Dressurreiter Frederic Wandres steht vor dem grössten Erlebnis seiner sportlichen Karriere: Er wird vor dem Schloss Versailles bei den Olympischen Spielen an den Start gehen. Als er mit neun Jahren mit dem Reiten begann, hätte er sich das niemals träumen lassen. Dennoch war ihm schon damals schnell klar, dass ihn dieses Hobby nicht mehr loslassen sollte. Der heute 37-Jährige lebt seinen Traum als Bereiter auf der Anlage von Ulrich Kasselmann in Hagen am Teutoburger Wald, einem der Topställe in Deutschland. Hier haben wir den gebürtigen Baden-Württemberger besucht und festgestellt, dass er bei allem Erfolg extrem bodenständig geblieben ist. An allererster Stelle steht bei ihm immer die bedingungslose Liebe zum Partner Pferd.
«Kässpätzle gehören definitiv zu meinen Lieblingsgerichten», lacht Frederic Wandres, «auch hier in Niedersachsen. Aber ich bin immer froh, wenn ich mal wieder unten in Baden-Württemberg bin und die Originale geniessen darf. Besonders die von meiner Mutter! Spätzle gehen einfach über alles!» Aufgewachsen ist «Freddy», wie ihn alle nennen, in Kehl in Baden-Württemberg. Die französische Grenze ist hier nur wenige Kilometer entfernt, Strassburg praktisch um die Ecke. «Klar ist man da ein wenig Frankreich-affin», gibt er zu, «aber vor dem Schloss Versailles zu reiten, ist für jeden dort die Erfüllung eines Lebenstraums.» Daran hätte der Grundschüler Frederic niemals gedacht, als er zum ersten Mal im Reitstall aufschlug und sich auf einen Pferderücken schwang. «Meine Familie hatte mit Pferden wirklich null Berührungspunkte», erinnert sich der 37-jährige Dressurreiter. «Im Reitverein Kehl-Sundheim begann ich zunächst mit zehn Longenstunden, angestachelt durch Freunde. Die meisten meiner Schulfreunde machten nach diesen zehn Stunden nicht mehr weiter und ich blieb als Einziger im Verein übrig. Aber ich wusste, dass mich eine ganz besondere Faszination ergriffen hatte. Von da an war ich wirklich jeden Nachmittag und bei jedem Wetter im Stall. Dort fand ich viele neue Freunde und wir hatten als Teenager wirklich eine tolle Zeit. Unser Erwachsenwerden spielte sich praktisch im Stall ab. Nach meinem Abitur machte ich dennoch zunächst eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Allerdings wusste ich zu diesem Zeitpunkt bereits, dass mein Ziel die Arbeit mit Pferden sein sollte. Meine Eltern wünschten sich aber, dass ich vorab noch einen anderen Beruf erlerne. Wie das eben so ist …» An Spitzensport im Nachwuchsbereich war in Wandres Jugend noch nicht zu denken. Er ritt zunächst auf Schulpferden und dann auf einem rohen Dreijährigen, den er von seinem Vater geschenkt bekam. «Das war der Brandenburger Calypso. Ich war mit ihm in Klasse A in Dressur und Springen unterwegs und wir wurden einige Male platziert. Rückblickend war das der Anfang. Ausserdem hatte ich irgendwann doch tatsächlich die Möglichkeit, bei der bekannten dänischen Dressurreiterin Lone Jörgensen, die damals in Baden-Württemberg lebte, zu trainieren. Seitdem hatte mich das ‚Dressur-Virus‘ gepackt! Springen war nicht mehr so interessant für mich …» Er schmunzelt. «War wohl nie mein Ding.»
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(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 30/2024)
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