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Regierungsmänner fahren im Landauer zur Landsgemeinde.
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Haubenparade mit Rössern

17.01.2017 14:46
von  Werner Schönenberger //

Das Silvesterchlausen im Appenzeller Hinterland ist ein wunderschöner Brauch, wenn nicht sogar eine hochstehende Kunst. Die Chläuse beeindru­cken dabei nicht bloss durch ihre imposanten Hauben und Gewänder, sondern auch durch klangvolle Gesänge, den sogenannten «Zäuerli». Die Landschaften auf ihren Köpfen zeigen abgestimmte Situationen aus dem Alltag und dem Brauchtum. Dabei spielt auch das Pferd immer wieder eine wichtige Rolle.

Entstanden ist der Brauch vor über 200 Jahren, als sich die Urnäscher weigerten, den gregorianischen Kalender anzuerkennen. Sie hielten hartnäckig am alten julianischen fest und feiern deshalb im ganzen Appenzeller Hinterland auch noch zusätzlich am 13. Januar den «Alten Silves­ter».

Rolle-Wiiber- und Mannevölcher

In den frühen Morgenstunden ziehen die «Chläusenschuppel» von Hof zu Hof und stimmen immer wieder sogenannte «Zäuerli» an. Nach einem Schluck Weiss- oder Glüh­wein und einem «Säg Dank ond e guets Neus» verabschieden sie sich mit einem kräftigen Händedruck. Tagsüber sind sie eher in Dorfnähe und am Abend in öffentlichen Räumen und in Restau-rants anzutreffen. Der anstrengende Tag dauert meist mehr als 18 Stunden. Unter allen Kostümen stecken Männer und tragen als «Rolle-Wiiber» verkleidet einen Gurt mit meist 13 kleineren Schellen und die «Mannevölcher» je eine grosse Glocke auf der Brust und auf dem Rücken. In diesem Jahr sind im ganzen Appenzeller Hinterland an beiden Silvestertagen schätzungsweise 60 Gruppen unterwegs, darunter auch einige sympathische «Goofe-Schuppel».

Die Schwägalppost von Postillion Werner Stauffacher. 

Chronisches Chlausenfieber 

Einer der Silvesterchläuse, der in seinem Leben über zehn Hauben mit Pferdesujets hergestellt hat, ist Köbi Dietrich, Landwirt aus Herisau. Auf seinen liebevoll dekorierten Hauben leisten die edlen Vierbeiner ganz unterschiedliche Einsätze. Keines ist gleich und jedes hat seinen eigenen Stil. «Ich war vier Jahre alt, als ich erstmals bei dem Sil­ves­terchlausen mitmachte, und seither bin ich von dieser ‘Krankheit’ besessen. Im Herbst organisieren wir uns jeweils und beginnen meist abends mit der Herstellung der Hauben. Von da an sind wir vom Chlausenfieber gepackt und in der Freizeit kaum mehr ansprechbar», meint er.

Typisches Haubensujet: der Appenzell-Ausserrhodische Bloch.

 

 

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 02/40)

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