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Max E. Ammann
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Standpunkt

Die Championatsplätze 1947 bis 1976

07.12.2021 09:32
von  Max E. Ammann //

Es ist heute fast vergessen: Das vielleicht grösste Gütezeichen eines nationalen «Concours Hippique» in der Schweiz der ersten Nachkriegsjahrzehnte war es, ein «Championatsplatz» zu sein. In jenen Jahren, 1947 bis 1976, fuhren die Schweizer Springreiter im Vergleich zu heute eher selten ins Ausland. Sie starteten national: im Schachen in Aarau und Brugg, im Schänzli bei Basel, in der EMPFA in Bern, auf der Planaise Colombier, beim Pfingstrennen in Frauenfeld und beim Osterspringen in Amriswil, in Morges und Yverdon, auf dem Griesbach Schaffhausen, in Thun, auf der Juraweide Les Reuissilles in Tramelan und natürlich auf der Hardwiese bei Zürich. Dies waren, neben einigen anderen, die Championatsplätze, auf denen man Punkte holen konnte, vorerst bis 1956 für das S-Punktechampionat, dann ab 1957 für die Teilnahme an der Schweizermeisterschaft.

Punkte nur im Inland

Bis 1962 konnten Schweizer Springreiter im Ausland – selbst wenn sie in einer offiziellen Equipe bei einem CHIO starteten – keine Qualifikationspunkte holen. Dies, obwohl sie wahrscheinlich eine Schweizer Qualifikationsgelegenheit verpassten. Erst ab 1963 erlaubte der VSCR, der damals die Schweizer Meisterschaften durchführte, auch bei einem ausländischen CHIOs Punkte zu holen, später auch bei CSIs. Analysiert man die Liste der Schweizer Starts in ausländischen Nationenpreisen, so reiste zum Beispiel 1949 und 1960 keine einzige Schweizer Springequipe ins Ausland. 1948, 1951, 1952, 1958, 1959, 1961, 1965, 1966 und 1970 nur je einmal. Die führenden Schweizer Springreiter jener Jahre, Paul Weier, Max Hauri, Arthur Blickenstorfer, Hans Möhr und Monika Bachmann, ritten mehrheitlich zu Hause – auf den Championatsplätzen und natürlich bei der Schweizermeisterschaft. Diese wurde, mit Ausnahme der Jahre 1958 (Colombier) und 1975 (Yverdon), jedes Mal auf der Hardwiese bei Zürich ausgetragen und hatte einen hohen Beachtungswert in den Medien.

Immer mehr Auslandsstarts

Diese Auslandsabstinenz änderte sich in den 70er-Jahren. 1974 wurden erstmals zwei Schweizer Springreiter an eine WM entsandt. Die Zahl der offiziellen Auslandsstarts bei CSIOs nahm zu. 1976 waren es noch fünf, 1979 und 1980 deren sieben, 1981 und 1982 bereits acht. 1989 bestritt die Schweiz vierzehn Nationenpreise im Ausland, 1993, 1994 und 1995 gar über 20. Dazu kamen vermehrte Ausland­s­starts bei den immer zahlreicher werdenden CSIs, vor allem nach der Einführung des Weltcups 1978. Mitverantwortlich für den Drang der Schweizer Springreiter ins Ausland war zweifellos das Quintett von ehemaligen Junioren, das in den 70er-Jahren an die Schweizer Spitze vorstiess: die Brüder Markus und Thomas Fuchs, Willi Melliger, Walter Gabathuler und Philippe Guerdat. Die fünf bestritten ihren ersten Nationenpreis zwischen 1973 und 1976.

Championatsplätze

In den 30 Jahren 1947 bis 1976 durften 21 Schweizer Springkonkurrenzen sich mindestens einmal mit dem Prädikat «Championatsplatz» schmücken. Am häufigsten war Frauenfeld dabei. Mit Ausnahme von 1957 war das Frauenfelder Pfingstrennen von 1947 bis 1976 29 Mal Championatsplatz. Der Concours im Schachen in Brugg war von 1954 bis 1976 22 Mal Championatsplatz – nur 1964 nicht. Auf 21 Nominationen kam Yverdon, das einige Male aussetzte und 1975 den Final organisierte. Thun war ab 1947 16 Mal Championatsplatz. Ab 1955 wurde der Thuner Concours nur in den ungeraden Jahren abgehalten. Auch Colombier war von 1950 bis 1971 16 Mal Championatsplatz und führte einmal den Final durch. Danach wurden auf der dortigen Planaise erfolgreich internationale Militarys organisiert. Basel, mit einer Pause von 1953 bis 1958, kam bis 1969 auf 14 Championatsplätze wie auch Tramelan, das 1963 erstmals Championatsplatz war. Schaffhausen und Morges kamen auf 13 Nominationen: Morges von 1947 bis 1964, Schaffhausen erst ab 1962.

Amriswil und Vandoeuvres

St. Gallen war Championatsplatz von 1947 bis 1953. Dann wurden die Pferdesporttage auf dem Breitfeld international. In Bern wurde, mit Unterbrüchen, von 1947 bis 1968 elfmal um Championatspunkte geritten. In Aarau erst ab 1968, mit Unterbrüchen bis 1976. Nur wenige Male berücksichtigt wurden La Chaux-de-Fonds, Langenthal, Biel, Porrentruy, Amriswil, Lausanne und – 1976 – Sissach und Vandoeuvres. Viele dieser Turnierplätze sind verschwunden, so Morges, Yverdon, Brugg und Tramelan. Das Schänzli in Basel hatte eine abwechslungsreiche Geschichte mit der Schliessung von 1973 bis 1979. Durch das Breitfeld in St. Gallen führt heute die Autobahn. Noch in Betrieb sind das Tellerfeld in Amriswil, die Allmend in Frauenfeld, Griesbach Schaffhausen, der Schachen in Aarau oder die Hardwiese in Zürich, allerdings zum Teil ohne S-Springprüfungen. Heute ist Longines Sponsor der «Championship Series», wo Qualifikationspunkte für die Schweizer Meisterschaft gewonnen werden können. 2021 waren es elf Turnierplätze, die zur Qualifikation für die SM in Humlikon beitrugen. Von den 21 Concours, die 1947 bis 1976 als Championatsplätze bekannt waren, sind nur noch Amriswil und Vandoeu­vres bei der Serie dabei.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 49/2021)

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