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Max E. Ammann
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Standpunkt

Olympisch-familiär (1. Teil)

13.10.2020 11:37
von  Max E. Ammann //

Die «PferdeWoche» hat in der Ausgabe vom 22. Juli an die Schweizer Reiterfolge bei Olympia erinnert – mit dem Hinweis, dass in jener Woche eigentlich die 32. Olympischen Spiele in Tokio hätten beginnen sollen. Als Ergänzung dieses Rückblicks sollen in zwei Teilen einige internationale Faktoren erwähnt werden. In der «PW»-Liste der meisten Olympiateilnahmen im Reiten steht als einzige Schweizerin Christine Stückelberger mit sechs Teilnahmen. Dahinter, mit je fünf Teilnahmen, folgen drei weitere Schweizer: Henri Chammartin, Gus­tav Fischer und Markus Fuchs. Die überlegene Nummer eins bei den Teilnahmen, Ian Millar mit zehn Olympiastarts, erscheint in einer weiteren Liste: «Väter und Töchter»: Ians Tochter Amy bestritt 2016 für Kanada das olympische Springen.

Väter und Töchter

Neben Ian Millar hatten rund zehn Väter eine Tochter mit Olympiastarts. Am bemerkenswertesten Josef Neckermann, der deutsche Dressurreiter, dessen Tochter Eva-Maria Pracht für Kanada die Dressur ritt. Prachts Tochter Martina kam ebenfalls zu einen Olympiastart, und so sind die drei die einzige Familie in der Geschichte des olympischen Pferdesports, die über drei Generationen hinweg bei Olympischen Spielen ritt. Aus Deutschland kommen in der Kombination Vater–Tochter weiter Reiner Klimke mit Tochter Ingrid, Klaus Balkenhol mit Anabel und George Theodorescu mit Monica. Der Letztere war 1956 für Rumänien bei den Olympischen Spielen gestartet, bevor er sich nach Deutschland absetzte. Weitere «Paare» sind Mark Philipps und Tochter Zara (GBR), Patrick Conolly-Carew und Tochter Virginia McGrath (IRL) sowie der Neuseeländer Colin McIntosh mit Tochter Samantha, die einige Jahre in Europa ritt und schliesslich für Bulgarien zu einem Olympiastart kam.

Väter und Söhne

Zahlreicher als Töchter sind Söhne, die ihrem Vater als Olympiastarter nachfolgten. Es sind um die 30, darunter fünf Schweizer: Hans E. Bühler mit Toni – Olympiadritter in Rom 1960, Charley Stoffel mit Alexander, Hans Schwarzenbach mit Alfred sowie, aus der Gegenwart, Thomas Fuchs mit Martin, Europameister 2019, und Philippe Guerdat mit Steve, Olympiasieger 2012. Der erstaunlichste Vater ist Bill Roycroft. Selbst dreifacher olympischer Medaillengewinner, sah er alle drei Söhne bei Olympia am Start. Barry, Clark und Wayne. Je zwei olympische Söhne hatten der Amerikaner John Wofford (John E.B. und James) und der Brite Harvey Smith (Robert und Steven). Dabei kam der jüngere, Steven, bereits 1984 als 22-Jähriger zum Olympiastart – Robert musste bis 2004 warten, bis er, 43-jährig, an der Reihe war. An den ersten Olympischen Spielen mit Pferdesport, 1912, gewannen Gustaf Boltensten, Hans von Blixen-Finecke und Nils Adlercreutz für Schweden je eine Medaille. Ihre Söhne taten es ihnen gleich: Bol­tens­ten junior mit vier Medaillen, davon zweimal Teamgold, von Blixen junior mit Doppelgold in der Military 1952 und Gregor Adlercreutz mit Bronze 1936. Aus den Niederlanden kommen die Vater-Sohn-Paare Voorn (Albert und Vincent) und Van der Schans (Piet und Wout-Jan), aus Belgien Ludo Phi­lippaerts mit Nicola und aus Japan Masayasu Sugitani und Taizo.
Nelson Pessoa ritt fünfmal für Brasilien bei Olympischen Spielen, sein Sohn Rodrigo ist der Olympiasieger Springen von 2004. Argentino Molinuevo, Vater und Sohn, ritten für Argentinien bei den Olympischen Spielen, Jorge Mathias, Vater und Sohn mit dem gleichen Vornamen, für Portugal. Bei den Franzosen waren es die Väter Louis Saint-Fort Paillard, Henri Pernot du Breuil. Marcel Rozier und Armand Bigot – später deren Söhne Jean, Bertrand, Philippe und Jean-Lou. Und da waren die Brüder Touzaint, die zusammen 1976 die olympische Military bestritten. 2004 wurde der Sohn Nicolas des einen Bruders Mannschaftsolympiasieger.

Mütter und Söhne

Auch olympische Mütter sahen ihren Nachwuchs bei Olympischen Spielen. Doris Ramseier gehörte 1976 zur Schweizer Silberequipe an den Olympischen Spielen in Bromont. 1988 war Sohn Daniel in der Silberequipe in Seoul. Sönke Rothenberger gehörte 2016 zur deutschen Goldequipe in der Dressur. Er ist der Sohn der Niederländerin Gonnelien Gordijn und des für die Niederlande startenden Deutschen Sven Rothenberger, beide mit Olympiastarts 1996.

Mütter und Töchter


Olympische Prominenz findet man bei den Müttern, die ihre Töchter olympisch reiten sahen. Prinzessin Anne, 1971 Europa­meis­terin in der Military, ritt 1976 für Grossbritannien an den Olympischen Spielen in Bromont. Ihre Tochter Zara Philipps, wurde Europa- und Weltmeis­terin und bestritt 2012 die olympische Military. Liselott Linsenhoff war 1972 Dressurolympiasiegerin – Tochter Ann-Kathrin ritt 1988 für Deutschland in der olympischen Dressur. Die Tochter der Olympiasiegerin von 1980, Elisabeth Theurer, später verheiratete Max, Victoria, bestritt viermal eine olympische Dressurprüfung. Zu erwähnen das niederländische Dressurpaar Mutter Tineke und Tochter Imke Bartels und, als Kuriosität, Mutter und Tochter Luna aus Guatemala. Mutter Rita und Tochter Silvia Luna bestritten 1976 die olympische Military, wo sie beide ausschieden.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 41/2020)

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