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In jeder Beziehung ein Allrounder: Hansruedi Brändle.
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Athletisch wie seine Vierbeiner

16.08.2011 13:52
von  Charles Stoob //

Seine Besonnenheit ist in jedem Gespräch mit ihm spürbar. Die ruhige Art seiner Argumentationen lässt sofort erahnen, dass sein charakterliches Fundament die Toleranz enthält. Hansruedi Brändle, der gelernte Bauer, erfolgreiche Leichtathlet, ehemalige CVP-Kantonsrat, Berufs-und Laufbahnberater, hat dieser Eigenschaft stets Priorität verschafft. Und er hat damit auf seinem beruflichen wie privaten Werdegang viele Konflikte im Keime erstickt.

Seine Reputation könnte wohl kaum besser sein. Im Diens­te des Bezirks Untertoggenburg war der gelernte Landwirt bis zu seiner Pensionierung im Bereich Berufs- und Laufbahnberatung mit Sitz in Flawil SG tätig. In diese höchst anspruchsvolle berufliche Tätigkeit hat er sich mit Fleiss und einer bewundernswerten Zielstrebigkeit hoch gearbeitet.

Das Bauern war nicht nur Pflicht

Die Voraussetzungen für diese Berufsausübung waren vorerst ja gar nicht vorhanden. Denn die Zeichen zeigten eindeutig Richtung Landwirt. Als ältestes von acht Kindern bestand für Hansruedi quasi die gegebene Pflicht, dereinst den mittelgrossen Hof seiner Eltern mit Milchwirtschaft und Obstbau im hinter­thurgau­isch­en Maischhausen zu übernehmen. Er stemmte sich auch gar nicht gegen diese Gepflogenheit, denn er liebte das Umfeld, in das er hinein geboren wurde.

Das wöchentliche Ausreiten ist ihm wichtig.

Seinem Wesen entsprechend liess er sich in diesem edlen Beruf auch mit Akribie ausbilden. Zuerst mit einem Bauernlehrjahr in Klingenzell bei Mammern am Bodensee. Danach folgten zwei Winter mit intensivster Ausbildung auf dem Arenenberg. Der junge Thurgauer war damit für die Zukunft bes­tens gerüstet.

Unter seinen Pferden fühlt sich Hansruedi wohl.

Bei ihm war aber mit zunehmendem Alter der Fokus auf Selbsständigkeit  gerichtet. Sein Vater war allerdings noch zu jung, um jetzt schon den Hof zu übergeben. Und Hansrue­di wurde das Gefühl nicht los, zu alt zu sein, um noch länger zu warten. Er entschloss sich, auf eine andere berufliche Zukunft zu setzen. Es begann mit der  Handelsschule in Lau­sanne. Bei der Gemü­se-zentrale in Rebstein, dann in der Migros-Zentrale Ab­teilung Gemüse in Gossau SG als Abteilungsleiter, erhöhte er seine fachliche Kompetenz. Ihm reichte dies jedoch nicht, denn er wollte seine Vision als Berufsberater unbedingt realisieren. Die Kaderschule in St.Gallen schien ihm für das damit verbundene allgemeine Personalwesen die beste Vorbereitung zu sein. Und das war sie auch, denn nach dieser insgesamt dreijährigen Ausbildung engagierte ihn der Bezirk Untertoggenburg als Berufs- und Laufbahnberater mit Büro in Flawil. Eine Anstellung, in der er seine berufliche Befriedigung fand.

Er wollte – die Armee eigentlich nicht

Für den militärischen Dienst wurde er als Grenadier ausgehoben. Beim Einrücken in Losone TI wurde bei ihm allerdings ein Leis­tenbruch diagnos­tiziert. Weil er aber militärischen Dienst leisten wollte, liess er sich sofort operieren.

Der «Rauswurf» aus der Armee war damit nicht nur ad acta gelegt, nein, es eröffnete sich für ihn durch seinen Landwirtschaftslehrer und späteren Brigadier Josef Harder sogar eine ganz andere Möglichkeit. Der war nämlich der Meinung, dass ein Bauernsohn zur Kavallerie gehöre. Dieses «Vitamin B» liess Hansruedi ein Jahr später tatsächlich in Aarau einrücken. Und er war ein guter Rekrut, schliesslich war für ihn der Umgang mit Pferden  eine gelebte Gewohnheit, hatte er doch diese schon in den ersten Schuljahren an der Leine. Allerdings, was gu­tes Reiten betrifft, bekam er erst jetzt richtig zu spüren.

Dritter Rang an der Sommer-Div.-Meisterschaft 1966 in Schaffhausen. Hansruedi (Erster von rechts) mit Kameraden seiner Gruppe.

Dass man ihn im Kader haben wollte, freute ihn besonders, auch wenn für ihn mit dem Wachtmeister hö­here Ambitionen ein Ende fanden. Im Reitverein Hinterthurgau und in der Schwadron 19 fand er mit seinem «Eidgenoss», dem Schweden-Wallach Wenilo,  das für ihn wichtige kameradschaftliche Umfeld.

Auch wenn er pferdesportlich keine Stricke zerriss, muss doch erwähnt werden, dass er diesbezüglich dennoch einiges erreicht hat. Zum Beispiel 1969/70 an der SM der Mech.- und Leichten-Truppen in der Kat. Dragoner Komb. Prüfung (Milita­ry­strecke) ritt er mit Wenilo unter dem Sattel in die vorderen Rän­ge. Auch an Dragonerjagden trumpfte er mit gleichen Leistungen auf.

Der Leichtathlet

Er ist kein Hüne, mit 166 Zentimeter eher von kleinerer Statur. Das hinderte Hansruedi jedoch nicht daran, ein ausgezeichneter Leichtathlet zu werden. In der Sparte Mittelstreckenläufer. Zu seinen besten Distanzen zählten die 3000 und 5000 Meter. Trainiert hat er in verschiedenen Vereinen. Angefangen beim KTV Guntershausen, Turn­­verein Aadorf, Leichtathletik-Club Winterthur bis hin zum Stadtturnverein Frauenfeld. Mit 19 durfte er sich bereits als Thur­gauermeis­ter der Junioren im 3000 Meter-Lauf feiern lassen. 1962 gewann er sogar als Junior den Murtenlauf. Für ihn einer der gröss­ten Siege überhaupt. Bundesrat Gnägi gratulierte ihm damals. Insgesamt sammelte er bei Strassen- und Geländeläufen sowie bei und Orientierungsläufen über 50 Siege. Schon bei seinem ersten Start in der Elite 1963 in Effretikon musste er ein Siegerinterview geben, in dem er sogar gefragt wur­de, ob er bereit wäre bei den Olympischen Spielen in Tokio anzutreten.

Auch als Skilangläufer machte er keine schlechte Figur.

1963 startete er siegreich im Elite-Geländelauf in Effretikon ZH.

Der Politiker

Das politische Geschehen interessierte ihn eigentlich schon immer. Zwölf Jahre lang hatte er Einsitz im St. Galler Kantonsrat. Er ist heute noch Bundesdelegierter der CVP des Kantons St. Gallen.

Trotz seiner Pensionierung besitzt sein Alltag, obwohl jetzt in etwas ruhigerem Wasser, immer noch eine gewisse Intensität. Nicht nur seine Pferde, auch seine Frau Doris, seine vier erwachsenen Kinder erwarten von ihm jetzt eine zeitlich grössere Anwesenheit. Hansruedi bemüht sich redlich darum, obwohl er als gefragter Mann Abwesenheiten «leider» nicht vermeiden kann.

Als Besitzer von fünf Pferden – zwei Stuten, ein Wallach, ein Hengst- und ein Stutfohlen – will er heute noch in der Woche mindes­tens ein Mal das Vergnügen des Reitens geniessen. Es ist jeweils das Tanken für weitere Aufgaben.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 32/2011)

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