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Max E. Ammann.
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Standpunkt

Berühmtheiten lieben den Pferdesport

23.01.2018 13:03
von  Max E. Ammann //

Im Oktober starb der berühmte französische Schauspieler Jean Rochefort 87-jährig. Der wunderbare, elegante, charmante Jean Rochefort war ein engagierter Pferdefreund. Er züchtete selbst Pferde und war immer wieder bei französischen Turnieren als Gast anzutreffen: in La Baule, Bordeaux oder Paris-Bercy. Seine Leidenschaft für das Reiten habe er in den frühen 60er-Jahren, während der Dreharbeiten zu «Cartouche», entdeckt.

Schauspieler trifft man immer wieder bei grossen Reitturnieren, auch gelegentlich Maler und Bildhauer, und dazu natürlich fast jedes Mal Politiker, Militärs und dort, wo es sie noch gibt, Adelige. Auch Missen werden einem gelegentlich vorgestellt. Die vielleicht prominenteste Versammlung grosser Filmberühmtheiten erleb­te man 2000, beim ersten in Las Vegas durchgeführten Weltcupfinal. Der Regisseur Steven Spielberg kam zweimal, und vor mir sass der 80-jährige Charles Bronson mit seinem zerfurchten Gesicht. Drei Jahre zuvor, als wir in Las Vegas einen nationalen Test­concours organisierten – das erste Reitturnier überhaupt in der Spielerstadt – übergab Jennifer O’Neill die Prei­se. Die Hollywood-Schauspielerin war 1970 mit dem sentimentalen «Sommer 1942» weltberühmt geworden. In Brasilien aufgewachsen, ist sie eine echte Pferdeliebhaberin. Als 15-Jährige wur­de sie nach einem Reitunfall beinahe querschnittgelähmt. Auch dabei in Las Vegas 1997 war Popsänger Wayne Newton.

Superman

Auch an der «National Horse Show», dem CSIO im Madison Square Garden in New York, sah man in den gloriosen 60er- und 70er-Jahren immer wieder Berühmtheiten. Da waren der Herzog von Windsor, Popkünstler An­dy Warhol und einmal der nach einem Reitunfall ge­lähmte Superman Chris­topher Reeve. Bei der Erwähnung dieser Prominenten muss unterschieden werden zwischen denen, die aus Pferdeinte­resse ein Turnier besuchen, wie Jean Rochefort oder Jennifer O’Neill, Spielberg und Bronson, und den Eingeladenen, die dann des Öfteren zu den Siegerehrungen gebeten werden und mit oder ohne Pferdehemmungen die Pokale überreichen.

Generäle und Bundesräte

In der Schweiz waren es früher die hohen Militärs, die sich bei den grossen Reitturnieren zeigten. Nicht zuletzt General Henri Guisan war immer wieder dabei. In St. Gallen erlebte man Bundesräte wie Kurt Furgler, Arnold Koller oder Samuel Schmid.
Noch häufiger sieht man Politiker in Frankreich und Italien, Belgien und den Niederlanden. In meinen 25 Weltcupjahren habe ich in Antwerpen, Brüssel, Ams­terdam oder ‘s-Hertogenbosch wohl jeden Minis­terpräsidenten oder Landwirtschaftsminister erlebt.

Bürgermeisterkandidaten

Zu einem delikaten Politiker, Zusammentreffen kam es vor eineinhalb Jahrzehnten beim Weltcupturnier im spanischen Vigo. Es herrschte Wahlkampf um den Bürgermeister­pos­ten. Und alle drei Kandidaten waren erschienen: der wieder kandidierende Bürgerliche, der beim CSI-W in Vigo Stammgast war, sowie die sozialistische Herausforderin und der Kandidat der Rechten. Wer durfte an die Siegerehrung? Wir entschieden, alle drei einzuladen. Es gab wunderbare Fotos der drei nebeneinanderstehenden Kandidaten. Als dann die blonde Sozialistin Carina gewann, wurde sie zum Stammgast beim Turnier.

Adlige

Da die FEI von 1946 bis vor wenigen Jahren lauter Adelige als Präsidenten hatte (Bernhard, Philip, Anne, Pilar und Haya), gehörte der Adel zum gewohnten Bild bei Siegerehrungen. In den Niederlanden war Königin Beatrice immer wieder dabei: beim Fahren in Apeldoorn oder in der RAI Halle in Amsterdam. 1996 besuchte ihr Sohn, Willem-Alexander, die Olympischen Spiele in Atlanta. In England sind fast alle Mitglieder im Pferdesport involviert. Als vor einigen Jahren Prinz Andrew an einer Ausstellung über das Pferd im British Museum eine Rede hielt, wies er darauf hin, dass eigentlich seine ältere Schwester Anne dafür besser geeignet sei.

Adlige im Sattel

Prinzessin Anne, die «Princess Royal», ist die international erfolgreichs­te Adelige: 1971 wurde sie Military-Europameisterin und 1975 EM-Zweite. Die spanische Prinzessin Ele­na, die Schwester des jetzigen Königs, ritt mit gutem Erfolg international mit. Jahrzehnte früher war es Prinzessin Irene der Niederlande, die vor allem als Juniorin zu den Besten gehörte. Zu erwähnen ist auch das letzte grosse Turnier von 1978 in Nizza, als Fürstin Gracia Patricia (die einstige Grace Kelly) und ihre Tochter Caroline in der ersten Reihe der Ehrenloge alle Aufmerksamkeit auf sich zogen.

Bildende Künstler

Unter den bildenden Künstlern erlebt man natürlich immer wieder Pferdemaler oder solche, die das Pferd als Thema gewählt haben. So kam der niederländische Bildhauer Arthur Spronken nach
‘s-Hertogenbosch und die amerikanische Bildhauerin Deborah Butterfield 1995 an den Weltcupfinal Dressur in Griffith Park (Los Angeles). Dass Andy Warhol einige Male im Madison Square Garden auftauchte, hatte weder mit einem Pferdeinteresse noch mit einer Einladung seitens der Veranstalter zu tun. Warhol wollte einfach bei der NHS, damals ein Topanlass im Gesellschaftskalender New Yorks, dabei sein.
Bleibt noch ein gesellschaftlicher Anlass anläss­lich eines damals durchgeführten CSIO in Laxenburg ausserhalb von Wien. Zu den Gästen, die Organisator Peter Nidetzky eingeladen hatte, gehörte eine Schlagersängerin namens Dunja Rajter, die sich mit Hinweis auf ihren Nachnamen bei den lauschenden Springreitern einschmeichelte. Bleiben noch die Missen, sehr oft eine Ex-Miss, die man unter die Politiker und sonstigen Prominenten mischt.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 3/2018)

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