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Auch Offenstallhaltung wird auf dem Rheinsberghof angeboten.
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Motivation pur

24.05.2016 09:34
von  Katja Stuppia //

Sie lebt für den Militarysport, führt gemeinsam mit ihrem Mann Markus den Rheinsberghof in Bülach, macht die Administration für sämtliche CC-Veranstaltungen, ist CC-Chefin im OKV, arbeitet für den Zürcher Turnverband, Abteilung Spitzensport, in der Administration und ist Familienfrau und Mutter: Yvonne Bont aus Bülach.

Absolviert man ein solches Pensum wie Yvonne Bont, ist dies nur so möglich: Man ist mit Leidenschaft und Herzblut dabei, liebt seine Aufgaben, hat Motivation und kann motivieren und weiss aber im richtigen Moment, sich abzugrenzen. So, wie Yvonne Bont. An diesem Samstagmorgen steht sie im Sekretariatswagen mitten im CC-Gelände auf dem Rheinsberghof. Der 16-jährige Sohn Oliver ist am Computer beschäftigt, etwa fünfzehn Helfer kleiden sich daneben gerade mit Helfershirts ein, Reiterinnen bringen ihre Pässe vorbei und haben gleichzeitig noch die eine oder andere Frage. Es ist CC bei ihr zu Hause. Yvonne Bont ist Dreh- und Angelpunkt – und managt jede Frage, jedes Problem, jede Aufgabe mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

Yvonne Bont.

Traditioneller Betrieb in Bülach

Die Schweizer Military­szene ohne Yvonne Bont, das ist schon fast nicht mehr auszudenken. Dabei begann alles auf dem Rheinsberghof, auf dem Yvonne mit ihren Eltern Jak und Nelly Meier und ihren Schwestern Karin und Doris aufwuchs. Die Eltern führten bereits früher einen Pensionsbetrieb und organisierten Militarys auf dem wahrlich dafür prädestinierten Gelände rund um den 10 Hektaren umfassenden und 1947 von den Grosseltern erbauten Hof.

Yvonne und Markus Bont mit ihren Söhnen David (links) und Oliver.

Seit den 80er-Jahren leben auf dem Rheinsberghof Pferde. Nebst dem grosszügigen Militarygelände gehören auch eine Halle, eine Führanlage, zwei Reitplätze und ein Springplatz zum Grossbetrieb. Und seit dem 1. Januar führen Yvonne und Markus Bont auch den benachbarten Schlattihof, der ebenfalls ein Pensionsbetrieb ist. Dazu baut Betriebsleiterin Rosmarie Enz dort eine Western-reitschule auf.

Keine angefressene Reiterin

Obwohl mit Pferden aufgewachsen, war Yvonne Bont im Gegensatz zu  ihren beiden Schwestern, die im Military- und Dressursport zu Hause waren, nie eine angefressene Reiterin. «Natürlich hatte ich in der Kindheit ein Pony und später ein Pferd. Als dieses aber starb, war es für mich okay, meine reiterliche Karriere nicht mehr weiter zu verfolgen.» Als sie mit 18 Jahren mit ihrem späteren Mann Markus zusammenzog, hatte sie der Reiterszene sogar zwischenzeitlich den Rücken gekehrt.

Eingespieltes Team: Yvonne und Oliver Bont.

Bei der Organisation des Militarys, das ihre Eltern damals zu Hause organisierten, waren sie und ihr Mann Markus aber immer zur Stelle. «Ich war für die Administration zuständig und weil sich mein Mann als Informatiker bes­tens auskannte und die Auswertung an Militaryprüfungen immer etwas kompliziert war, begannen wir, ein entsprechendes, auf Access basiertes Programm zu entwickeln.»

«Mybo» – ein Begriff

Inzwischen ist «Mybo» – eine Abkürzung von Markus und Yvonne Bont – ein Begriff und was vor 20 Jahren im Kleinen begann, ist heute quasi zum Imperium geworden. Keine Schweizer CC-Veranstaltung will auf das Auswertungsprogramm und damit auf Yvonne Bont verzichten. Mit ihrem Mann Markus, dem 16-jährigen Sohn Oliver und Marianne Baumgartner hat sie kompetente Partner an ihrer Seite, die sie zu Hause und auf den Veranstaltungen tatkräftig unterstützen.

Familienbande: Jak (links) und Nelly Meier gemeinsam mit Tochter Yvonne und Schwiegersohn Markus.

Und so war sie plötzlich auch zu Hause wieder von Pferden umgeben. Als ihre Eltern nämlich vor 12 Jahren kürzer treten wollten, die ältere Schwester Karin gemeinsam mit ihrem Mann Alois Leisibach dessen elterlichen Betrieb übernommen hatte und auch die andere Schwester Doris kein Interesse an der Übernahme des Rheinsberghofs hatte, ermunterte Yvonnes Mann Markus seine Frau, den Schritt zu wagen. «Seit 18 Jahren sind wir auf dem Rheinsberghof zu Hause, seit 12 Jahren führen wir nun den Betrieb, haben 45 Pensionäre und ausgezeichnete Mitarbeiter, die uns viel Arbeit abnehmen», erklärt Yvonne Bont und fügt an: «Markus ist der Buchhalter und Handwerker, ich bin vor allem in der Administration tätig und als  ­Ansprechspartnerin für die Pensionäre. Das alles klappt sehr gut.» Eine gute Organisation ist alles! Das zeichnet sich in allen Lebensbereichen der Familie Bont ab.

Bei den Besten

Denn wenn Familie Bont nicht auf den Turnierplätzen ist am Wochenende, dann begleitet sie den 14-jährigen Kunstturner David an Wettkämpfe. Der jüngere der Bont-Brüder trainiert sage und schreibe 28 Stunden wöchentlich im Leis­tungszentrum Rümlang und gehört schweiz­weit zu den fünf besten seiner Altersklasse.

Ob im Golfwagen oder auf dem Sekretariatswagen: Yvonne Bont erledigt ihre Aufgaben mit einem Lachen auf dem Gesicht.

In diesem Zusammenhang kam Yvonne Bont auch zu ihrem 60-Prozent-Pensum beim Zürcher Turnverband. Sie arbeitet in Volketswil in der Spitzen­sportadministration. «Ich bin aber nur etwa zwei Tage im Büro, das restliche Pensum erledige ich von zu Hause aus», erklärt die ausgebildete Detailhandelsangestellte.
Als wäre dem nicht genug, übernahm sie vor acht Jahren im OKV den überraschend frei gewordenen Pos­ten der CC-Chefin. «Das passt gut zu meinen Administrationsaufgaben an den CC-Anlässen», sagt sie und fügt an: «Ich kann so nicht nur im OKV-Gebiet, sondern schweizweit einiges bewirken.»

Den CC-Sport weiterentwickeln

Und das tut die Bülacherin mit Leidenschaft. Am sich rasant wandelnden CC-Sport ist sie in diversen Bereichen massgeblich beteiligt. Sie war es, die die heute so gefragten und beliebten Geländestilprüfungen genauso ins Leben rief wie den «brandneuen» CC-Senioren-Cup. Sie war seit Beginn dabei, als die von Jörg Bodenmüller initiierten Jump-Green-Prüfungen vor acht Jahren erstmals ausgetragen wurden und sie wird nicht müde, «alte» und junge CC-Freunde zusammenzubringen.

Die Familien Meier und Bont riefen, ältere und jüngere Buschreiter und Turnierveranstalter folgten gerne der Einladung zum Apéro auf dem Rheinsberghof in Bülach.

«Das Wissen der älteren Generation darf nicht verloren gehen. Ein Austausch ist wichtig.» Auch deshalb organisierte sie am letzten Wochenende am CC in Bülach ein Treffen der «Ehrengarde». Und der Einladung folgten jüngere und ältere Buschreiter und Veranstalter gerne. So kam es in Bülach zu einer «Klassenzusammenkunft».

Wie eine Familie

Das passt, denn Yvonne Bont fasst es treffend zusammen: «Wir sind eine Familie, die Szene ist überschaubar und ich erlebe bei den Buschreitern wie kaum in einer anderen Reitsportsparte einen so engen und guten Zusammenhalt. Die Militaryreiter sind einfach die Bes­ten.» Und weil Yvonne Bont genauso denkt und handelt, hat die Familienfrau auch nie Probleme, Helfer für ihren CC zu finden.
Nebst den Pensionären und der ganzen Familie reisen aus allen Ecken der Schweiz meist aktive Reiter an, sind als Streckenpos­ten auf dem Gelände tätig, backen Kuchen für die Festwirtschaft oder sind als Schreiber oder als Helfer am Grill und in der Festwirtschaft tätig. Eben wie eine Familie.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 20/2016)

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