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Klein, aber fein, das Gespann von Peter und Monika Bader.
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Erfolg ist kein Zufall

16.10.2018 10:23
von  Werner Schönenberger //

Pferde begleiten Peter Baders Leben schon seit seiner Kindheit. Auch heute sind sie sein ganzer Stolz, besonders wenn er mit seinem Gespann unterwegs ist. Zusammen mit seiner Frau Monika nimmt er an Traditionsfahrten teil und arbeitet jeweils mit viel Disziplin darauf hin. Er achtet nicht nur auf die Fitness seiner Pferde, sondern auch auf seine. So steigt er schon mal vom Kutschbock und geht neben der Kutsche her.

Peter Bader hat in seinem dritten Lebensabschnitt die schönste Aufgabe gefunden, die den Lebenskreis mit der vergangenen Jugendzeit schliesst. Trotz Erfolgen im Beruf und im Traditionsfahren ist er auch im Alter von 71 Jahren bescheiden geblieben. «Wenn meine innere Zufriedenheit stimmt, ist auch mein Pferd zufrieden und der ­Erfolg die Konsequenz da­raus», meint er. Für ihn und seine Frau Monika ist das Traditionsfahren eine Zelebration alter Zeiten, ein Leben in der Vergangenheit.

Harte und wilde Jugend
Peter Bader wuchs auf einem kleinen Bauernhof in Binningen (BL) zusammen mit seinen zwei Brüdern auf. Jacques war Kavallerie-Wachtmeister und Max Trainsoldat. Peter war nicht vierjährig, als sein Vater an Krebs starb. Alle Last der Kinder lag nun auf den Schultern seiner Mutter. «Sie ’chrampfte’ fast Tag und Nacht für uns Kinder und nicht zuletzt sorgte sie auch für die Pferdegene in mir», erklärt Peter Bader. Sie war oft mit den Pferden in der Landwirtschaft unterwegs. Mit dem Zweispänner führte sie zwisch­endurch Rundholz zur Sägerei oder für den Zimmermann Dachstühle auf die Baustellen. Nicht selten startete sie noch im Dunkeln von Binningen ins 40 Kilometer entfernte Möhlin und kehrte erst spät abends mit einer Ladung Rundholz nach Hause.

Seine Brüder Jacques und Max (r.) machten ihren Militärdienst bei der Kavallerie und beim Train.

Damals sammelten Peter Bader und seine zwei Brüder zweimal pro Woche mit dem Einspänner «Säutränki» ein. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kam Ernst, ein ehemaliges Verdingkind, zur Entlas­tung in die Familie. Ernst wurde für die drei Buben immer mehr zum Vater­ersatz und zum vollwertigen Familienmitglied. Er arbeitete noch für den Generationenbetrieb der Fa­mi­lie Bader weiter.


Schnelle Wagen
In seiner Jugend liebte er schnelle Autos über alles. So lag es nahe, dass Peter Bader nach seiner Schulzeit in einer Porsche-Werkstatt Automechaniker lernte. Jo Siffert war damals sein Vorbild. «Ich selber brachte es nie zum Rennfahrer, aber zum fanatischen Töff-Fahrer», erinnert er sich. Später wechs­elte er zur Polizei und arbeitete bei der Kantonspolizei Baselland und zuletzt als Untersuchungsbeamter bei der Jugendanwaltschaft und beim damaligen Statthalter- und Untersuchungsrichteramt Arlesheim und Sissach.

Gute Noten in der Präsentation bilden die Basis für seine Erfolge.

Schon mit 21 Jahren heiratete er Erika und wurde kurze Zeit später schon Vater einer Tochter. Erika starb leider schon 2001 an Krebs. Später lernte er an seinem Arbeitsplatz in Sissach seine zweite Frau Monika kennen. Mit ihr begann für ihn ein neuer Lebensabschnitt. Seine Frau Monika, oder Moni, wie er sie nennt, hat auch ein Pferdeherz wie er. «Sie erinnert mich diesbezüglich immer wieder an meine Mutter», erzählt er.

Bewusst leben und überlegt handeln
Mit 60 liess er sich vorzeitig pensionieren. Es folgten dann seine schöns­ten Jahre. Sein Leben teilt er mit seiner Frau Monika und seinen Pferden. Baders Lebenshunger hat im Alter nicht abgenommen, für seine Passion trainiert er regelmässig und konsequent. Auf dem Trainingswagen ist ein Geschwindigkeits- und Dis­tanzzähler montiert, der die Leistung seines Pferdes aufzeichnet. «Dies gibt mir ein Tempo- und Zeitgefühl, das bei Traditionsfahrten ganz wichtig ist», sagt Bader. Wichtig ist ihm aber auch seine eigene Leis­tungsfähigkeit und Fitness. Unterwegs steigt er öfters von der Kutsche, nicht nur, um sein Pferd zu schonen, sondern auch, um den eigenen Körper auf Trab zu halten.

Bader freut sich über den Gesamtsieg am CAT in Lossburg 2018.

Peter Bader ist konsequent im Training und hart mit sich selbst.

Bodenarbeit der ­speziellen Art Mit dem Fahrrad fährt Peter Bader mehrmals am Tag zu seinen beiden Freibergerpferden Lorette und Flammirose in den nahe ­gelegenen Pensionsstall. Seine beiden Lieblinge sind grundverschieden. Während die zwanzig­jährige Lorette als schreckhaft und wenig verkehrssicher gilt, ist die vierzehnjährige Flammirose das Gegenteil. Als Fohlen erhielt sie noch durchschnittliche Noten, doch dann machte ihr Züchter und Ausbildner Willi Jufer aus Champoz im Berner Jura ein zuverlässiges Pferd aus ihr. Mit Ruhe und System bildete er sie an der Hand und später am Wagen aus. Peter Bader war von ihr schnell beeindruckt. Die konsequente Weiterführung der «Juferschen Pferdeausbildung» widerspiegelt sich noch heute in den französischsprachigen Kommandos, die Peter Bader braucht. Er macht noch heute mit ihr viel Bodenarbeit an der Hand und übt regelmässig auch das Manövrieren auf engem Raum. Selbst das Retourrichten macht die Stute ohne Widerwillen. Peter Bader sagt sogar: «Flammirose liebt die Bodenarbeit an den Leinen und vergisst dabei, dass sie keinen Wagen zieht.»

Erfolge mit ­Bescheidenheit
Peter und Monika Bader besuchen öfters Fahrkulturseminare im In- und Ausland. Regelmässig fahren sie auch mit Fahrkulturhis­toriker Andres Furger aus. Auch mit Max Häusermann, einem ausgewiesenen Stilisten unter den Traditionsfahrern, geniessen sie immer wieder spontane und stilvoll inszenierte Ausfahrten. Von beiden Kollegen lernt er viel, doch den eigenen Erfolg sucht er nicht im Kopieren, sondern in eigenen Lösungen. Peter Bader wohnt in einem Einfamilienhaus in Binnigen. Für seine Kutschen hat er in der Nähe einen Tiefgaragenplatz erworben. Doch dieser ist bereits voll belegt und so stehen zwei Wagen und ein Schlitten behelfsmässig mit Blachen abgedeckt auch unter einem Carport. In und um sein Haus leben auch Wachteln, Fische, Hühner, Meersäuli, vier Katzen und Lagotto-Hündin Sina. Die Schnüffelhündin ist auch beim Reiten und Fahren immer dabei und zwischendurch auch auf Trüffelsuche. Mit ihrer feinen Nase sucht sie die Delikatessen im Boden. So sorgt sie auch auf Turnierplätzen öfters für willkommene Überraschungen.

Ein Pferd genügt ­für den Erfolg
Für Peter Bader bedeutet der Einspänner das Ein und Alles. «Ich brauche für mein persönliches Fahrvergnügen nicht mehrere Pferde. Mir genügt es, die Augen auf ein Pferd zu richten», meint er. Durch diese Bescheidenheit kann er den Aufwand fürs Traditionsfahren in Grenzen halten. Ihm genügt ein Zugfahrzeug und Anhänger, um an Traditionsfahrten im In- und Ausland teilnehmen zu können. Peter und Monika leben ein gesundes Leben. Sie haben sich nicht bloss Disziplin, sondern auch Kondition auferlegt. Für den Weg zum Stall nehmen beide meistens das Fahrrad. Ihr Einsatz ist gross, auch wenn sie ihr Hobby nicht als Wettkampf ansehen, sondern viel eher als stilvolle und fahrerische Aufgabe. Präsentieren ist für sie kein reiner Schönheits­akt, der käuflich ist, sondern konsequente und seriöse Arbeit.

Erfolg im Traditionsfahren ist mit viel Arbeit und Disziplin verbunden.

Als ehemaliger Untersuchungsbeamter hat sich sein Leben geändert. Noch heute analysiert er im Alltag jeden Kutschenunfall und ist froh, dass er mit Flammirose nie kritische Situationen erlebt hat. «In aussergewöhnlichen Situationen denke ich, dass meine Mutter noch heute von oben herab auf mich blickt und mir Schutzengel schickt», sagt er.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 41/2018)

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