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Überlegen führt Fabrino (l.) mit Olivier Plaçais im Sattel auf der Zielgeraden im GP von St. Moritz. Fotos: swiss-image.ch/Andy Mettler
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Fabrino in eigener Liga

24.02.2015 13:46
von  Willi Bär //

­Ein entfesselter Fabrino hat der 76. Ausgabe des Grossen Preises von St. Moritz seinen ­Stempel aufgedrückt. Charlotte Haselbachs siebenjähriger Hengst siegte unter Olivier Plaçais mit acht Längen Vorsprung vor einem deutschen und einem englischen Pferd. Für Fabrinos ­Trainer Miro Weiss war es nach Treasure Bill und Song of Victory (2009) der dritte Sieg im, dieses Jahr mit 111'111 Franken dotierten, White Turf-Highlight.

Überraschenderweise war bei der PMU Marunas klarer Favorit. Wahrscheinlich hatten etliche deutsche Wetter namhafte Beträge auf den von Peter Schiergen in Köln trainierten Schimmelhengst gesetzt. Marunas hatte zwar im Vorbereitungsrennen eine ansprechende Figur gemacht, blieb damals aber klar hinter Cap Sizun und Fabrino, die auf der Rennbahn favorisiert wurden.

Tiefe Bahn – keinProblem für Fabrino

Der im Vorfeld reichlich gefallene Neuschnee mach­te das Galoppieren auf dem gefrorenen See zu einer kräftezehrenden Angelegenheit. So zeigten einige Pferde, darunter der bis dahin führende Sleeping Giant und Favorit Cap Sizun, auf der Gegenseite bereits Ermüdungserscheinungen. Fabrino dagegen schloss in äusserer Spur mit augenfälliger Leichtigkeit zur Spitze auf. Kurze Zeit blieb er noch bei den anderen Spitzenpferden, dann verabschiedete er sich von ihnen. Mit jedem Galoppsprung vergrösserte er seinen Vorsprung. Nachdem er mit einem jubelnden, kerzengerade in den Bügeln stehenden Jockey Olivier Plaçais den Zielpfosten gekreuzt hatte, dauerte es noch eine ganze Weile bis die ersten Gegner eintrudelten. Acht Längen betrug der Vorsprung des entfesselten Fabrino auf die vom Deutschen Marunas und dem Engländer Al Destoor angeführte Konkurrenz. Fabrino ist auch auf festem Geläuf zu guten Leistungen fähig, doch dass ihm tiefer Boden besonders liegt, hatte er schon im Juni 2011 bei seinem Derbysieg in Frauenfeld bewiesen.

«Footprints in the snow»

Der Sieg im Hauptereignis war nicht das einzige Erfolgserlebnis für den Stall Weiss. Bereits zu Beginn der Veranstaltung gewann Footprintinthesand den Grand Prix Moyglare Stud, ein mit 30'000 Franken dotiertes Sprintrennen über 1300 Meter. Unter Olivier Plaçais verwies der fünf­jährige Wallach Zarras und Burning Blaze auf die Plätze. Footprintinthesand trägt die grün-gelb-gewinkelten Farben des Appapays Racing Clubs, dessen Song of Victory 2009 den GP gewonnen hatte. Eben dieser Song of Victory beendete einige Stunden später seine Karriere mit einem vierten Platz.

Im für Vollblutaraber reservierten Rennen (1600 Meter, 36'000 Franken) musste der holländische Schneespezialist Alibaba del Sol nach seinen Siegen 2014 und vor zwei Wochen seine erste St. Moritzer Niederlage einstecken. Knapp geschlagen wurde er vom aus Schweden angereisten Al Janoob. Partnerin des zehnjährigen Routiniers war Astrid Wullschleger, die am Stall von Miro Weiss arbeitet.

Leta Joos sorgt für Premiere

Bis vor einigen Jahren – mit Ausnahme der Gründerzeit, wo es ein Paarfahren gab – war das Skikjöring fest in Männerhand. Innert kurzer Zeit haben sich nun Valeria Holinger und Leta Joos in der nicht ganz ungefährlichen Disziplin etabliert. Nach einem zweiten und einem fünften Rang vor Wochenfrist machte das Duo einen weiteren Schritt nach vorn.

Siegerehrung Skikjöring (v.l.): Erich Bottlang (2.), Franco Moro («König des Engadins») und Leta Joos (3.).

Von Decorum in Schlepptau genommen sorgte Leta Joos für den ersten weiblichen Sieg im Skikjöring. Hinter dem zweitplatzierten Acteur de L'Ecu (Erich Bottlang) bot auch die drittplatzierte Valeria Holinger, deren Zugpferd Painted Blue hiess, eine vorzügliche Vorstellung.

Gelungener Abschied einer Pionierin

Während Leta Joos ihren ersten Sieg feiern konnte, war es für Joanna Morgan der letzte. Die Trainerin der Stute Duchess Andorra, die das 1600-Meter-Rennen (15'000 Franken) gewann, hatte vor einigen Wochen das Ende ihrer Karriere bekannt gegeben. Die 61-jährige, die erst kürzlich in Irlands Hall of Fame aufgenommen wur­de, galt vor ihrer Trainerlaufbahn als Pionierin im Rennsattel. Ein halbes Jahrhundert nachdem die Wienerin Tuzzi Szenkovits in St. Moritz Rennen geritten und gewonnen hatte, war Joanna Morgan die ers­te weibliche Profi-Reiterin in Royal Ascot oder einem irischen Klassiker.

Rennpferdebesitzer Peter Aregger war im GP St. Moritz durch African Art vertreten. Der Sieger des Jahres 2012 und Vorjahresdritte spielte diesmal keine Rolle und belegte lediglich Rang elf im 15er-Feld. Dafür gewannen die Aregger-Farben, die in der Schweiz unter Stall Engelberg firmieren, dank ­Soundtrack das letzte Rennen des Meetings, ein mit 15'000 Franken dotiertes Flachrennen über 1900 Meter. Der im vergangenen Herbst in England ersteigerte Wallach siegte unter Milan Zatloukal mit über zehn Längen Vorsprung auf Theology. Trainiert wird der Sieger von Philipp Schärer in Elgg.

Terry Gahn auf und davon

Während einige seiner Konkurrenten der Anfangsgeschwindigkeit Tribut zollen mussten und bereits auf der Gegenseite fast im Schnee stecken blieben, stapfte Terry Gahn im GP der Traber (1700 Meter, 30'000 Franken) unbeirrt seines Weges, allein vor dem zunehmend aufgelösten Rest. Da er auch auf der Einlaufgeraden kaum nachliess, klaffte im Ziel eine riesige Lücke zwischen ihm und Rebecca de Corday (Silvan Krüsi) sowie Patchino (Evelyne Fankhauser) auf den Rängen zwei und drei. Caroline Huguelet, gleichzeitig Trainerin, Fahrerin und Besitzerin von Terry Gahn, ist eine wahre Schneespezialis­tin. Dank Titelverteidiger Terry Gahn und Oscar de la Rouvre hat sie die beiden bestdotierten St. Moritzer Trabrennen gewonnen und dazu noch drei Ehrenplätze belegt.

Terry Gahn gewinnt mit Caroline Huguelet im Sulky das Trabrennen über 1700 Meter.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 07/2015)

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