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Max E. Ammann
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Standpunkt

Die Nachwuchs-EM 1. Teil – Springen

29.10.2019 13:47
von  Max E. Ammann //

An ihrer Generalversammlung von 1951 beschloss die FEI die Einführung einer jährlichen internationalen Springprüfung für Junioren (13- bis 18-Jährige). Aus dieser Prüfung, 1952 im belgischen Ostende erstmals ausgetragen, und zwar nur als Mannschaftswettbewerb, entwickelte sich die heutige Junioren-EM der Springreiter – das erste von heute fast unzähligen FEI-Nachwuchs-Championaten in allen Disziplinen. Das Interesse an dieser «Internationalen Springprüfung für Junioren» war vorerst sehr bescheiden. 1952 in Ostende nahmen nur zwei Länder teil (Belgien und Italien), 1954 waren es bereits vier, 1958 acht und 1959, als man bereits von der Junioren-EM sprach und eine Einzelwertung einführte, nahmen zehn Länder teil. Noch nicht dabei die Schweiz. Der Entscheid der FEI-GV von 1951 zur Einführung dieses Nachwuchschampionats war unerwartet. Es war wohl so, dass während der Versammlung diese «Internationale Springprüfung für Junioren» von einer Delegation vorgeschlagen wurde. Als niemand dagegen war, wurde die Einführung stillschweigend angenommen. Belgien gewann die erste Austragung 1952 zu Hause in Ostende und gilt seither als erster Junioren-Springeuropameister. 1953 siegte Frankreich, 1954 Italien, die Letzteren mit Graziano Mancinelli, der 18 Jahre später Olympiasieger wurde. In den 14 Meisterschaften, die von 1952 bis 1965 ausgetragen wurden, gewannen die Briten mit acht Mannschafts- und fünf Einzeltiteln (von 1959 bis 1965) den Löwenanteil. Italien kam auf insgesamt fünf Titel. 1966 nahm erstmals die Schweiz teil. Brigitte Nater, René Frei, Beat Röthlisberger und Frank Wettstein gewannen in Kopenhagen als Dritte gleich die erste von seither zwölf Mannschaftsmedaillen, davon sieben goldene. 1968 gewann Charles Grandjean mit Grandios in Stoneleigh als Dritter die erste Einzelmedaille für die Schweiz. Insgesamt holten Schweizer Springreiterjunioren zehn Einzelmedaillen, davon zwei goldene. Dass die Schweiz so lange wartete, bis sie ihre Springjunioren ins Ausland sandte, erstaunt. Denn bereits 1955 wurde in St. Gallen die erste Junioren-SM im Springen ausgetragen.

Erstes Einzelgold durch Fuchs

1969, bei der vierten EM-Teilnahme der Schweiz, gab es den ersten Mannschaftssieg durch Brigitte Nater, Beat Röthlisberger, Charles Grandjean und Jürg Notz. Dieser Sieg gab der Schweiz das Vorrecht, die EM 1970 zu organisieren. Dies geschah in St. Moritz und dort feierte der 15-jährige Markus Fuchs mit Famos den ers­ten Schweizer Einzeltitel. Kurt Maeder teilte sich den dritten Platz und zusammen mit Charles Grandjean und Jürg Notz gab es auch noch die Mannschaftssilbermedaille. Die Erfolgsserie der Schweizer hielt bis Ende der 70er-Jahre an: 1971 gab es Mannschaftsbronze, 1972 Einzelgold durch Jürg Notz auf Sheriff, 1973 Mannschaftsgold durch Markus und Thomas Fuchs, Dieter Frauenfelder und Dieter Hauser, 1976 Mannschaftsgold durch Elisabeth Mosset, Marc Vingerhoets, Margret Mollet, Olivier Lauffer und Einzelsilber durch Margret Mollet und 1979 Mannschaftsgold durch Rolf Hegner, Christian Ineichen, Werner Zemp und Paolo Bernasconi. Erstaunlicherweise blieben die Schweizer zu Hause medaillenlos: 1974 in Luzern, 1977 in La Tour-de-Peilz und 1981 in Aarau.  In den 80er-Jahren gab es für die Schweizer Springjunioren keine Podiumsplätze. Erst 1994, also 15 Jahre nach dem letzten Medaillengewinn von 1979, gewannen die Schweizer zwei Medaillen, darunter Gold mit der Mannschaft.

«Geburt» der Jungen Reiter

Ende der 70er-Jahre wurde die Forderung erhoben, das Juniorenalter von 18 auf 20 oder gar 21 Jahre zu erhöhen. Die FEI löste das Problem mit der Einführung einer neuen Kategorie: «Junge Reiter». Für diese galten 16 bis 21 Jahre, für die Junioren blieb es beim Höchstalter 18. Die 16- bis 18-Jährigen hatten die Wahl zwischen einer Teilnahme bei den Junioren oder bei den Jungen Reitern, aber man musste sich fürs ganze Jahr entscheiden. An der ersten Spring-EM der Jungen Reiter, 1981 in Kopenhagen, gab es gleich die Silbermedaille in der Mannschaftswertung hinter Deutschland (erster Einzeleuropameister bei den Jungen Reitern wurde Jan Tops). Die zweite Medaille in den 80er-Jahren gewann 1987 Andrea Fuchs in Donaueschingen. Nach den eher mageren 80er-Jahren begann 1990 die zweite, bis heute anhaltende Erfolgsperiode der Schweizer Nachwuchsspringreiter. Die Jungen Reiter wurden vier Mal Mannschaftseuropameister. Auch bei den Junioren kamen ab 1994 wieder Medaillen. Mannschaftsgold gab es drei Mal (siehe Box).
Faye Schoch, 2003 Teameuropameisterin bei den Junioren und 2006 bei den Jungen Reitern, hatte 2000 und 2001 zwei Einzel-EM-Titel bei den Ponyreitern geholt. Auch Julie Delaporte, die 2003 Europameisterin bei den Ponys wurde, stand 2008 erneut zuoberst auf dem Podest, als Mitglied der YR-Equipe.

EM Pony

Die Europameisterschaften für Ponyreiter waren 1978 eingeführt worden, vorerst nur mit Mannschaftswertung, ab 1982 auch mit Einzelmedaillen. In den beiden ers­ten EM-Jahren 1978 und 1979, beide ohne Schweizer Beteiligungen, hatte es gar nur eine Mannschaftswertung für die Kombination Springen und Dressur gegeben. Erst als niemand diese Wertung ernst nahm, entschied sich die FEI ab 1980 für separate Mannschaftsmedaillen in jeder Disziplin. Die obigen Medaillen für Faye Schoch und Julie Delaporte sind neben Mannschaftsbronze 2012 die einzigen EM-Podiumsplätze der Schweizer Ponyspringreiter.

EM Children

Die seit 2006 durchgeführten Europameisterschaften der Children, mit Schweizer Medaillengewinnen für Martin Fuchs (2006), Larissa Notz (2009) und Isabelle Straehuber (2013), haben eine zähe FEI-Vorgeschichte. 1986 verabschiedete die FEI-Generalversammlung das erste Childrens-Reglement; gültig für Prüfungen mit Pferden, für Kinder zwischen zwölf und 14 Jahren, mit Hindernissen bis 120 Zentimeter. Leihpferde waren erlaubt. 1988 kam es in Cali, Kolumbien, zu ers­ten Childrens-Prüfungen, später, 1993 bis 1997, in Monterrey, Mexiko. 1997 wurde die «Children‘s International Jumping Competition» eingeführt, mit zwei Kategorien: A für erfahrene Reiter, B für weniger erfahrene Reiter. Diese Prüfungen waren vor allem ausserhalb Euro­pas populär. 2006 kam es schliesslich zur ersten richtigen Children-EM in Istanbul, gleich mit einer Silbermedaille für Martin Fuchs. Zu erwähnen ist noch, dass die Schweiz, nach St. Moritz, Luzern, La Tour-de-Peilz und Aarau 1999 und 2005, zwei weitere Male die EM des Nach­wuchs­spring­reitens durchführte, in Münchwilen und Schaffhausen.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 43/2019)

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