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Kenzie Dysli: «Ich möchte mich stets weiterbilden.»
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«Die gute Verbindung steht immer im Mittelpunkt»

21.06.2016 11:00
von  Katja Stuppia //

Im Interview erzählt Kenzie Dysli, wie sie bereits als Kleinkind gemeinsam mit ihrem Vater Jean-Claude das Herdeverhalten der Pferde beobachtete und sich so bereits früh viel Wissen über das Verhalten der Pferde aneignete, das sie sich nun zunutze macht.

«PferdeWoche»: Kenzie Dysli, Sie sind das erste Mal für einen Kurs in der Schweiz?
Kenzie Dysli: Ja. Ich erhielt von Markus Eschbach eine Anfrage, ob ich bei ihm einen Kurs machen wolle. Er hat mich auf spanisch angeschrieben, das war mir sehr sympathisch. Die Schweiz kenne ich natürlich gut. Ich war als Kind jeden Sommer für Ferien hier, und meine Tanten leben da.

Welche Erwartungen haben Sie an den Kurs hier?
Gar keine. Sobald man Erwartungen hat, entsteht Druck. Ich lasse mich von den Kursteilnehmern und ihren Pferden überraschen. Ich möchte, dass alle Spass haben und ich die Teilnehmer auf ihrem Weg, mit ihren Pferden weiterzukommen, ein Stück begleiten kann. Ein festes Programm habe ich keines. Wir werden zuerst an den Basics am Boden arbeiten, um zu sehen, wie Pferd und Reiter miteinander harmonieren, alles Weitere ergibt sich dann.

Wissen Sie denn jeweils, was Ihre Kursteilnehmer schon können?
Hie und da weiss ich schon ein bisschen etwas über die Teilnehmer. Bei diesem Kurs jedoch nicht. Ich werde zuerst mit jedem ein paar Worte wechseln und herausspüren, was die Reiter mit ihren Pferden erreichen möchten, oder ob es etwas gibt, bei dem ich ­ihnen helfen kann. Die gute Verbindung zwischen Mensch und Pferd steht immer im Mittelpunkt.

Kenzie Dysli hat eine besondere Gabe, sich in die verschiedensten Pferde einzufühlen.

Mit Ihrem Vater Jean-Claude haben Sie ein Vorbild, das Westernreiten und Horsemanship von Amerika nach Europa gebracht hat. Welches sind Ihre frühesten Kindheits­erinnerungen an das Leben mit den Pferden?
Ich bin aufgewachsen mit ihnen. Ich erinnere mich, dass ich mit meinem Vater oft bei den Zuchtstutenherden war. Ich sah Fohlen auf die Welt kommen, erlebte das Herdeverhalten und prägte mir schon als Kind vieles ein. Ich hatte da schon meine Familie bei den Pferden gefunden. Dr. Bond, mein erstes Pferd, ein Hengst, passte auf mich, kleines Mädchen, auf, gab mir all das Vertrauen zu den Pferden. Mein zweites Pferd, James, war und ist mein Lehrmeis­ter und Seelenpferd. Von und mit ihm lernte ich alles, was ich heute kann – er erzog mich. Er lehrte mich, im Umgang mit den Pferden immer gerecht zu bleiben, überlegt zu handeln und mich nicht von meinen Launen leiten zu lassen. Er gehört zu meinem Leben, seit ich neun Jahre alt bin.

Sie wurden einer grösseren Öffentlichkeit als Pferdetrainerin und Reiter-Double in den Filmen Ostwind bekannt. Können Sie von dieser Bekanntheit profitieren oder müssen Sie sich hie und da auch rechtfertigen, wenn Sie als sogenanntes «Vorbild» ohne Sattel und Zaum durch die Gegend galoppieren?
Grundsätzlich ist es sicher ein Vorteil für mich, als Pferdetrainerin eine gewisse Bekanntheit erlangt zu haben, andererseits ist dies alles auch mit Vorsicht zu geniessen. Es gibt immer Menschen, die nur darauf warten, Fehler zu finden. Und ja, es gab hie und da auch Kritik, dass ich durch «Ostwind» Kinder animieren würde, ohne Sattel und Zaum durch die Gegend zu reiten. Aber ganz ehrlich: So ganz angesprochen fühle ich mich nicht. Eltern und Reitlehrer sind in der Pflicht, den Kindern den verantwortungsvollen Umgang mit den Pferden beizubringen. Dann kann man sehr wohl abstrahieren, was mit einem Pferd wann möglich ist.

Gemeinsam mit Ihrer Mutter und Ihrem Bruder führen Sie eine Hacienda in Spanien, auf der man auch Reitferien verbringen kann. Sind Sie selbst auch ab und zu noch da?
Ja, im Winter bin ich immer zu Hause bei meiner Familie und meinen Pferden, im Sommer bin ich oft unterwegs. Wenn ich Auftritte auf Messen oder Veranstaltungen habe, kommen meine Pferde natürlich auch mit. Anfang Juli treten wir an der Cavallo-Akademie in Deutschland auf, deshalb habe ich die Pferde schon bald wieder bei mir.

Geben Sie zu Hause in Spanien auch Kurse?
Ja, ich gebe regelmässig Horsemanship-Kurse. Mein Bruder erteilt Wes­ternreitunterricht, ausserdem haben wir mehrere Reitlehrer, die sehr guten Unterricht erteilen. Wir haben Schulpferde, aber man kann auch mit dem eigenen Pferd Urlaub machen. Es gibt immer wieder Pferdefreunde, die bei uns an der Wärme quasi «überwintern» und ein bis zwei Monate bleiben.

Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?
Ich möchte mich stets weiterbilden, mein Wissen weitergeben und noch mehr dazulernen. Ausserdem habe ich grossen Spass, meine Pferde für Filme auszubilden. Es macht mich stolz, sie auf der Leinwand zu sehen. Ausserdem möchte ich ganz einfach glücklich bleiben.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 24/2016)

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