Balance in luftiger Höhe

In seinem Beruf als Dachdecker ist der gelernte Zimmermann auf Sicherheit bedacht. Wir trafen den Teilnehmer vor den Voltige-Weltmeisterschaften vom 6. bis 10. August im dänischen Herning auf dem Dach des St. Galler Postgebäudes beim Hauptbahnhof. Andrin Müller kletterte bei hochsommerlichen Temperaturen über 30 Grad in Vollmontur mit Absturzsicherung, Auffanggurt, Helm, knöchelhohen, rutschfesten Schuhen und Handschuhen auf Leitern auf die Dachziegel. Er ersetzte Sicherheitshaken, montierte Blitzschutzanlagen, reinigte Taubenabwehrgitter und tat dies mit traumwandlerischer Sicherheit. «Ich bin gerne an der frischen Luft, werkle gerne und plane, mich als Objektleiter für Dachdecker noch weiterzubilden. Ich habe auf den Dächern keine Angst vor Absturzgefahr. Alles ist eine Frage der Konzentration. Im Sommer arbeite ich um neun Stunden täglich, im Winter etwas weniger«, erzählt er ruhig auf einem gesicherten Balkon im vierten Stock, während unser Blick in eine Tiefe von rund 15 Metern schweift und Gefährlichkeit suggeriert. 

Müller ist seit Frühjahr 2022 bei der «Grob AG» in St. Gallen, einer Spezialfirma für Gebäudehüllen und Bedachungen, angestellt. «Im Sommer und bei dieser Hitze komme ich schon ins Schwitzen. Ich reibe meine Haut zweimal täglich mit Sonnencreme des Faktors 50 ein und gelange beim Arbeiten zu natürlicher Bräune.» Risiken nimmt er nur bei seinen Übungen im Voltigieren in Kauf.