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Max E. Ammann
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Standpunkt

26 Mannschaftsmedaillen im Voltigieren

21.08.2018 14:18
von  Max E. Ammann //

Schweizer Reiter und Fahrer haben in allen sechs traditionellen Disziplinen bei Olympischen Spielen (CS, CD, CC), Welt- und Europameisterschaften (alle sechs) Mannschaftsmedaillen gewonnen.

Die Militaryreiter einmal Silber bei den Olympischen Spielen 1960 und zwei EM-Medaillen. Die Vierspännerfahrer haben vier Mannschaftsmedaillen gewonnen, die Zwei­spänner und die Einspänner je deren drei. Die Dis­tanzreiter haben drei WM- und vier EM-Teammedaillen gewonnen. Noch erfolgreicher waren, mit total 18 Mannschaftsmedaillen, die Springreiter, mit 23 die Dressurreiter, mit gar 26 die Voltigierer. Von den Letzteren soll hier die Rede sein; einmal von Voltige Lütisburg, die seit 2005 fünf Schweizer Teammedaillen gewannen und im kommenden Monat die Schweiz an den Weltreiterspielen in Tryon vertreten werden. Dann von der Voltigiergruppe des Reitclubs St. Gallen, die von 1984 bis 2004 21- mal hintereinander die Schweiz bei Welt- und Europameisterschaften vertrat und dabei jedes Mal auf dem Podest stand.

Erfolgsgeschichte Lütisburg

Voltige Lütisburg wurde 1987 gegründet. Seit 2008 ist es ein Verein, als Untersektion des Reitclubs an der Thur. Lütisburg liegt etwa zehn Kilometer südlich von Wil im Toggenburg, Kanton St. Gallen. Die Familie Bischofberger, das Ehepaar Kurt und Heidi und deren Tochter Monika, sind die Stützen der Gruppe Voltige Lütisburg, die gegen 60 fünf- bis 25-jährige Mädchen umfasst. Monika «Moni», verheiratete Winkler mit drei kleinen Kindern, ist die Longenführerin. 2005 wurde erstmals die Gruppe Lütisburg an die EM in Brescia delegiert. Sie wurden dort Fünfte. 2006 waren es noch einmal die St. Galler, die an der WM in Aachen voltigierten. Ab 2007, bei sechs weiteren EM und, inklusive Tryon 2018, bei ebenfalls sechs WM vertrat jedes Mal Voltige Lütisburg die Schweizer Farben. Dabei gab es eine Goldmedaille (bei der WM 2012 in Le Mans) und viermal Silber (EM 2011, WM 2014, EM 2015, EM 2017). Dazu kommt Einzelbronze von Gruppenmitglied Nadia Büttiker an der EM 2017 in Ebreichsdorf.

Vorreiter St. Gallen

Vor dieser Erfolgsperiode der Lütisburger gab es über 20 Jahre Dominanz der St. Galler Gruppe der Familie Gebs. Voltigieren wurde anfangs der 80er-Jahre in die FEI aufgenommen. Bereits 1984 und 1985 wurden die ers­ten Europameisterschaften ausgetragen, in Eb­reichsdorf und Schenefeld. Für die Voltigiergruppe aus St. Gallen gab es beide Male Bronze – hinter den damals dominierenden Deutschen aus Neuss und Österreich. Bereits 1986, bei der ers­ten Weltmeisterschaft in Bulle im Gruyère, überholten die Schweizer die Österreicher und gewannen Silber, hinter Neuss.
Zwei Jahre später, bei der zweiten WM 1988 in Ebreichsdorf, siegten erstmals die St. Galler. Sie blieben der Weltnummer eins drei weitere Male: 1989 und 1991 bei den EM in Drzonkov und Bern sowie 1990 bei der WM an den ersten Weltreiterspielen in Stockholm. Die EM-Silbermedaille von 1992 bedeutete nur einen kurzen Unterbruch. Bereits 1993 bei der EM in Den Haag und 1994 bei den Weltreiterspielen, ebenfalls in Den Haag, gab es wieder Gold.

«Medaillenhamster»

In den nächsten zehn Jahren, 1995 bis 2004, gewannen die St. Galler bei je fünf Welt- und Europa­meisterschaften zweimal Gold (EM 1999 und EM 2001) und achtmal Silber. 2005 wurde erstmals Lütisburg an die EM in Brescia entsandt (Platz fünf) bevor es 2006 an den Weltreiterspielen in Aachen zum letzten Championatsauftritt der St. Galler kam (Platz vier). Von 1984 bis 2004, also in 21 Jahren, errangen die St. Galler bei zehn WM- und elf EM-Starts acht Goldmedaillen, elf silberne und die beide bronzenen aus den ersten beiden Jahren. Dreimal wurden sie Weltmeister, fünfmal Europameister.
In diesen 21 Jahren gehörten genau 50 junge Voltigierer zur St. Galler Gruppe: 43 junge Frauen und sieben junge Männer. Angelika Küng, mit zehn WM/EM-Teilnahmen von 1984 bis 1993, war am häufigsten dabei. Auf neun Teilnahmen kam Bettina Egli (1993 bis 2011), auf acht Anna Hofstetter (1991 bis 1998). Drei Voltigierer kamen auf sieben Starts: die jungen Damen Tanja Falk und Rebekka Egger sowie Patrick Looser. Der Letztere wurde als Einzelvoltigierer 2010 Weltmeister und 2011 Europameister. Auf je sechs WM/EM-Starts kamen Petra Rusch, Simone Ackermann, Fabiola Bruderer und Seline Andermatt. Auf je fünf Micha­ela Züllig, Margot Benz, Alinda Hanimann und als weiterer männlicher Voltigierer Micha Zuffelato. Simone Jäiser, die wie Looser später zwei Einzelmedaillen gewann (EM-Gold 2015, WM-Bronze 2014), gehörte zweimal zur St. Galler Gruppe bei einem Championat.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 33/2018)

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