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Max E. Ammann
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Standpunkt

Grand Slam und Triple Crown Teil 1

01.10.2019 09:57
von  Max E. Ammann //

Der Grand Slam im Tennis, die Triple Crown bei den Pferderennen – was gibt es Grösseres in diesen traditionsreichen Sportarten? Kein Wunder, dass man auch im olympischen Pferdesport seit Jahrzehnten von ähnlichen Dreier- oder Viererserien träumt. Die ersten seriösen Anstrengungen, einen Grand Slam im Springreiten zu bilden, gab es in den 80er- und 90er-Jahren, ohne Erfolg allerdings. Kurz vor der Jahrhundertwende wurden die ersten Projekte realisiert: Mitte der 90er-Jahre die Pulsar Crown der Springreiter und 1999 der Grand Slam der Vielseitigkeitsreiter.

Rolex Grand Slam

Seit 2013 gibt es den Rolex Grand Slam, heute mit den vier Turnieren ‘s-Hertogenbosch, Aachen, Spruce Meadows und Genf. Wer drei der Grossen Preise dieser vier Turniere hintereinander gewinnt, erhält zusätzlich zum Preisgeld der Prüfungen einen Bonus von einer Million Euro. Wenn der Reiter (es zählt der Reiter, nicht die Kombination) auch noch die vierte Prüfung danach gewinnt, kassiert er eine weitere Million. Dem Engländer Scott Brash gelang das Erstere 2015: Er siegte der Reihe nach in Genf (2014), Aachen und Spruce Meadows (‘s-Hertogenbosch stiess erst 2018 zum Rolex Grand Slam). Wer zwei hintereinander gewinnt, erhält immer noch eine halbe Million, wer innerhalb der Viererserie zweimal siegt, kassiert 250000 Euro. Das klingt wunderbar. Trotzdem sind die Grand Slams der Reiter nicht zum publizis­tischen Grosserfolg geworden, wie es der Grand Slam im Tennis oder die Triple Crown beim Turf in den USA und England seit Jahrzehnten sind. Im Sport kommen zwar immer neue Sportarten dazu, vor allem solche, die von der Jugend adaptiert werden. Aber bei etablierten Sportarten neue Wettkampfformeln durchzusetzen, ist ungleich schwieriger.
Auch die Mannschaftsprüfung der Global Champions League mit den läppischen Namen wie London Knights (mit Martin Fuchs) oder Shanghai Swans (mit Pius Schwizer) hat es schwer, ernst genommen zu werden.

Triple Crown

Die Triple Crown der Rennpferde Englands geht über 200 Jahre auf 1809 zurück. Nur 15 Pferde gewannen in diesen zwei Jahrhunderten die drei Rennen, die Guineas, das St. Leger und das Derby in Epsom, zuletzt 1970 der legendäre Nijinsky mit Lester Piggott. In den USA, mit dem Kentucky Derby in Churchill Downs/Louisville, den Preakness Stakes in Pimlico/Baltimore und den Belmont Stakes auf Long Island/New York, gewannen seit dem ersten Sieg 1919 nur 131 Pferde die Triple Crown, davon sieben seit dem Krieg. Der populärste Sieger war 1973 Secretariat, der noch immer die Rekorde für die drei Rennen hält. Nachdem 2015 mit American Pharoah und 2018 mit Justify in den letzten Jahren gleich zwei Pferde die US-Triple-Crown gewinnen konnten, ist das Interesse wieder neu entfacht.

Tennis Grand Slam

Die in der Schweiz am meisten beachtete Serie ist der Grand Slam im Tennis. Nach Jahrzehnten der internationalen Mittelmässigkeit im Tennis errangen in den 80er- und 90er-Jahren mit Heinz Günthardt, Jacob Hlasek, Marc Rosset, Martina Hingis und Patty Schnyder erstmals auch Schweizer Tennisspieler internationale Erfolge. Heute gehören Roger Federer und Stan Wawrinka zu den Besten der Welt. Der Grand Slam im Tennis geht auf das Jahr 1933 zurück, als ein englischer Journalist nach drei Siegen von Jack Crawford in Melbourne, Paris und Wimbledon schrieb, dass Crawford mit dem Sieg in New York einen «Grand Slam» erringen würde. Dazu kam es nicht. Den ers­ten «echten» Grand Slam, also vier Siege hintereinander in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York, errang Don Budge 1938. Seither wurde der «echte» Grand Slam fünf weitere Male errungen: zweimal durch Rod Laver, je einmal durch Maureen Connolly, Margaret Court und Steffi Graf.
Unechte Grand Slams, hintereinander, aber nicht im gleichen Kalenderjahr, gewannen fünf Spieler. Die dritte, noch tiefere Kategorie der Grand Slams: Gewinn aller vier Turniere, aber nicht in direkter Folge oder im gleichen Jahr, wurde von acht Spielern und zehn Spielerinnen errungen, darunter, vor zehn Jahren, Roger Federer.
Im Golf zählen drei Turniere in den USA (Masters, US Open und PGA Championship) sowie das British Open zum Grand Slam.­

Grand Slam of Eventing

Zurück zum Pferdesport. Der 1999 von Rolex eingeführte Grand Slam der Vielseitigkeitsreiter wurde zweimal gewonnen. Die drei Events sind der Kentucky «Three Day Event» in Lexington, die Badminton Horse Trials und die Burghley Horse Trails. Da Lexington und Badminton dicht hintereinander folgen, müssen zwei verschiedene Pferde geritten werden. 2003 siegte Pippa Funnell und gewann 250'000 Dollar. Der zweite Gewinner des Vielseitigkeits-Grand-Slam, Michael Jung, begann seine Serie 2015 in Burghley mit Sam, siegte mit einem anderen Pferd in Lexington 2016 und wieder mit Sam in Badminton. Er gewann 350'000 Dollar.

Pulsar Crown

Bei der Pulsar Crown, seinerzeit vom Mexikaner «Poncho» Romo ins Leben gerufen, mussten zwei der drei Prüfungen gewonnen werden, um an den Bonus zu gelangen. 1998 gewann so Hugo Simon, 2000 der Italiener Jerry Smith, der Letztere mit je einem Sieg in Cannes und Valkenswaard. In Monterrey, wo Romos Firma Pulsar zu Hause ist, war Smith unplatziert.
Interessant wäre eine Ehrung der Reiter, die zwei, drei oder alle der vier grossen FEI-Championate gewonnen haben: Olympische Spiele, Weltmeisterschaft, Europameisterschaft respektive Pan Amerikanische Spiele sowie Weltcupfinal. Darüber mehr im nächsten Standpunkt.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 39/2019)

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