hals gegen den Hengst der Ecurie Narbonne durch. Sweet Soul Music hatte vor dem St. Leger bereits den Stutenklassiker Prix de ­Diane für sich entschieden. Der Jukebox-Jury-Tochter gelang damit das gleiche Double, das ihre ebenfalls von Karin Suter-Weber trainierte Mutter Soul of Magic vor exakt 15 Jahren realisiert hatte. Soul of Magic gewann in späteren Jahren zweimal den Grand Prix Jockey Club. 

Trotz Höchstgewicht gewinnt Zantario (Nicolas Guilbert) den Jugendpreis.

Filou und Zantario

Neben der von Karin ­Suter-Weber gezüchteten Sweet Soul Music vermochte sich mit Filou ein weiterer Inländer ins Szene zu setzen. Der sechsjährige Hengst gewann den Gentlemen’s Cup (1800 Meter, 15000 Franken) von der Spitze aus vor Take a Guess und Ma Petite Folie. Reiter Raphael Lingg und Trainer Philipp Schärer bildeten das Aktivenduo des mittlerweile 13-fachen Siegers aus der Zucht von Fritz von Ballmoos. Drei Starts, drei Siege lautet die makellose Schweizer Bilanz des von Chris­tina Bucher für Rolf Remund trainierten Zantario. Obwohl der zweijährige Areion-Sohn aufgrund seiner Erfolge deutlich mehr Gewicht als seine Gegner tragen musste, entschied er den Jugendpreis (1600 Meter, 9000 Franken) sehr sicher für sich. Max Rufers Lorena und Filous debütierende Schwester Fabrina belegten die beiden anderen Podestplätze. Die zwei restlichen Rennen wurden von Maya Suters Amazing Fighter (Dennis Schiergen) und Monika Stadelmanns Sambesi (Naomi Heller) gewonnen.

Fotofinish bei den Trabern

Während das zweite Trabrennen mit dem Sieg von Canone du Bocage vor Titou de la Couy und Tinomomo den erwarteten Einlauf brachte, gab es im ers­ten eine deftige Überraschung. Nachdem Favorit Amour d’Eté Mitte der Zielgeraden auf dem Weg zum Sieg schien, wurde er auf den letzten Metern von drei Pferden noch um eine Winzigkeit abgefangen. Tahiti Vik (Cédric Pittet) vor Ulysse Huchetière und Upper Dream lautete am Schluss der Einlauf mit den Abständen: Kopf, Nase, Kopf.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 38/2017)

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