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Kommentar: «Wieso die – und wir nicht?»

18.04.2020 13:22

In den Reitschulen brodelt es, in Facebook-Gruppen wird dem aufgestauten Frust Luft gemacht. «Wieso dürfen die Coiffeure ab dem 27. April öffnen? Wieso das Tattoo-Studio? Wieso der Blumenhandel – aber wir nicht?» Unverständnis überall – geht es doch für viele Reitschulbetriebe und selbstständige Pferdetrainer und Reitlehrer ums nackte Überleben und um die Gesundheit ihrer Vierbeiner. Da und dort ist schon von «Notschlachtung» der Pferde die Rede.

Der Bund hat mit der «ausserordentlichen Lage» die Pferdebranche gesamthaft in den Freizeitsektor gestellt. Daran lässt sich nichts mehr rütteln. Doch im Gegensatz zum Golf- oder Tennislehrer – der aktuell keine Fixkosten hat – müssen die Reitschulen weiterhin die Vierbeiner füttern und für deren nötige Bewegung sorgen. Kosten, denen keine Einnahmen mehr gegenüberstehen. Auch ist Kurzarbeit kaum ausführbar und auch Überbrückungskredite sind heikel, wenn nicht bald eine Lockerung in Sicht ist.

«Was machen denn die da in Bern? Wieso helfen die uns nicht? Wieso vertrösten die uns immer nur?» – «Die da in Bern», damit gemeint ist der Schweizerische Verband für Pferdesport (SVPS) und die Branchenvereinigung «Swiss Horse Professionals» (SHP). Die machen was – und wie! Doch vieles geschieht hinter den Kulissen. Zudem drehen die Mühlen in Bundesbern aktuell nicht wie sonst üblich.

Auf die zuständigen Gremien, allen voran das Bundesamt für Gesundheit BAG, prasselt im Moment ein riesiger «Aufgabenberg» ein. Denn nicht nur die Pferdebranche möchte eine Sonderlösung, möchte so schnell wie möglich wieder wie gewohnt arbeiten können. Auch die Hundetrainer, der Badmintonlehrer, der Solariumbetreiber, der Bademeister, der Fitnesstrainer… und alle haben eine Lobby.

«Zu aller Schwierigkeit stehen uns verschiedene Ämter gegenüber. Für das wirtschaftliche ist es das SECO; für den Sport ist es das BASPO und für die Freizeit…? Da gibt es kein eigentliches Amt, keinen direkten Ansprechpartner. Das macht alles umso schwieriger», so SHP-Präsident Martin Richner, der sich aktuell sieben Tage die Woche auf allen Ebenen für die Pferdeleute einsetzt. 

«Die Politik ist kein Selbstbedienungsladen, wo man sich holt, was man gerade gerne hätte», sagt SVPS-Vizepräsident und Ständerat Damian Müller gegenüber dem «Bulletin». Er konnte sich sogar persönlich mit Bundespräsidentin Sommaruga und den Bundesräten Parmelin und Berset über die Anliegen der Pferdebranche unterhalten. Es wird enorm viel Lobbyarbeit betrieben und man setzt sich intensiv für die gebeutelten Reitbetriebe ein. Doch schlussendlich entscheidet das BAG.

Also was bleibt aktuell…? Hoffnung! Hoffnung auf rasche Entscheide der zuständigen Behörden. Und Hoffnung, dass «die in Bern» wirklich alles mögliche gemacht haben. Dazu kann ich nur sagen, ja, ich persönlich denke schon – aber vielleicht nicht immer augenscheinlich, sondern im Hintergrund. Und sie sind weiterhin an der Arbeit. Stellen gerade jetzt das vom Bundesrat geforderte «Hygiene- und Gesundheitskonzept» zusammen, wie beispielsweise Reitunterricht – ob Einzel oder in Kleingruppen – schon ab dem 27. April durchgeführt werden kann.

Zu viel Druck, eine zu offensive Forderung in der Öffentlichkeit nach einer gewissen Sonderstellung, kann aber auch schnell ins Gegenteilige umschlagen. Und dann findet man sich vielleicht plötzlich zusammen mit den Zoos und den Museen in der letzten Phase der Öffnung.

Seien wir vorsichtig, seien wir geduldig, seien wir solidarisch. Wieso nicht jetzt schon ein Gutscheinheft beim Reitlehrer für das nächste Jahr kaufen oder eine Patenschaft für ein Reitschulpferd übernehmen?

Sascha P. Dubach
Chefredaktor  

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