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Corina und Stefan Wild mit ihrer bunten Ponytruppe.
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Kleine Ponys – grosse Vielseitigkeit

15.01.2019 10:01
von  Corinne Hanselmann //

Ob Showauftritt, Fahrturnier oder Unterrichtsstunden mit Kindern. Corina Wild und ihre sieben Ponys sind sehr vielseitig unterwegs. Ihr Hobby hat die 33-Jährige vor vier Jahren zum Beruf gemacht und es bis heute nicht bereut.

Sieben Ponys tummeln sich in Corina Wilds Freilaufstall im aargauischen Bözen. Aufmerksam beobachten sie den Besuch und ihre Besitzerin, die ein Podest und ein Sofa mitten im Auslauf bereitstellt. An­schliessend setzen sich auf Kommando drei Ponys aufs Sofa, wäh­rend das grösste Pony Skun­ky aufs Podest steigt. Die Vierbeiner arbeiten sichtlich gerne mit und freuen sich übers Lob.

Skunky war Corina Wilds erstes Pony und begleitet sie nun schon einige Jahre.

Schon als kleines Kind fühlte sich Wild von Pferden angezogen. Als sie etwa zehn Jahre alt war, begann sie Reitstunden zu nehmen. Nach der Schulzeit folgte die Lehre als Pferdepflegerin in einem Reit- und Fahrstall. Wild genoss den Kontakt mit Pferden und scheute die körperliche Arbeit nicht. Während der Lehre wurde auch der Grundstein für ihre Liebe zu Ponys und ihrer heutigen Arbeit mit ihnen gelegt. «Im Lehrbetrieb war ein Shetty untergebracht, welches von seinen Besitzern sehr vielseitig gearbeitet wurde», erzählt Wild. «Das faszinierte mich und ich wünschte mir, irgendwann auch ein Shetty zu besitzen und genauso vielfältig zu beschäftigen.» Im Lehrbetrieb lernte Wild das Fahren und absolvierte das Fahrbrevet. «Nie hätte ich damals gedacht, dass ich jemals so aktiv fahren werde, wie ich es heute tue», gibt sie zu.

Ein Pony kommt selten allein

Nach der Lehre kam das ers­te eigene Pony Skunky, ein 137 Zentimeter grosses Mischlingspony, zu Corina Wild. Während zwei Jahren arbeitete die Pferdepflegerin noch auf dem Beruf. «Dann wollte ich mal etwas anderes sehen», so die 33-Jährige. Sie fand einen Job in der Kommissionierung bei einem Versandhandel. In der Zwischenzeit kam das zweite Pony Suleika dazu, eine Shettystute aus der Zucht einer Kollegin. Wild hielt ihre beiden Vierbeiner von nun an in Eigenregie hinter dem Elternhaus.

Die Ponys beherrschen verschiedene Zirkuslektionen.

Ein Schopf wurde in einen Stall umfunktioniert und ein Auslauf angelegt. Ein Jahr nach Suleika übernahm Corina Wild auch den Vollbruder Nagid. Mittlerweile sind noch der 82 Zentimeter kleine Charly, das dunkle Zweiergespann Timo und Smoky sowie das Jungpony Xantos dazugekommen. Heute lebt Corina Wild mit Ehemann Stefan, Hunden, Katzen, Nagern und den sieben Ponys in Bözen.

Reiten steht nicht an erster Stelle

Das Fahren ist die Hauptarbeit der Ponys. Fast jede mögliche Anspannungsmöglichkeit zwischen ein- und fünfspännig hat Wild schon ausprobiert. Daneben beschäftigt sie ihre Ponys mit Einheiten an der Doppellonge oder Longe, Zirkuslektionen, Bodenarbeit, Langzügelarbeit oder Freispringen. «Viel Abwechslung ist mir wichtig», so die gelernte Pferdepflegerin. Corina Wild gibt auch Unterricht für Kinder. Bis vor einigen Monaten waren dies noch Reitstunden.

Corina Wild arbeitet ihre Ponys unter anderem auch am Langzügel.

Doch das Gefühl sagte ihr irgendwann, dass die Ponys daran keinen Spass mehr haben und vor allem psychisch zu wenig gefordert sind. So entschied sie sich, nur noch Kinderstunden anzubieten, welche die Vielfalt der Bodenarbeit vermitteln und nur noch gelegentlich das Reiten beinhalten. Vielen Kindern gefällt die Umstellung und sie sind mit Freude dabei. Einige haben jedoch in einen Stall gewechselt, wo sie reiten können. «Ich habe Verständnis dafür, wenn sie auch reiten wollen», so Corina Wild. Einmal monatlich wird auch in ihren Kinderstunden geritten.

Abwechslung macht die Arbeit spannend

Auch Erwachsenen erteilt die junge Frau Unterricht. «Angefangen hat es mit Anfragen fürs Einfahren von Ponys», erzählt sie. «Auch Zirkuslektionen-Unterricht war gefragt. Ich habe dies lange neben meiner Vollzeitarbeit gemacht. Dann hatte ich die Möglichkeit, auf 60 Prozent zu reduzieren und mehr Unterricht und Kurse zu geben.» Vor vier Jahren hat Wild den Schritt gewagt und sich selbstständig gemacht. «Bereut habe ich es bis heute nicht, obwohl es nicht immer einfach ist.»

Vierspännig unterwegs mit Ponypower.

Zu den Kunden gehören schon lan­ge nicht mehr nur «Ponyleute». Auch Besitzer von Grosspferden bis hin zum Shirehorse profitieren von ihrer Erfahrung vor allem im Bereich Zirkuslektionen und Doppellonge. «Die grosse Abwechslung ist das, was es spannend macht», so Corina Wild. «Und es hat mir gezeigt, dass man von Tier zu Tier flexibel sein muss und die Arbeit einfach nicht mit jedem Pferd oder Pony gleich funktioniert.»

Fonduekutsche im Kleinformat

Neben dem Unterricht bietet Wild auch Kutschenfahrten mit ihren Ponys an – für Geburtstage, Hochzeiten oder Ausflüge. Sogar Fonduefahrten kann man buchen. In einem von ihrem Mann Stefan selber umgebauten Wagen können zwei bis fünf Personen während der Ausfahrt ein Fondue geniessen. «Bei uns können auch kleine Gruppen eine Fonduefahrt buchen – es muss nicht gleich ein ganzer Gesellschaftswagen gefüllt werden.» Auch auf Turnierplätzen ist sie unterwegs. In der vergangenen Saison hat Wild erfolgreich mit dem Zweispänner Timo und Smoky an der ZKV-Trophy teilgenommen. Mit ihrem grössten Pony Skun­ky hat sie vor wenigen Monaten die Fahrlizenz gemacht.

Mit einem Römerwagen fuhr Corina Wild an der Galashow der BEA Pferd in Bern mit.

Damit darf sie nun auch an Kurzprüfungen mit Dressurprogramm und sogar an Vollprüfungen mit Marathon teilnehmen. «Mal schauen, ob wir das in der nächsten Saison mal wagen wollen», blickt Corina Wild in die Zukunft. Auch an Prüfungen im Holzrücken oder Bodenarbeit und mit Reitkindern an Gym­khanas, Gehorsam oder Shetty-Springen sind Wilds und ihre Vierbeiner anzutreffen. Auch Corinas Mann Stefan hat sich nämlich von den Ponys begeis­tern lassen und nimmt mittlerweile sogar selber an Turnieren teil.

Schauerprobte Zwei- und Vierbeiner

Im Frühling ist Wild mit vier am Römerwagen eingespannten Shettys an der Galashow der BEA Pferd in Bern mitgefahren. Auch Auftritte am Langzügel gehören zum Repertoire. Etwa vor sechs Jahren hat Corina Wild eine Gruppe gegründet, die Quadrillen  mit Ponys am Langzügel einstudiert. «Das war eine spontane Idee, von der sich schnell andere Ponybesitzer begeistern liessen», erinnert sie sich. In Spitzenzeiten waren es 24 Ponys mit ihren Besitzern, die sich monatlich in Eiken zum Training trafen. Derzeit sind es etwa acht Paare, die gemeinsam für Showauftritte üben.
Wenn Wild mit ihren «kleingeratenen Pferden» unterwegs ist, erhält sie oft Reaktionen. «Die meisten Leute sind ganz erstaunt und verblüfft, was man alles mit Ponys machen kann und dass man sich so viel Mühe macht, um sie so vielseitig zu beschäftigen. Ich finde aber, die Ponys sind viel aufgestellter, wenn sie Abwechslung haben, im Kopf beschäftigt werden und nicht nur als Kinderreitponys gebraucht werden. Das ist auch das, was ich den Schülerinnen und Schülern im Unterricht gerne mitgeben möchte: dass sie ihre Pferde abwechslungsreich beschäftigen und dadurch motivieren sollen.» Die Vierbeiner seien dadurch viel ausgeglichener und viel offener Neuem gegenüber, ist die Ponybegeisterte überzeugt.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 2/2019)

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