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Von «C» aus alles im Blick: Die Nachwuchskader-Verantwortliche Heidi Bemelmans und Jonny Hilberath.
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Weltklassetrainer vermittelt Denkanstösse

24.01.2017 13:33
von  Angelika Nido Wälty //

Als Co-Bundestrainer führte Jonny Hilberath die deutsche Dressurequipe zu EM-, WM- und Olympiagold. Nun trainierte er im Rahmen des Förderprogramms zwei Tage intensiv und mit grossem Einsatz die Schweizer Nachwuchsdressurreiterinnen. Feine, aber bestimmte Korrekturen sollen ihnen zu noch besseren Resultaten verhelfen. Ausserdem tauschte sich der erfolgreiche Deutsche auch mit den Trainern der Nachwuchsreiterinnen aus.

Die bitterkalten Minus­temperaturen in der Reithalle konnten ihm nichts anhaben. Unter einem Heizpilz, die Wollmütze tief ins Gesicht gezogen, sass Jonny Hilberath bei «C», die jeweilige Reiterin im Viereck fest in seinem Blick, dem keine noch so winzige Kleinigkeit entging. Engagiert und motiviert liess sich der Deutsche während Stunden auf jede Pferd-Reiter-Kombination von Neuem ein und zeigte sich auch bei der zehnten Reiterin nicht müde vom Analysieren und Korrigieren. 

Trainer mit Herz und Seele 

«Jonny Hilberath ist mit Herz und Seele Trainer und Ausbilder, für den sich jeder Einsatz für ein gesundes Zusammenspiel zwischen Pferd und Reiter lohnt» – diese Aussage auf seiner Webseite bestätigte der Ausbilder in Wermatswil auf der Anlage der Familie Wettstein eindrücklich. Als Disziplintrainer Dressur hat der 61-Jährige mit der deutschen Nationalmannschaft alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Entsprechend gefragt ist er weltweit – selbst Championatsreitern aus Neuseeland, Japan, Russ­land oder Südafrika ist kein Weg zu weit, um mit Hilberath zu trainieren.

«Es ist eine unglaublich tolle Gelegenheit, dass ein so erfolgreicher Trainer mit unserem Nachwuchs­team trainiert, zumal er kaum freie Termine hat», freute sich Heidi Bemelmans, die Kaderverantwortliche Dressur Nachwuchs des SVPS. Seit 2013 finden regelmässig Förderlehrgänge für alle Dressur-Nachwuchskategorien statt – möglich macht dies ein von der UBS finanziertes Förderungsprogramm. «Das ist ein Privileg, das wir sehr zu schätzen wissen», erklärte Heidi Bemelmans. Profitieren durften am vergangenen Wochenende acht Kaderreiterinnen mit insgesamt zehn Pferden: eine Juniorin (Léonie Guerra mit Mocca), fünf Junge Reiter­innen (Naomi Winnewisser mit Seabiscuit und Fürst Rousseau, Estelle Wettstein mit West Side Story, Stephanie Hartmann mit Lady Gaga, Elena Krattiger mit Ramia Lox und Sharon Höltschi mit Feine Rosa) sowie drei Reiterinnen aus dem U25-Kader (Estelle Wettstein mit Friedrich der Grosse, Tamara-Lucia Roos mit Amaretto und Andrina Suter mit Axiom).

Jonny Hilberath gab der Juniorin Léonie Guerra wertvolle Tipps für die weitere Arbeit mit ihrem Mocca.

Stets positiv, aber beharrlich

Sie bekamen am Samstag und Sonntag jeweils 45 Minuten Einzelunterricht bei Jonny Hilberath. Dabei wurden nicht in erster Linie Lektionen gepaukt, sondern vor allem an den Grundlagen gearbeitet, wobei am ersten Tag der Galopp mit Pirouetten und Wechseln und am zweiten Tag die Trabarbeit im Vordergrund standen. Hilberath stieg dabei sehr individuell auf jede einzelne Pferd-Reiter-Kombination ein und lotete deren Schwachstellen aus. «Oft zeigten sich Instabilitäten beim Geraderichten und dem Gleichmass, aber auch beim Sitz und der Einwirkung. Diese Probleme haben wir dann angepackt», erklärte Jonny Hilberath. Dabei ging er einfühlsam auf die Reiterinnen ein und formulierte seine Kritik stets positiv, liess aber nicht locker, bis ein Fortschritt zu erkennen war. Gleichzeitig legte er grossen Wert darauf, den Pferden gerecht zu werden und sie nicht zu überfordern. Immer wieder forderte er die Reiterinnen auf, ihre Vierbeiner zu belohnen: «Fühlt sich das Pferd wohl und hast du es auf deiner Seite, dann gibt es dir alles, was du willst.» Als Reiter müsse man sich deshalb immer wieder Gedanken machen, wie man das Pferd leicht und freudig in die Arbeit bekomme.

U25-Kaderreiterin Andrina Suter stellte sich mit ihrem Axiom bei Trainer Jonny Hilberath vor. 

Austausch mit den Heimtrainern

In den zwei Tagen Training könne er vor allem Denkanstösse geben und den Reiterinnen das eine oder andere Aha-Erlebnis vermitteln, sagte der Erfolgstrainer. «Nun liegt es an den Reiterinnen, was sie mit diesen neuen Erkenntnissen machen, wie sie sie mental verarbeiten und auf dem Pferd umsetzen.» Bei den nächsten Starts werde man dann sehen können, ob sich das Gelernte auch in Resultate umsetzen lasse. «Der Erfolg wird durch die tägliche Arbeit zu Hause gemacht und das geht natürlich nur in Zusammenarbeit mit dem Heimtrainer», ist sich Hilberath bewusst. Entsprechend interessiert war er an dem Austausch mit den Trainern der Nachwuchsreiter. So unterhielt er sich unter anderem rege mit der Schweizer Dressurlegende Otto Hofer, der seine Enkelin Léonie Guerra trainiert, oder mit dem ehemaligen deutschen Grand-Prix-Reiter Dieter Laugks, der eigens in die Schweiz gekommen war, um seine Schülerin Sharon Höltschi mit ihrem Nachwuchspferd Feine Rosa am Lehrgang zu unterstützen.

Sharon Höltschi aus dem Kader der Jungen Reiter stellte ihr Nachwuchspferd Feine Rosa vor.  

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 03/2017)

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