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Vorschau Weltcupfinal Springen, Dressur und Voltige

28.03.2023 12:42
von  Sascha P. Dubach //

In der Woche vor Ostern findet vom 4. bis 8. April der Weltcupfinal nach der coronabedingten Absage 2020 (Las Vegas) nun wieder in den USA statt, und zwar nach 2017 zum zweiten Mal in Omaha im Bundesstaat Nebraska. Ausgetragen werden die Finals in den drei Disziplinen Springen, Dressur und Voltige. Mit dabei unsere «Glorreichen Sieben», die Springreiter Martin Fuchs (Titelverteidiger), Edouard Schmitz und Pius Schwizer sowie die Voltigierer Danielle Bürgi, Nadja Büttiker, Lukas Heppler und Andrin Müller.

Nach den coronabedingten Absagen in den vergangenen Jahren gelangten in dieser Weltcupsaison bei den Springreitern wieder alle Qualifikationsturniere zur Austragung. In der Westeuropaliga waren es deren 14. Die Indoorserie geniesst bei unseren Springreitern nach wie vor einen hohen Stellenwert. Nicht nur das, die Schweiz war bei der inoffiziellen Hallenweltmeisterschaft auch hocherfolgreich. Bei den letzten 16 Finals kam der Sieger immer entweder aus Deutschland, den USA oder eben der Schweiz. Das ist auch aktuell so, denn Martin Fuchs musste sich als Titelverteidiger – er gewann im vergangenen April in Leipzig im Sattel von Chaplin und The Sinner – noch nicht einmal qualifizieren, um wieder dabei zu sein. «Für mich ist es eines der grossen Highlights des Jahres. Ich mag den Weltcup generell und es macht jeweils Spass, Punkte für den Final zu sammeln, auch wenn ich dies in dieser Saison nicht machen musste», so der 30-jährige Zürcher. Der Stellenwert der Qualifikationsturniere war für ihn deshalb in diesem Jahr nicht «riesig» und er musste bei einem Start auch nicht zwingend eines seiner Toppferde einsetzen. Davon profitieren konn?te unter anderem Edouard Schmitz, der erstmals Punkte sammelte und sich auch gleich für den Final qualifizierte. Er konnte den fixen Startplatz von Fuchs übernehmen, wenn dieser nicht am Turnier teilnahm. Der dritte im Bunde ist Routinier Pius Schwizer, der sich vor Kurzem in Göteborg quasi in der «allerletzten Sekunde» noch für den Final empfehlen konnte.

Fuchs setzt in diesem Jahr auf den elfjährigen Niederländerwallach Leone Jei im Besitz von Adolfo Juri. «Ich hatte schon länger geplant, Leone Jei für den Weltcupfinal und Conner Jei für die EM vorzusehen. Leone ist in dieser Saison ‘nur’ viermal in der Halle gestartet, in Prag, Genf, Basel und jetzt ’s-Hertogenbosch. Er ist bestens vorbereitet, macht noch ein, zwei kleine Springen in Gorla Minore, bevor es in den Flieger geht», so der Titelverteidiger.

«Neuling» Edouard Schmitz setzt auf den elfjährigen Belgierwallach Gamin van’t Naastveldhof (Besitzer: Arturo Fasana und Céline Corghi-Fasana): «Er ist bis jetzt mehr Hallenturniere gegangen und Quno fühlt sich auf grösseren Plätzen draussen wohler, so war die Entscheidung einfach.» Gamin habe zwei Monate Pause gehabt und wurde nun ebenfalls in Gorla Minore nochmals eingesetzt. Für Pius Schwizer war die Entscheidung einfach, er setzt auf sein aktuelles Spitzenpferd Vancouver de Lanlore. Der 14-jährige Franzosenwallach (Besitzer: François Vorpe und Giuseppe Marino) hatte seit seinem Auftritt in Göteborg Pause. «Ich habe ihm vor allem Ruhe gegönnt. Wir machen jetzt nur noch ein bisschen Kopfarbeit, Ausreiten im Gelände, Weidegang und Traben. Vancouver hat sich von Turnier zu Turnier immer verbessert und wir haben weiter zuei-nander gefunden. Ich muss nur noch darauf bedacht sein, dass er locker und mental gut drauf ist», so Schwizer, der bei seiner siebten Finalteilnahme selbst keinen Druck verspürt. «Ich musste mich ja nicht zwingend qualifizieren, freue mich aber nun sehr, dass es noch geklappt hat.» Der Oensinger rechnet sich eine gute Chance aus: «Mein Ziel ist es, bis zum Finaltag ‘im Rennen’ zu bleiben. Ich nehme es, wie es kommt, habe aber sicher eine Chance auf einen Podestplatz.» Titelverteidiger Fuchs meint zu seiner Zielsetzung: «Es ist sicher die grössere Challenge, zweimal nacheinander zu gewinnen, aber auch ziemlich schwierig. Das Ziel ist natürlich ein Podestplatz, aber mit einer Top-Ten-Klassierung wäre ich sicherlich auch zufrieden.» Youngster Schmitz: «Ich bin der klare Aussenseiter und verspüre keinen Druck. Ich freue mich, dass ich überhaupt teilnehmen darf. Den Weltcupfinal kenne ich nur aus dem Fernsehen, bin mit den Siegen von Steve Guerdat und Martin Fuchs quasi aufgewachsen.» Apropos Guerdat: Der dreifache Finalsieger (2015, 2016, 2019) hat sich trotz unzähliger Starts in dieser Saison zum ersten Mal seit 2011 nicht mehr für einen Final qualifziert. «Das ist schon sehr überraschend und auch irgendwie komisch, wenn Steve nicht dabei ist», reflektiert Fuchs, der bereits 2017 in Omaha am Start war. «Das Stadion ist cool, besitzt eine tolle Atmosphäre. Ich freue mich extrem auf den Final.»

Premieren und ein Jubiläum

Vorfreude spürt man auch bei den Voltigierern, die zum ersten Mal in «Übersee» zu einem Final antreten werden. Erfreulicherweise konnten sich gleich vier Schweizer Athleten für dieses Highlight qualifizieren. Bei den Damen und Herren führt der Weg zum Titel über einen Techniktest sowie einen Kürumlauf. Im Pas-de-Deux (ohne Schweizer Beteiligung) sind es zwei Kürumgänge.

Da die Kosten für den Pferdetransport in die USA hoch sind, starten die meisten Teilnehmer auf US-Leihpferden. So auch die vier Schweizer. «Ich werde mit Best Brew an den Start gehen, longiert von Andrea Selch. Ich bin auf dieses Paar durch eine Liste von amerikanischen Pferden gestossen, die uns zugestellt wurde. Anhand von Videos habe ich mich dann für diesen Vierbeiner entschieden, weil er sehr nervenstark wirkt und eine angenehme, regelmässige Galoppade hat», erzählt Danielle Bürgi. Für die 21-jährige Bernerin ist der Weltcup ein grosses Abenteuer und sie habe nicht damit gerechnet, sich für den Final zu qualifizieren: «Umso grösser war dann die Freude, als ich die Startgenehmigung erhalten habe. Omaha wird für mich viele Premieren beinhalten: erster Weltcupfinal, erster Start auf einem fremden Pferd, erstes Turnier ausserhalb von Europa. Darum wird es für mich eine Möglichkeit sein, wertvolle Erfahrungen zu sammeln.» Ihr Ziel sei es, zwei saubere Durchgänge zu zeigen und mit dem Leihpferd bestmöglich zu harmonieren. Dasselbe Ziel hat auch Nadja Büttiker. Die 28-Jährige tritt auf dem US-Pferd Garth, longiert von Jodi Rinard, an. «Sie hat mir einen Platz auf ihrem Pferd angeboten und gesagt, dass er sehr sicher und zuverlässig ist. Da ich mich immer noch von meiner Knieverletzung erhole, ist es mir wichtig, ein zuverlässiges Pferd zu haben», so die Ostschweizerin, die bereits zum fünften Mal im Final steht und schon zweimal (Silber und Bronze) auf dem Podest stand. «Ich mag die spezielle Atmosphäre im Weltcup. Es ist etwas ganz anderes, als ein normales Turnier.» Sie habe erst vor Kurzem wieder mit dem Training und den Vorbereitungen begonnen. Für einmal steht vor allem Sicherheit im Fokus ihrer Darbietungen.

Möglichst saubere Umgänge stehen auch auf der Prioritätenliste von Andrin Müller. Für den 28-jährigen St. Galler ist die Finalteilnahme eine Premiere. Sein vierbeiniger Partner stammt nicht aus den USA, sondern aus Deutschland. «Ich voltigiere auf Max an der Longe von Sarah Krauss. Auf dieses Pferd bin ich über Patric Looser gekommen. Es ist sonst für Köln im Einsatz.» Die Weltcupturniere helfen sehr, ihren Sport weiterzuverbreiten, ist Müller überzeugt. Als Vorbereitung ist er extra nach Köln gereist, «um Max und Sarah kennenzulernen. Ich freue mich auf Omaha und möchte Spass haben und mit dem neuen Team das Bestmögliche herausholen.»

Das möchte auch Lukas Heppler, der Vierte im Bunde. Der 30-Jährige und damit der «Senior» im Team feiert in den USA Jubiläum, ist es doch seine insgesamt zehnte Finalteilnahme. Nur bei der Premiere 2011 fehlte der Berner, der wie Bürgi ebenfalls auf Best Brew antreten wird. Auch in seinem Palmarès finden sich zwei Podestplätze. 2014 gab es Bronze, 2017 sogar Silber. «Ich möchte zwei sauber geturnte Runden mit guter Harmonie mit dem Pferd und der Musik zeigen. Ich freue mich natürlich umso mehr, weil es mein Jubiläum ist. Zudem ist es erstmals in Übersee und dann auch noch ein Multidisziplinen-Event.» Er habe sich eigentlich wie immer vorbereitet. «Natürlich versucht man, noch etwas besser und früher parat zu sein, wenn die Saison nach der Winterpause quasi gleich mit einem Titelkampf beginnt», so Heppler, der vor allem die deutschen Konkurrenten als Favoriten sieht, aber auch den Niederländer Sam Dos Santos, der bei der WM 2022 sein Elite-Debüt gab und gleich Fünfter wurde. Man darf gespant sein, ob die Schweizer «Glorreichen Sieben» ihrem Namen entsprechend reüssieren.

Prestigeduell fällt aus

Der Weltcupfinal der Dressurreiter hätte zum grossen Duell zwischen Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl (GER) mit TSF Dalera BB (Besitzerin: Béatrice Bürchler) und Weltmeisterin Charlotte Fry (GBR) mit Glamourdale werden sollen. Doch daraus wird nichts – Zuchthengst Glamourdale stehe aktuell nicht zur Verfügung. So wird die Konkurrenz für die Deutsche Reiterin wohl aus den eigenen Reihen (Iabell Werth und Ingrid Klimke) kommen oder durch die Dänin Nanna Skodborg Merrlad (Teamweltmeisterin im vergangenen Jahr) und der Niederländerin Dinja van Liere. Die 32-Jährige gewann mit Hermes an der WM in Herning Einzelbronze im Spécial wie auch in der Kür.

Betrachtet man die Teilnehmerliste des 36. Weltcupfinals der Dressurreiter fällt auf, dass die Damen weitaus in der Überzahl sind. Gegenüber 16 Damen tritt mit Steffen Peters (USA) nur ein einziger Vertreter des «starken Geschlechts» an. Man darf gespant sein.

 

 

 

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