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Die Anlage der Pferdepension Eggimann in Känerkinden.
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Ein Herz für das Pferd

30.05.2017 15:42
von  Karin Rohrer //

Känerkinden nennt sich selbst das sonnige Dorf im Oberbasel­biet. Es befindet sich auf dem Hochplateau zwischen dem Diegter- und dem Homburgertal. Hier haben sich Bea und Urs Eggimann mit ihrem Pensionsstall einen Namen gemacht. Freie Plätze sind begehrt, ob in einer der 16 hellen Auslaufboxen
oder in der Gruppenhaltung.

Dabei gab es bis vor fünf Jahren noch gar keine Pferde auf dem Hof. Urs Eggimann, auf dem Hof seiner Eltern aufgewachsen, hatte Aufzuchtrinder und übernahm den Betrieb im Jahr 2002. Der gelernte Landmaschinenmechaniker und Landwirt beschreibt sich als Quereinsteiger in der Pferdeszene. «Vor fünf Jahren fragte mich Hektor Luder, dem ich gerade frisches Heu anlieferte, ob ich nicht meinen Stall umbauen möchte. Die ersten zehn Pferdeboxen entstanden, wie auch der Aussenplatz, welcher das ganze Jahr über benutzbar ist durch die spezielle Tretschicht mit Hippotex», erzählt der 46-Jährige. 2014 verliessen die 60 Rinder den Betrieb und weitere sechs Boxen sowie der Gruppenstall für drei bis vier Pferde wurden in Betrieb genommen, ebenso der Ponystall neben dem Aussenplatz. Der ganze Umbau wurde von Urs und seiner Frau Bea in Eigenregie angegangen, eine arbeitsintensive Zeit. Der immense Aufwand hat sich jedoch gelohnt und die beiden haben viel Freude an ihrem durchdachten und bis ins Detail konzipierten Stall. Aber die Visionen und Pläne gehen den innovativen Hofbetreibern nicht so schnell aus. So ist bereits die Realisation von einem Solarium geplant.

Nichtreiter, aber Pferdeliebhaber

Auch die 48-jährige Bea Eggimann ist selber keine aktive Reiterin, kam aber durch ihre reitende Tochter in Berührung mit Pferden. Sie hat einen Waschservice für Pferdedecken, Schabracken und andere Utensilien aufgebaut, welcher noch im Wachstum steckt. Dazu wurden eine moderne, grosse Waschmaschine, ein grosser Tumb­ler, spezielles Waschmittel und Imprägnierungsmittel angeschafft und dieser Service erfreut sich wachsendem Interesse durch die eigenen Pensionäre wie auch schon durch viele Auswärtige. Die gelernte Pharma-assistentin hat 25 Jahre als Kundenberaterin bei einer Krankenkasse gearbeitet und ist heute noch zu zehn Prozent Teilzeit auswärts beschäftigt. Zusammen mit ihrem Mann kümmert sie sich täglich um den ganzen Stall.

Urs und Bea Eggimann haben sich im Baselländischen Känerkinden einen Pensionsstall verwirklicht.

Zwei Pensionärinnen und zwei Stallgehilfen unterstützen Familie Eggimann an Wochenenden oder für Ablösungen. Urs Eggimann hat einen Sohn im Teenageralter, welcher gerne auf dem Hof mit anpackt. Mit zwei Kollegen betreibt Eggimann in einem Teilzeitpensum von 40 Prozent eine Kompostfirma: «Der Mist wird veredelt an den Feldrand gekippt und drei- bis viermal umgesetzt, dass er verrottet. Dann wird er auf dem eigenen Feld wieder eingesetzt.» In seiner Freizeit ist er, je nach Jahreszeit, mit dem Motorrad oder auf Skiern anzutreffen. Bea Eggimann mag Skifahren und Tanzen und gemeinsam haben die beiden die Passion für das Indiaca-Spielen.

Pensionäre werden verwöhnt

Das harmonische Mitei­nander in ihrer Patchwork-familie ist Eggimanns wichtig. Und diese Harmonie mögen sie auch im Stall. «Der gute soziale Kontakt unter den, zum Teil langjährigen, Pensionären freut uns natürlich. Obwohl wir Quereinsteiger ohne eigene Pferde sind, betreuen wir die Pensionspferde mit viel Herzblut. Wir mischen uns nicht ein beim Thema Reiten und haben eine klare Linie im Stall», beschreibt Bea Eggimann ihr Rezept beim Umgang mit der Kundschaft. Jeden Samstag gibt es frischen, selbst gemachten Zopf und an Weihnachten erhalten alle Pensionäre ein Geschenk.

Die grosszügigen Auslaufboxen im neu erstellten Stallteil.

Für die Pensionäre werden Grillabend, Fondue-plausch und Neujahrs-Apéro organisiert. «Beim Fondueplausch kommt das Lottospiel mit Gutscheinen und Preisen gut an und wir sind um die 35 Personen, denn auch Partner und Reitbeteiligungen sind eingeladen. An den monatlichen Stallhöcks wird diskutiert und informiert. Beim Einzug jedes neuen Pferdes findet ein Empfangsapéro statt, damit sich gleich alle kennenlernen», ergänzt Bea Eggimann beim Gespräch im gemütlichen ‘Riterstübli‘, einem umgebauten Container. Hier gibt es Verpflegungsmöglichkeiten aus dem Kühlschrank mit Getränken und Glacé. Aber auch kleinere Snacks oder eine Kaffeemaschine stehen zur Verfügung.

Gegenseitige Absprache

Die Pensionäre sind vorwiegend Freizeitreiter, welche die verkehrsarme Gegend mit Wald- und Naturwegen rund um den Stall schätzen. Oft wird im Gruppenchat ein gemeinsamer Ausritt organisiert und auf einer Tafel mit Monatsplan wird eingetragen, wann wer Reitstunden hat oder ob ein auswärtiger Trainer auf den Reitplatz kommt. «Die Akzeptanz gegenüber verschiedenen Trainingsmethoden ist gross und die Pensionäre sprechen sich miteinander ab, das klappt reibungslos», meint Urs Eggimann zur Belegung des Aussenplat­zes.

Auch im zuerst erbauten Stalltrakt sind Licht und frische Luft gewährleistet.

Es stehen im Sommer wie auch im Winter Weiden zur Verfügung und bei ganz prekären Wetterverhältnissen kann auch ein Schlechtwetterplatz genutzt werden. Das Weidemanagement ist im Pensionspreis inbegriffen und Heu wie Stroh stammen aus eigener Produktion. Urs Eggimann bildet sich stetig weiter in Sachen Pferdehaltung. Die Landwirtschaft ist auf dem Betrieb natürlich deutlich zurückgegangen. Der Prozess vom Rinder- und Getreidebetrieb zu Öko-­Heu und Pferdehaltung bedeutete einiges an Umdenken für den Landwirt. Aber die Lage ist ideal für einen Pensionsbetrieb und das Ländliche wird von den Pensionären befürwortet, welche aus der Umgebung, aber teilweise auch aus recht weit entfernten Ortschaften kommen. So ist die nur fünf Minuten entfernte Autobahnzufahrt Diegten als Plus zu werten.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 21/2017)

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