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Springreiterin Deborah Keller aus Luzern lässt sich von Jenny Neuhauser den Reitsimulator
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Sir Humphrey war der Star

04.08.2015 13:45
von  Sonja Grob //

Bereits beim Start zum Geburtstagsfest am 1. August war der Andrang in Schachen gross. Mit einem speziellen Gast in der Werkstatt lud Röösli Sattelbau zum 50-jährigen Firmenjubiläum ein. Sir Humphrey, der Reitsimulator, war so beliebt, dass ein Zeitplan die Lektionen regelte.

Sattlerin Barbara Amrein (Mitte), die schon ihre Lehre in Schachen machte, erklärt den Besuchern den Aufbau eines Sattels.

Normalerweise steht das mittelgrosse, schwarze Pferd aus Hartplastik im Technopark in Zürich. Für einmal stand er, der nicht buckelt, stets im Takt geht und geduldig ist, in der Werkstatt der Sattlerei. Wie kam Urs Röösli dazu, dass Jenny und Steffi Neuhauser, die Besitzerinnen, ihren modernsten Reitsimulator ausnahmsweise an einem anderen Ort Lektionen erteilen liessen? «Nun, das ist eine interessante Ge­schich­te», so Urs Röös­li. Beide sind langjährige Kundinnen und als sie vor über einem Jahr von Sir Humphrey erzählten, war sein erster Gedanke natürlich das Ju­bi­lä­um. «Zuerst wollten sie nicht so recht, aber ein gewisses Interesse war doch da. Nun, mit einem zusätzlichen Sattel für den Reitsimulator für grössere Rei­ter konnte ich eine Art Gegengeschäft machen und so klappte es doch.»

Konzentration auf sich selbst

Es waren vor allem die Reiterinnen, welche sich in den Sattel des Reitsimulators wagten. Jenny Neuhauser erklärte, wie er über die verschiedenen Sensoren gesteuert wird, wobei auch die Stärke der Handeinwirkung am Zügel, der Schenkeldruck und die Gewichtshilfen zum Zuge kommen. Alle Bewegungen können auf einem grossen Bildschirm verfolgt werden und das Herunterfallen ist praktisch unmöglich: denn der Druck auf den Notknopf lässt Sir Humphrey bockstill stehen.

Firmengründer Fredy Röösli und Ehefrau Doris (l.) mit Jasmin und Urs Röösli, welche heute das Geschäft führen.

Grossandrang

Mit einem Zeitplan wurden die Lektionen geregelt, denn der Andrang wurde immer grösser. Die Luzerner Springreiterin Deborah Keller fand es sehr interessant. «Man sieht, wie das Pferd reagiert und wie stark meine Einwirkung ist. Macht man etwas falsch, reagiert er entweder überhaupt nicht oder eben ‘falsch’.» Eine Reitstunde mit ihm sei eine Option für sie. «So würde ich bildlich sehen, wo genau meine Probleme liegen und was ich an meiner Reiterei und meinem Sitz verbessern kann.» Bestimmt einmal ei­ne Lektion buchen wird Bianca Bischof aus Geroldswil. Sie bezeichnet sich selbst eher als spring-, ihr Pferd als dressurlastig. «Man kann sich total darauf konzentrieren, was man als Reiter macht. Auf dem eigenen Pferd ist dies eher schwierig, da man ja auch schauen muss, was es macht.» Orlanda Bürli-Wüest aus Willisau, die man von den regionalen Springplätzen kennt, fand es am Anfang eher etwas statisch. «Es ist schon speziell, da der Simulator ja nicht lebt. Aber ich bin überzeugt, dass man sich nach einer Reitstunde auf Sir Humphrey sicher korrekter auf sein eigenes Pferd setzt.»

Überwältigt von den Besuchern

Wer nicht zuschaute, wie die Reiterinnen die Lektionen auf Sir Humphrey meis­ter­ten, liess sich in das Geheimnis des Sattelbaus einweihen. Zum Vergleich lagen in Reih und Glied die früher militärisch, schweren Sättel bis zu den heute eleganten, mit einem Gewicht zwischen sechs und sieben Kilo. Dazu die im Hause her­gestellten Zäume, Zügel, Gürtel und Spezialanfertigungen wie Aktenkoffer. Die Sattler und Hausherr Urs Röösli führten durch den Rundgang, auf dem alles genau erklärt und die vielen Fragen beantwortet wurden. Das Interesse war gross, nicht nur Reiter, sondern auch viele Bewohner und Interessierte der Umgebung liessen es sich nicht nehmen, einmal hautnah die Röösli Sattelbau zu besichtigen. «Wir sind überwältigt vom Aufmarsch», so Jasmin und Urs Röösli am grossen Jubiläumstag.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 30/2015)

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