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Konrad Schiess, Huf- und Fahrzeugschmied aus Gossau SG.
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Er schreckt vor heissen Eisen nicht zurück

25.09.2012 13:33
von  Charles Stoob //

Sprichwörtlich ausgedrückt ist er ein «Pfundskerl». Man respektiert und mag Konrad «Koni» Schiess seiner beruflichen Zuverlässigkeit wegen, aber ebenso als sportlicher Kamerad. Kurz: Es ist seine Wesensart, die das Umfeld beeindruckt. Der gelernte Huf- und Fahrzeugschmied besitzt voll und ganz das Attribut der ­Bescheidenheit, die nach einer jüdischen Spruchweisheit des Wissens schönstes Kleid ist.

Er ist das drittjüngste von neun Kindern, die auf dem eher kleinen Bauernhof seiner Eltern die Jugendzeit verbrachten. Koni lernte dabei die ganze Här­te des Alltags schon recht früh kennen, denn das Anwesen, gehörend zum appenzellischen Dorf Bühler, lag abgelegen auf einer Höhe von rund 1100 Metern und besass damals noch keine Zufahrtsstrasse. Das heisst, mussten gewisse Dinge zum Hof transportiert werden, trug man es auf dem «Buckel» dorthin. Für grössere Pos­ten setzte man dann allerdings das Pferd ein, oder in noch früheren Zeiten im Winter sogar eine Kuh, angespannt vor einem Schlitten.

Mit wunderschöner Beschirrung 2006 am Schlittenfahrturnier in Davos mit Nelson.

Auch der Schulweg forderte physische Kräfte, lag doch die «Marschzeit» bis ins Dorf hinunter gut und gerne bei 45 Minuten. Also alles andere als eine Bagatelle. Das formt dann auch  die Jugendlichen zur Demut und Bescheidenheit. Diese grossen Werte sind bei Koni voll integriert.

Beruf nach seinem Gusto

Die Berufswahl «Huf- und Fahrzeugschmied» lag voll und ganz in seinem Wollen. Dreieinhalb Jahre dauerte sie. Den Weg zur Lehrstelle in Teufen durfte er jetzt aber mit der Annehmlichkeit eines «Velo-Töfflis» zurücklegen. Im Frühjahr 1973 beendete er die Lehre mit einer glänzenden Abschlussprüfung. Ein Jahr später holte ihn dann die Armee in die Rekrutenschule zu den Hufschmieden im Sand/Schönbühl. Für ihn eine äusserst wertvolle, berufliche Weiterbildung.

Er lehnte den Vorschlag zum Unteroffizier jedoch ab. Die Vision «Selbstständigkeit» wollte er sich damit nicht verbauen. Und die kam Ende 1977 eigentlich relativ schnell. Zuvor arbeitete er noch drei Jahre in einem angesehenen Betrieb in Uster.

Ob draussen, wie hier 1990 mit Hedy, oder im Stall 2011 (u.), mit Tochter Marlen, beim Beschlagen gingen ihm beide stets zur Hand.

In Gossau SG fand er die geeigneten Räumlichkeiten. Seit 1978 ist er dort auch ein Aktivmitglied im Kavallerie- und Reitverein. Und dies mit Einsatz, war er doch als Kommissionsmitglied während zehn Jahren Materialverwalter. Dort lernte er auch seine Frau Hedy kennen, die er 1980 heiraten durfte. Für ihn ein Glücksfall als Mann und Unternehmer. Darum dürfen gleich auch noch diesbezüglich seine weiteren Engagements erwähnt werden: Koni ist seit rund 30 Jahren ein Aktiv­mit­glied im Reitclub St. Gallen und ab 2001 auch im Fahrverein Wil SG.

Der Sportler

Er ist der Meinung, dass er in den 70er bis in die 90er Jahre mehr oder weniger erfolgreich mit verschiedenen Pferden in Spring- und   den Militaryprüfungen unterwegs gewesen sei. Dies mit seinem ersten eigenen Pferd Thaiti-Star, den Wallachen Ivor und Marvel, aber vor allem mit der Fuchsstute Roxaline mit ihren guten R-III-Platzierungen.

1991 startete Koni mit Roxaline CH unter dem Sattel an einer R III-Prüfung in Wil.

Er zeigte aber ebenfalls im Fahren gutes Können. In OKV-Fahrcup-Prüfungen mit Pony Sherley (später mit dem Rappwallach Bolygo) in den 90er Jahren bis anfangs des neuen Jahrhunderts für den RC St. Gallen. Übrigens sehr erfolgreich mit etlichen Siegen, inklusive Finalsieg in Uster 2001, sowie in anderen Hindernisfahrprüfungen.

Seine Frau Hedy betreibt als Hobby eine kleine Pferdezucht. Vor allem für den Eigenbedarf. Aus der Linie ihrer CH-Stute Fabiana (1981) wurden fünf Fohlen gezogen und vor allem mit Hilfe der Töchter Marlen und Sandra eingeritten.

Koni und Waterlo zeigten ihr fahrerisches Können auch beim OKV-Fahrcup 2007 in Tübach.

Ende 2009 wurde Koni vom Schweizer Fernsehen angefragt, ob er in der Sendung «Hopp dä Bäse» die Rolle des Hufschmiedes übernehmen würde. Er schob für einmal seine angeborene Bescheidenheit beiseite und sagte zu. Es war für ihn schliesslich ei­ne Ehre, in einer derart populären und absolut seinem Geschmack entsprechenden Sendung mitwirken zu dürfen. Im Mai 2010 hat man dann das Thema «Schmied» mit Koni an der Arbeit beim Beschlagen von Pferden in der Henessenmühle bei Gossau SG aufgezeichnet und im folgenden Oktober auf SF 1 gesendet.

Trotz dieser im Prinzip von ihm ungewollt schweizweiten Präsenz änderte Koni, wie nicht anders zu erwarten war, seine Wesensart nicht. Er ist und wird es auch bleiben: Ein bodenständiger Huf- und Fahrzeugschmied, der, wie im Fernsehen hinreichend gezeigt, glänzend mit heissen Eisen umgehen kann.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 38/2012)

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