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Rolf Bischoff. Fotos: Charles Stoob/privat
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Zeitlebens unternehmungslustig

09.02.2016 16:17
von  Charles Stoob //

Er war tatsächlich immer voller Tatendrang. Der hat auch seine berufliche Vielfalt bestimmt, eingehend mit der damit verbundenen Lebensweise. Rolf Bischoff, der diplomierte Landwirt mit Meisterprüfung und ehemalige Präsident der Lizenzkommission, führte diese von ihm gewollten Veränderungen mit erworbener Kompetenz immer auf den Weg zum Erfolg. Wie er gerne zugibt dank der grossartigen Mithilfe seiner Frau Marianne.

Aufgewachsen ist er an der Schosshalde in der Stadt Bern. Bevor er dort die Schulbank drückte, verbrachte er die meiste Zeit bei seinem Grossvater und einem Onkel im Glarnerland. Seine Mutter stamm­te ja aus diesem Gebiet. Rolf lernte dort den «Chrampf und die Genügsamkeit» der Bergbauern kennen, aber vor allem den Umgang mit den Pferden. Er fühlte sich in allen Belangen heimisch. Sein Schulbeginn im städtischen Umfeld war für ihn deshalb alles andere als leicht.

Stallausritt im Frühjahr 2015 mit Rolf, Barbara Wyss und Salomé Helstern.

War aber dadurch bedingt, dass sein Vater, der einst als Postchauffeur regelmässig über den Klausen fuhr, durch eine intensive Weiterbildung zum Autokonstrukteur bei der Post in Bern eine Anstellung fand. Da sich aber die Schosshalde in unmittelbarer Nähe der Empfa befindet, benutzte Rolf jede freie Minute, um dort den Bereitern bei ihrer Arbeit zuzuschauen. Und vor seinem Zuhause ritt morgens um sieben und mittags um 13 Uhr jeweils der legendäre Hermann Lüthi vorbei. Seine Sehnsucht nach der Reiterei, der Landwirtschaft wuchs damit ständig. Sein Vater hegte jedoch den Wunsch, dass sein Sohn einen technischen Beruf ins Auge fasst. Irgendwann aber bemerkte er doch, dass dies nicht unbedingt im Inte­resse von Rolf war. «Du möchtest Bauer werden?», war seine Frage. Mit «Ja» kurz und bündig die Antwort seines Nachwuchses. Damit war dieses Thema endgültig vom Tisch.

Enges Verhältnis zu Buhofer

Zwei Jahre lang liess sich der junge Bischoff zum diplomierten Landwirt in der Rüti in Zollikofen BE ausbilden. Schon der Sprache wegen arbeitete er anschliessend im Welschland und besuchte ein Jahr später die Handelsschule in Neuenburg. Wie jedem anderen, der vom Jüngling zum Mann wurde, stand nun auch für ihn der Dienst fürs Vaterland bevor. Diesbezüglich lief für Rolf alles nach Wunsch. Ein Bereiter, der berühmte Willi Buhofer, betrieb nebenamtlich eine kleine Reitschule. Mit anderen mehr oder weniger Gleichaltrigen zusammen war er schon seit längerer Zeit dort anzutreffen. Vom Bund ausrangierte Pferde durften sie reiten. Ein sehr enges Verhältnis entstand. Auch wenn Buhofer – er wurde nie mit seinem Vornamen Willi gerufen, sondern mit «Sämu» – ihnen mitteilte, dass sie ihre Stiefel in die Aare werfen sollen, denn das Reiten würden sie nie lernen. Im Range eines Wachtmeisters verhalf er Rolf trotzdem zu einem Dienstbucheintrag, der es diesem erlaubte, die Rekrutenschule in Aarau bei der Kavallerie zu absolvieren. Rekrut Bischoff dankte dies mit einer vorbildlichen Verhaltenswei­se. Sie war derart gut, dass man ihn zum Unteroffizier avancieren liess.

1976: Rolf als Rudolf von Zähringen bei der Feier «Schlacht bei Murb.

Nach mehrmonatigen beruflichen Abstechern hievten ihn die militärischen Vorgesetzten sogar zum Offizier – notabene bis zum Hauptmann. Dass er mit dieser Erfahrung auch als Übungsleiter bei den Reiterkameraden Aesch wäh­rend acht Jahren ein gefragter Mann war , versteht sich von selbst. Nachher kam Murten/Kerzers an die Reihe, wo er sogar 17 Jahre als Vereinstrainer agierte.

Vom Grossbetrieb zum Altersheim

Ab dem Jahr 1965 widmete er sich eingehend seinem beruflichen Weiterkommen. Und es ging sozusagen gleich im grossen Stil los. Auf dem Landwirtschaftlichen Versuchsbetrieb des Chemie-Giganten Sandoz in Aesch BL. Dort lernte er auch seine spätere Frau Marianne kennen. Ihr Vater war der Verwalter von diesem Gut, das für damalige Verhältnisse mit 120 Hektaren und 80 Kühen als immens gross galt. Als angestellter Werkführer hatte Rolf eine respektable Verantwortung zu schultern. Und dies während zehn Jahren. In dieser Zeitspanne durfte er zudem als Beweis seiner beruflichen Kompetenz seinem Umfeld mit verdientem Stolz die bestandene Meisterprüfung verkünden.
Einer Sandoz Hiobsbotschaft wegen (Stilllegung des Versuchsbetriebes) wurden Rolfs ambitionierte Pläne aber unverhofft zunichtegemacht. Andere Existenz sichern­de Alternativen waren gefragt. Und wie es Zufälle nun mal wollen, konnte sich das Ehepaar Bischoff nach relativ kurzer Zeit um die Stelle als Verwalter eines Altersheims mit Landwirtschaftsbetrieb in Jeuss bewerben. Es war ein Schritt in die Zukunft. Er dauerte 30 Jahre. Seine Frau Marianne besass bezüglich des Altersheims mit seinen rund 45 Senioren auch eine entsprechende Ausbildung. Bei Rolf war der Aufgabenbereich ebenfalls klar, wobei er darauf bedacht war, dass im Vertrag stand, dass er zwei Pferde im Betrieb einstallen darf. Bedingung: Sie müssen in der Landwirtschaft einsetzbar sein.

Ruhestand im «Heimetli»

1982 stand der Familie ein ganz anderer Wechsel ins Haus. Vorausschauend hatte sie ein «Heimetli» in Altavilla bei Murten erworben, mit dem Gedanken, dort mit zwei, drei Pferden den Ruhestand zu geniessen. Aber man lese und staune: Aktuell werden deren 35 geritten, gepflegt und gefüttert. Wie kam dieser «Run» zustande? Die Bischoffs lernten Barbara Wyss, eine Bereiterin beim Haras in Avenches, schon im Altersheim kennen und machten sie dort zu ihrer Stellvertretung. Beim Wechsel nach Altavilla schien es aber angebracht, Barbara mitzunehmen – was übrigens auch deren Wunsch war – um ihr eine Chance zu geben, auf dem «Heimetli» etwas aufzubauen. Der gewachsene Betrieb mit Reitschule, Zucht und Pferdeausbildung steht bis dato unter ihrer Regie. Selbstverständlich kann sie auf die Mithilfe von Rolf zählen, wann auch immer nötig. In der Regel aber begnügen sich die Bischoffs mit Ausritten in der wunderschönen Gegend von Altavilla.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 5/2016)

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