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Max E. Ammann
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Standpunkt

Fahren in Aachen – 2. Teil (Schweizer Erfolge ab 1957)

11.09.2018 11:52
von  Max E. Ammann //

Für den CHIO 1957 – 32 Jahre nach dem ersten Turnier in der Soers – änderte der Aachen Laurensberger Rennverein sein Fahrprogramm. Die Marathonfahrt fiel weg, stattdessen gab es eine Vielseitigkeits­prüfung für Wagenpferde um den Geheimrat-Talbot-Gedächtnis­preis. Dies zu Ehren von George Talbot, dem Wagonfabrikanten (1864 bis 1948), der bis 1930 in Aachen mitgefahren war.

1957 war auch das Jahr, als erstmals zwei Schweizer Viererzüge in Aachen starteten. Es waren dies der 40-jährige Willi Houriet und der 46-jährige Gustav A. Frey, beides Fahrer der Eidgenössischen Militärpferdeanstalt EMPFA in Bern. Sie kamen mit vier Hannoveranern sowie je zwei Holsteinern und Schweden. Hinter dem Sieger Walter Sirrenberg und den platzierten Karl Balschukat, Hermann Neelsen und Franz Lage wurden die beiden Schweizer gute Fünfte und Sechste.
Die beiden Schweizer hatten, im Gegensatz zu den turniererprobten Deutschen, kaum Erfahrung in grossen Prüfungen. Umso erfreulicher, dass die beiden den Benno-von-Achenbach-Preis für gepflegte und stilreine Anspannung zugesprochen erhielten. 1958 durften die beiden wieder nach Aachen. Nun gab es, bei elf Startern, die Plätze vier (Houriet) und sieben (Frey). Diesmal fuhren sie mit fünf Hannoveranern und drei Westfalen. Am Ende gab es für die beiden Schweizer einen Doppelsieg bei der Wahl des bes­ten Fahrers: Es gewann Gustav A. Frey vor Willi Houriet und Franz Lage.

Erfolgsduo
Das war das vorläufige Ende des Aachener Fahr­abenteuers der EMPFA. Obwohl in den kommenden Jahren immer mehr ausländische Gespanne in Aachen starteten (Niederländer, Jugoslawen, Ungaren und Polen), dauerte es bis 1964, als wieder zwei EMPFA-Gespanne nach Aachen entsandt wurden. Es waren dies Fritz Rothacher und Augus­te Dubey, und die beiden bildeten ein Erfolgsduo bis 1970. In diesen sieben Jahren siegte Rothacher zweimal und Dubey gar dreimal, wobei der Letztere auch noch 1971, nun ohne seinen Reisegefährten Rothacher, zum vierten Mal gewann. Dazu wurden Rothacher und Dubey je zweimal Zweite. Zu ers­ten Schweizer Fahrtriumphen kam es beim dritten Start 1966, als Dubey in der Abteilung B siegte und Rothacher in Abteilung A Zweiter hinter Walter Sirrenberg wurde.
In jenem Jahr 1966 wurden die zwölf Starter durchs Los in zwei Abteilungen geteilt. Auf die im Jahr zuvor eingeführte Unterteilung in englische und ungarische Anspannung musste verzichtet werden, da kein Gespann ungarisch fuhr. 1964, als man den Talbot-Preis erstmals teilte, entschied man sich für A: Privatgespanne in englischer Anspannung und B: für Staatsgespanne in freier Anspannung.
Die beiden erstmals konkurrierenden Schweizer EMPFA-Gespanne wurden 1964 Zweite und Sechste in der Kategorie B (hinter dem Sieger, dem Ungarn Ferenc Szentmihályi). Fritz Rothacher erhielt den Sonderpreis als bes­ter Fahrer. Für 1965 entschied man sich für eine Aufteilung in englische und ungarische Anspannung.
Ab 1967, als die Osteuropäer zu Dauergästen wurden, rechtfertigte sich endlich die Unterteilung. Sie blieb bis 1971 in Kraft. 1967 siegte erstmals Dubey in englischer Anspannung und wurde auch als bester Fahrer ausgezeichnet. Fritz Rothacher, nun mit ungarischer Anspannung, wur­de hinter drei Ungarn (Sieger Imre Abonyi) nur Vierter. Ähnlich war es 1968, mit einem Sieg für Dubey und Platz drei für Rothacher. Auguste Dubey wurde erneut als bester Fahrer ausgezeichnet. Durch den zweimaligen Gewinn hintereinander durfte Dubey den im Vorjahr neugestifteten Rudolf-Schmidt-Wanderpreis nach Hause nehmen. Eine selten schnelle Vergabe eines Wanderpreises.
1969 fuhren die beiden Schweizer mit englischer Anspannung und feierten in der Reihenfolge Roth­acher-Dubey einen Doppelsieg. Zum dritten Mal hintereinander wurde ein Schweizer als bester Fahrer ausgezeichnet, diesmal war es Fritz Roth­acher, der den neugestifteten Wanderpreis SVP erhielt. 1970 siegte Roth­acher erneut in englischer Anspannung und Dubey, nun mit dem Juckergeschirr, wurde Zweiter. Wiederum war Rothacher bester Fahrer. Mit dem Luzerner Privatfahrer Tony Frey war 1970 ein dritter Schweizer am Start. 1971 nun ohne Rothacher, siegte Dubey in englischer Anspannung. Der zweite Schweizer, Tony Frey, wurde Siebter. 1972, als Auguste Dubey in Münster erster Viererzug-Weltmeister wurde, vertraten der EMPFA-Fahrer Hermann Mast und der Vater der Iseli Brüder, Karl Iseli sen., die Schweizer Fahrer in Aachen. Mast wurde Dritter, Iseli Achter. Im darauffolgenden Jahr gab es für Mast nur Platz zehn. Dafür brillierte der Debütant Ulrich Lehmann als Zweiter hinter Imre Abonyi.
1974 und 1975 kehrte Auguste Dubey nach Aachen zurück. 1974 gab es nur Platz zehn. Sein junger Mitstarter Christian Iseli – der dann wenige Wochen später Zweiter der WM in Frauenfeld wurde, klassierte sich in Aachen als Siebter. 1975 wurde Dubey, der Europa­meister von 1973, vom EM-Zweiten, Robert Doudin begleitet. Es gab die Plätze zwei und zwölf. Für Doudin blieb es der einzige Aachen-Start – für Dubey der letzte.
1976, 1977 und 1978 durfte Ulrich Lehmann wieder nach Aachen. 1977 wurde er Dritter, 1978 siegte Lehmann. Seit anfangs der 70er-Jahre wurde der Aachener Geheimrat-Talbot-Preis nach dem 1970 von der FEI eingeführten Fahrreglement ausgetragen. 1978, bei seinem Sieg vor dem Polen Zygmunt Waliszew­ski, war Lehmann Bester in der Dressur und im Gelände und konnte den ersten Platz trotz miss­glücktem Hindernisfahren halten. Christian Iseli, ­Georg Meierhans und Fritz Weyermann begleiteten Ulrich Lehmann in diesen drei Jahren nach Aachen.


Generationenwechsel
In den Jahren ab 1979 gab es vorerst für die Schweizer wenig zu gewinnen. Mast, Weyermann und Iseli als Rückkehrer sowie Rolf Kellenberger, Chris­tian ­Lippuner, Hanspeter Rüschlin und Heiner Merk schafften von 1979 bis 1988 nur gerade vier Platzierungen (Rang fünf bis neun).
1989 kam der Durchbruch von Hanspeter Rüschlin, als er hinter IJsbrand Chardon Zweiter wurde. Drei Jahre später wurde er erneut hinter Chardon auch Vizeweltmeister in Riesenbeck. Heiner Merk, in seinen sechs Aachen- Starts, hatte als beste Resultate zweimal Platz neun, 1987 und 1990.
1993 erlebte Werner Ulrich seinen ers­ten Aachen-Start – dreimal hinterei­nander wurde er Achter (1993 bis 1995), dann 1997 Zweiter und 1999 und 2000 zweimal Dritter. 2005 schaffte der 46-jährige Berner seinen einzigen Sieg. In all den Jahren wurde Ulrich von Daniel Würgler begleitet.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 36/2018)

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