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Chester Weber bei seinem Einsatz in den Palexpohallen in Genf.
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«Unser Sport hat sich extrem weiterentwickelt»

19.12.2017 13:53
von  Sascha P. Dubach //

Der 42-jährige US-Sonnyboy Chester Weber startet nach 15 Jahren Abwesenheit wieder im Weltcup, so auch vor Wochenfrist in den Palexpohallen in Genf. Der Vater von zwei Kindern und 14-fache US-Vierspännerchampion bereitet sich damit auf die Weltmeisterschaften im eigenen Land im kommenden Herbst vor. Der zweifache WM-Silbermedaillengewinner, der in Florida wohnt, gehört
zum engsten Favoritenkreis.


«PferdeWoche»: Die wievielte Weltcupsaison ist das für Sie?

«Chester Weber»: Es ist für mich erst die dritte Saison. Ich war bei der allerersten 2001/2002 dabei und das Jahr darauf ebenso – wo ich übrigens auch das erste Mal in Genf startete.

Waren Sie sonst auch schon einmal in der Schweiz am Start?
Nein, es ist erst mein zweiter Start hier in Genf und in der Schweiz generell.

Wieso starten Sie nach langer Abwesenheit wieder im Weltcup?
In der diesjährigen Aussensaison war ich eigentlich ganz gut in den Teildisziplinen Dressur und Hindernisfahren. Aber ich habe noch Defizite im Marathon. Es wurde mir immer bewuss­ter, dass diejenigen Fahrer, die jeweils im Weltcup starten, sich in diesem Bereich stetig weiterentwickelten. Vor allem im Bereich Geschwindigkeit und Technik. Ich wählte den Weltcup, um mich genau hier ebenfalls zu verbessern und zu lernen. Im Weltcup ist es auch einzigartig, dass man nur 15 Minuten Zeit hat, den Parcours zu besichtigen. Also rein, memorisieren, raus, vorbereiten und fahren. Das schärft die Sinne.

 

Chester Weber, Silbermedaillengewinner 2014 an den WEG in Caen (FRA).


Wie sind Sie bis jetzt mit dem Verlauf zufrieden?
Es lief mir bis anhin ganz gut. Ich mag die Veranstaltungen, an denen ich bis jetzt war. Ich habe ein ganz gutes Gespann und hoffe, dass wir uns für den Final qualifizieren können. Das Hauptziel ist aber, möglichst viel zu lernen und mich stetig zu verbessern. Beispielsweise beim Leinenhandling und bei der Geschwindigkeit generell. Wir werden dann bei der ersten Outdoorprüfung sehen, ob der Weltcup für mich in dieser Hinsicht auch Früchte getragen hat.

Wenn man Ihre Resultate betrachtet, fällt auf, dass Sie seit Juni in Europa sind?
Ja, ich war seit dem Frühjahr mit meinen Pferden in Europa stationiert und auch an vielen Turnieren unterwegs. Mitte September bin ich dann mit den Vierbeinern nach Hause geflogen und startete an einigen kleinen Hallenturnieren im Oktober und November, um mich gezielt auf den Weltcup vorzubereiten. Mit neuen, eigenen «Hallen»-Pferden war dies – rund 15 Jahre nach meinem letzten Weltcupstart – fast wie eine neue Disziplin für mich. Der Sport hat sich in dieser Zeit ­extrem weiterentwickelt. Aber es ist schön, zurück zu sein, ich mag die Turniere, die vielen Zuschauer. Das ist beeindruckend und unser Sport wird in einer tollen Form präsentiert.


Wo und bei wem sind Sie stationiert, wenn Sie in Europa sind?
Wir sind mit den Pferden jeweils in Deutschland bei Michael Freund.

Werden Sie auch von ihm trainiert?
Ja, und zwar schon lange. Er ist bereits seit 18 Jahren mein Trainer.

Warum in aller Welt starten Sie im winterlichen ­Europa, wenn Sie doch zu Hause in Florida die Sonne geniessen könnten?
Ja, das fragten mich schon ein paar Leute ... (schmunzelt). Aber ich bin Profi und ich habe auch eine Verpflichtung gegenüber meinem Sport und meiner Arbeit. Es ist für mich sehr relevant, in meinem Sport erfolgreich zu sein. Im nächs­ten Jahr finden die Weltreiterspiele in Tryon, North Carolina, statt. Das ist mein grosses Highlight und Ziel und so denke ich, dass dies der richtige Weg ist.

Sie sind bereits das zweite Mal in Genf. Wie gefällt es Ihnen hier?
Es ist eine sehr schöne Stadt, sie gefällt mir. Ich war am See und konnte ein bisschen durch die Altstadt schlendern.

Haben Sie irgendwelche Beziehungen zur Schweiz?
Nein, auch wenn mein Nachname dies vielleicht vermuten lässt. Väterlicherseits stammen wir aus Bayern in Deutschland – nicht aus der Schweiz.

Was wissen Sie über die Schweiz und haben Sie schon Fondue probiert?
Fondue nicht, aber ich liebe Raclette über alles, das ist eine meiner Lieblingsspeisen. Ein Bekannter meiner Eltern, der Schweizer ist, hat uns einmal einen Racletteofen geschenkt. Und zwar einen richtigen für ganze Käselaibe, nicht so einer mit den kleinen Pfännchen. Damit bin ich aufgewachsen, über den Winter gab es jede zweite Woche Raclette. Ich mag das sehr.

Im nächsten Jahr sind die «World Equestrian Games» in Ihrem Heimatland – schon aufgeregt?
Ja, sehr. Schon 2010, als die Weltreiterspiele in Lexington, Kentucky, stattfanden, half uns das sehr, den Fahrsport in unserem Land noch populärer zu machen.

Wie bereiten Sie sich für dieses Highlight vor?
Ich habe bereits in diesem Jahr angefangen, mich vorzubereiten, und zwar mit der Integration von neuen Pferden in mein Gespann. Damit haben wir es geschafft, uns für die Weltcupsaison zu qualifizieren. Und es sieht nun so aus, dass wir gesamthaft auf dem richtigen Weg sind. Das Ziel in Tryon ist klar – wir möchten wieder auf dem Podest stehen.

Was sind Ihre konkreten Erwartungen?
Klar möchte ich auch gemeinsam mit dem Team ganz vorne stehen. Ich konzentriere mich aber jetzt voll und ganz auf mich selbst, um möglichst optimal vorbereitet an den Start gehen zu können. So kann ich dann auch am meisten der Mannschaft helfen.

Konnten Sie sich vor Ort in Tryon schon ein Bild machen?
Der Marathonkurs ist erst am Entstehen – der Test­event ist dann im April und da werde ich mir erstmals ein Bild davon machen können. Danach werde ich mit meinen Vierbeinern wieder nach Europa dislozieren, um mich hier optimal auf dieses Highlight vorzubereiten.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 50/2017)

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