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Symbolfoto: Schicksalsschlag für die Familie Spinas. 
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Machtlos gegenüber dem Schicksal

08.09.2020 16:34
von  Sascha P. Dubach //

Unglaublich was Carmen und Claudio Spinas in der vergangenen Woche in ihrer Reitschule im luzernischen Schüpfheim erleben mussten. Vier ihrer Pferde überlebten eine durch Botulismus verursachte Vergiftung nicht. Ein Schicksalsschlag, der für alle Beteiligten nur schwer zu verarbeiten ist. Alles, aber auch wirklich alles wurde unternommen, um die Vierbeiner zu retten, doch leider hat nichts mehr genützt.

Botulismus bedeutet, dass im Futter Clostridium-botulinum-Bakterien in sauerstofffreier Umgebung das hochgiftige Toxin Botilium produzieren. Dieses führt zu Lähmungen der Muskulatur des Bewegungsapparates, der Kau- und Schluckmuskeln sowie der Atemmuskulatur. Schliesslich sterben die Tiere an einem Atemstillstand. Die Sterberate ist enorm hoch. Pferde, aber auch Rinder oder Schafe können sich über Silage und Heu anstecken, welches mit Kadavern von Kleintieren (zum Beispiel Nagern) verunreinigt wurde. Genau das ist der Familie Spinas Ende August passiert. «Von unserem Futterproduzenten aus der Region haben wir wie immer einen 250-Kilo-Ballen Heulage geöffnet und kontrolliert. Das Heulage roch normal und sah gut aus. Also packten wir einen Teil in die Heuraufe für unsere Stutengruppe», erzählt Claudio Spinas. «Was wir erst später merkten, in der Mitte des Ballens lag eine tote Katze. Da war es schon zu spät! Unsere Vierbeiner hatten schon zu viel vom Heu gefressen. Unser Fohlen Sisco konnte schon nach nur zwölf Stunden nicht mehr selbstständig aufstehen.» Die beiden Reitlehrer – die seit drei Jahren in Schüpfheim die Reitschule betreiben – setzten alle Hebel in Bewegung. Mit dem Fohlen, welches nur noch liegend transportiert werden konnte, und dessen Mutter Gina fuhren sie sofort in die Tierklinik Dalchenhof. Es wurde alles Menschenmögliche versucht, vom Magenausspülen bis zu einer im Nachgang verabreichten Botulismus-Impfung. Nichts nützte. «Es ist der blanke Horror, man hat eigentlich keine Chance», so Spinas. «Schon wenige Gramm des mit dem Bakterium verseuchten Heu kann tödlich sein.» Obwohl Gina wieder nach Hause durfte, konnte auch sie sich nicht mehr erholen. Und so kam es, dass die Familie Spinas innerhalb von nur fünf Tagen ihre Vierbeiner erlösen musste. Sisco, India, Gina und Tamina – vier kerngesunde Pferde, die alles für ihre Besitzer bedeuteten, schafften den Kampf gegen das Gift nicht. «Keine Worte und Bilder können unseren Verlust beschreiben. Diese Pferde haben uns so viel geschenkt», so Carmen Spinas traurig. Einzig die fünfte Stute der Gruppe, Perana, hat den Vorfall bis jetzt überlebt. «Sie ist heikel im Futter, hat vielleicht wenig oder nichts abbekommen. Aber es ist nach wie vor kritisch, auch sie könnte das Gift in sich tragen», so Gatte Claudio.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 36/2020)

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