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Max E. Ammann
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Standpunkt

Die ersten FEI-Computerlisten

07.02.2023 10:28
von  Max E. Ammann //

Heute heissen sie FEI-Weltranglis­ten der Springreiter. Vor 45 Jahren, im Sommer 1978, als die ersten Punkteklassemente der weltbes­ten Reiter erstellt wurden, hiessen sie Computerlisten. Dies, obwohl der Verantwortliche dafür, der neu ernannte Weltcupdirektor, alles im Kopf und handschriftlich ausrechnete. Der Computer kam erst in den 90er-Jahren zum Einsatz. Notwendig geworden war eine «Computerliste», um die Startplätze für den neu geschaffenen Weltcup der Springreiter zu bestimmen. Die Top Ten dieser Liste durften in der darauffolgenden Weltcupsaison bei jedem Springen starten. Dazu gab es Startplätze für die Landesverbände, basierend auf der Zahl der Reiter des Landes in den Top 60 der Computerliste. Da zu jener Zeit die nordamerikanischen Turniere – mit Ausnahme der Hallenturnierfolge Washington, New York, Toronto – nur national ausgeschrieben waren, konnte in den ersten Weltcupjahren keine Weltrangliste erstellt werden. Es gab eine Liste für Europa und eine für Nordamerika, mit unterschiedlichen, angepassten Bewertungskriterien.

Premiere: September 1978

Die erste «Computerliste» wurde von der FEI im September 1978 publiziert, einen Monat vor den ersten Weltcupspringen in Washington, New York, Amsterdam und Wien. Die Nordamerikaliste wurde von Michael Matz angeführt, gefolgt von Melanie Smith, Bernie Traurig und dem Kanadier Ian Millar. Eddie Ma-cken war im September 1978 die ers­te Nummer eins Europas. Einen Monat zuvor war der Ire als Titelverteidiger bei der WM in Aachen Zweiter geworden. Weltmeister Gerd Wiltfang war in der ersten Computerliste Vierter. Zwischen ihm und Macken platzierten sich die beiden Briten Harvey Smith und David Broome. Der in Europa lebende Brasilianer Nelson Pessoa war Fünfter vor Henk Nooren, Hugo Simon, Johan Heins, der besten Amazone, Caroline Bradley, und Paul Schockemöhle. Diese erste europäische Rangliste umfasste alle Reiter, die in den zwölf Monaten zuvor mindestens zehn «Computerpunkte» erreicht hatten. In der Liste von September 1978 waren es 125 Reiter, darunter neun Schweizer. Ihr höchstplatzierter war Walter Gaba­thuler auf Platz 18. Relativ weit dahinter waren die acht weiteren Schweizer in der Liste. Platz 67 für Thomas Fuchs, 78 für Jürg Friedli, 80 für Willi Melliger und 82 für Markus Fuchs. Das Ehepaar Paul und Monica Weier belegte die Plätze 89 und 122. Carol Maus war auf Platz 91 und Kurt Maeder auf Platz 99. Mit Ausnahme von Monica Weier, die in der zweiten Computerliste (Mitte April 1979) nicht mehr erschien, schafften es die acht anderen erneut. Gabathuler war nun auf Platz 17, die Brüder Fuchs verbessert auf den Plätzen 42 und 67. Neu in der Liste war Arthur Blickenstorfer als Nummer 102.

Simon löst Macken ab

An der Spitze der zweiten Computerliste löste Hugo Simon Macken ab. Der Österreicher hatte kurz zuvor den ersten Weltcupfinal in Göteborg gewonnen. Erstaunlich, dass die Top Ten die Gleichen blieben. Abgesehen vom Sprung Simons von Platz sieben auf eins praktisch unverändert. In der Nordamerikaliste übernahm Melanie Smith die Spitzenposition und behielt sie einige Jahre.

Die dritte Computerliste von September 1979, gültig für die Verteilung der Startplätze der zweiten Weltcupsaison 1979/80, brachte in den Top Ten einen neuen Namen: Con Power anstelle von Johan Heins. Als ich die irische Kavallerieschule in den McKee Barracks anrief, um dort die frohe Botschaft zu übermitteln, Captain Power könne mit dem fabelhaften Rockbarton nun bei allen Weltcupspringen starten, wurde mir mit irisch-militärischer Nüchternheit mitgeteilt, Power habe die Armee verlassen! Von den Schweizern war Gabathuler auch in der dritten Liste als Nummer 14 weiterhin bester. In der fünften Computerliste von September 1980 überholte ihn Thomas Fuchs auf Platz 14 – gegen Platz 16 für Gabathuler. In der nächsten Liste tauschten sie wieder die Plätze.

Fuchs erster Schweizer in den Top Ten

Die siebte Computerliste erschien am 15. September 1981. Thomas Fuchs war als Neunter der erste Schweizer in den Top Ten. Gabathuler blieb auf Platz 17, Melliger verbesserte sich auf Platz 38. Neu in dieser siebten Liste, die 159 Namen umfasste, waren Markus Mändli, Bruno Candrian (auf Platz 20), Jürg Notz, Gerhard Etter und Max Hauri. Nicht mehr dabei Paul Weier, Friedli, Maus und Maeder. In den drei folgenden Lis­ten behielt Thomas Fuchs seine Top-Ten-Position mit den Rängen sechs (im April 1982), neun und acht. Sein Bruder Markus machte von Platz 94 im September 1980 einen Sprung auf Platz 15 im April 1983. Gabathuler behielt seinen 17. Platz. Neu dabei war Heidi Robbiani auf Platz 50. Einige Monate später gewann die Schweiz mit Thomas Fuchs, Gabathuler, Melliger und Robbiani in Hickstead 1983 erstmals EM-Gold.

Skelton löst Simon ab

In der neunten Liste von September 1982 wurde Simon als Nummer eins von Nick Skelton abgelöst. Der damals 25-jährige Brite war in der ers­ten Liste vier Jahre zuvor noch auf Platz 91. Dank seinem Sieg im ersten Genfer Weltcupspringen von 1979 war er auf Platz 29 vorgerückt. 1981 schaffte er den Sprung in die Top Ten. Ein Jahr später war Skelton bereits die Nummer zwei hinter Simon, aber vor Paul Schockemöhle, Gilles Bertran de Balanda, Gerd Wiltfang und Thomas Fuchs. In der Nordamerikaliste blieb Melanie Smith an der Spitze vor Michael Matz. Neu in den ersten fünf: der Kanadier Mark Laskin und die US-Amerikaner Norman Dello Joio und Rodney Jenkins.

Am 23. April 1983 erschien die erste kombinierte Liste Europa/Nordamerika. In dieser behauptete Skelton die Spitzenposition. Hinter seinem Landsmann Malcolm Pyrah auf Platz zwei folgten die US-Amazonen Melanie Smith und Katie Monahan, dann Paul Schockemöhle, Hugo Simon, Gerd Wiltfang, Norman Dello Joio, John Whitaker und Barney Ward. Unter den Top 25 der ersten Weltrang­lis­te waren 14 Europäer und elf Nordamerikaner. Thomas Fuchs war Topschweizer auf Platz 13.

 

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 5/2023)

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